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Ich! … oder doch wir? (Teil 2)

Ich! … oder doch wir? (Teil 2)

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Von Frank Bertemes

(Teil 1 finden Sie hier.)

Natürlich soll es in diesen Gedanken eines kritischen, mündigen Bürgers nicht darum gehen, sich dem Zeitgeist partout widersprechend mit irgendwelchen von vorneherein negativen Vorurteilen schriftlich und öffentlich zu «Wort» zu melden und die digitale Gesellschaft der Zukunft, die egal wie kommt, zu verteufeln, abgesehen einmal davon, dass die Mehrheit seiner Zeitgenossen diesen Versuch sowieso als total lächerlich abtun würden – das also mitnichten!

Wenn man nämlich selbst durchaus digital aktiv ist, sollte man derartige «moralisierende» oder besserwisserische Töne sowieso tunlichst unterlassen. Trotzdem kann ein kritisches Hinterfragen auch in diesem Kontext kaum schaden.
Und in dem Sinne sind diese Zeilen auch gemeint.

Dies klargestellt, weiter im Text – und das mit durchaus intelligenten Fragen und Feststellungen wie etwa folgenden: Kulturübergreifende Netzwerke, universales Wissen für jeden, Nähe zu Menschen in der Ferne, ständige Erreichbarkeit: Wie verändert die digitale Kommunikation unseren Alltag, unsere Wahrnehmung der Welt, individuelle Meinungsbildungsprozesse und unsere Gesellschaft? Und wie können wir die Vorteile nutzen, die uns die dynamische und heterogene Netzkultur bietet? Positiv betrachtet also.
Wie etwa deutsche Schüler, die in einem sehr lesenswerten Beitrag in der renommierten Zeit ihr Kommunikationsverhalten analysieren und Beispiele aufführen, wie der digitale Raum ihr Leben beeinflusst.

Analyse

Sie analysieren, welche Quellen sie nutzen, um sich über gesellschaftspolitische Fragen zu informieren, und erörtern, welche Rolle insbesondere die Netzgemeinde bei der eigenen Meinungsbildung spielt.

Sie entwickeln Thesen, auf welche Weise die digitale Öffentlichkeit einen konstruktiven Beitrag zur Informations- und Meinungsbildung in einer demokratischen Gesellschaft leisten kann.

Wohlwissend, dass die digitale Kommunikation uns verändert. Wir pflegen Beziehungen nicht nur im realen Raum, sondern führen sie im digitalen Raum fort. Wir nehmen Meinungen einer großen, heterogenen Menschenmenge auf und können uns der sogenannten Schwarmintelligenz anschließen – oder eben auch nicht! Das sei durchaus einschränkend bemerkt. Ohne allerdings die Frage aufzuwerfen, was denen blüht, die sich der zukünftigen Entwicklung verweigern werden … Nur: Geht das überhaupt? Wir sind rund um die Uhr erreichbar, und man erwartet rund um die Uhr unser Feedback. Oder eben auch nicht, wenn man sich dem verschließen will, wie erwähnt.

Nutzen und Risiken

Das Leben im POPC («permanently online, permanently connected)», im permanenten Netzeinsatz also, birgt zugleich Chancen und Risiken – für uns persönlich und die Gestaltung unserer Gesellschaft. Zwar ist es möglich, schnell und mobil Wissen einzuholen, aber zuverlässige Informationen gewinnt man erst nach gründlicher Analyse und einem Vergleich der Inhalte und Quellen.

Das sind jedenfalls schon mal Fakten, die eindeutig sind und mit denen man sich inhaltlich auseinandersetzen muss, sofern man ein kritisches Denken aufrechtzuerhalten bereit ist, versteht sich. Ferner gibt es noch folgende Fragestellungen, die inhaltlich sehr interessant sind: Inwiefern bereichert die digitale Kommunikation unser Leben (Information, Freundschaften, sozialer Halt, Meinungsbildung, Mitbestimmung, Schreibanlässe, Selbstbewusstsein usw.)?

Oder auch: Inwiefern ist die digitale Kommunikation ein Stressfaktor (Konflikte/Mobbing, Gefühl der Fremdbestimmtheit, Druck, «on» sein zu müssen, Oberflächlichkeit, Unverbindlichkeit usw.)?

Problemlösungen

Dann allerdings eine mehr als fragwürdige «Praxis», die sich unweigerlich im Alltag der Arbeitswelt eher bedenklich «etablieren» wird, und zwar im Kontext, wie wir künftig Probleme «lösen» werden: Wissenszugang ersetzt Wissen, wie viel jemand weiß, wird dank der Kultur des erwähnten POPC zunehmend irrelevant. Ist doch der Zugriff auf anderswo gespeichertes Wissen und auf vertrauenswürdige Personen jederzeit und allerorts möglich. Damit relativiert sich unser Umgang mit Problemen, zum Beispiel das gründliche Einlesen in eine Materie.

Und eben das ist ein bedenkliches Zukunftsszenario, das man kritisch hinterfragen muss – besonders in der alltäglichen Praxis der Arbeitswelt. Ist der, der weiß, nur mehr ein nützlicher Idiot, sofern er sich nicht zu wehren versteht? Ein Mitarbeiter, dessen Wissen von anderen missbraucht wird? Eine vielleicht provokatorische Frage …

Natürlich kann man das alles positiv betrachten und sagen, dass die permanente Vernetzung mit Freunden oder Bekannten (theoretisch) auch das verfügbare Potenzial für die Kreativität steigert. Wenn 100 Menschen ihre Ideen äußern, steigt die Chance, dass eine brauchbare dabei ist. Darunter leiden könnte die Innovationskraft des Einzelnen, der, bevor er selbst grübelt, erst einmal routinemäßig die «Schwarmintelligenz» nutzt. Ist auch bequemer so …

Doch nun zum Titel – mit Satzzeichen – zurück: Ist es das, was man dann unter dem «Wir» verstehen wird?
Ist das etwa alles «gut so» …!?

Ich, Wir, Du, Es …? Ist doch egal – Hauptsache, Du machst Dein Ding!
… natürlich: d i g i t a l!

Dieses Thema wird natürlich fortgesetzt …