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Glaubwürdigkeit?

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Frank Bertemes über die Glaubwürdigkeit der christlichen Kirchen

«Nur wenigen ist ihre Glaubwürdigkeit mehr wert als Geld»: Sallust. Oder auch: «Der Ehrgeiz veranlasst viele Menschen, falsch zu werden; etwas anderes in der Brust verschlossen, etwas anderes auf der Zunge bereithalten; Freundschaften und Feindschaften nicht nach ihrem wahren Wesen, sondern nach dem Vorteile zu schätzen, und mehr nach dem Äußeren, als nach dem Inneren gut zu sein.» So Sallust weiter. Gaius Sallustius Crispus (deutsch Sallust), der von 86 bis 35 oder 34 vor der «christlichen» Zeitrechnung in Rom lebte, war ein römischer Geschichtsschreiber und Politiker.

Glaube, Umkehr, Buße, Erbsünde, Reich Gottes, Leib Christi. Das Bodenpersonal eines vermeintlichen «Gottes», das diese Wörter einer bestimmten Glaubensrichtung formelhaft im Mund führt, und dies in vielerlei Hinsicht in ihrem Fachvokabular im Rahmen ihrer «Berufung» des Alltags und je nach Gelegenheit einzusetzen beliebt, ist vielen von uns mehr als fragwürdig geworden und hat selbst in den inneren Kreisen ihrer sogenannten «Glaubensgemeinschaften» – und der Plural ist aufgrund dessen, was folgen wird, durchaus berechtigt – im Laufe der Zeit immer mehr an Glaubwürdigkeit verloren.

Seitdem ihr glaubensempfängliches Fußvolk, das glücklicherweise immer mehr die Marschrichtung des religiösen Irrsinns verlassen oder aufgegeben hat, die Geschichte der christlichen Kirchen kennt oder auch erst später erkannt hat, und die Formeln selbst ihnen – und uns Atheisten längst schon – seltsam leer, sinnlos oder zumindest sinnentleert klingen, und seitdem auch wohl der Dümmste erkannt hat, dass ihr «Jesus» nicht wirklich auf dem Wasser herumgelaufen ist und seit bekannt ist, dass ein Acker, der mit Dünger versorgt und mit Weihwasser besprengt wird, wesentlich besser gedeiht als ein Acker, der nur mit Weihwasser besprengt wird, ist die Glaubwürdigkeit der christlichen Sekten, die sich der Einfachheit halber «Kirche» nennt, immer mehr zur Farce degradiert. Und, als aufgeklärter Bürger gesagt, ist das auch gut so!

Mehr als zwei Milliarden sogenannte «Christen» leben derzeit auf diesem Planeten, und wer in der etwas weiter gesponnenen Gretchenfrage, die den Klerikern und Syfel-Brüdern natürlich in der Form, wie sie im Original gestellt wurde, kaum gefällt, tatsächlich herauszufinden versucht, wie es denn so in puncto Glaubwürdigkeit der christlichen Kirchen steht, man also nach der Wahrheit sucht, die sie eint, welchen Auftrag sie zu haben glauben und was heute unter «Volk» oder gar «Reich» (ihres) Gottes zu verstehen sei, wird nicht nur in und an aller Objektivität zweifeln, ja riskiert sogar zu verzweifeln.

Diese Aussage stammt nicht etwa aus der Feder eines «bösen» Atheisten, sondern aus derjenigen eines Autors, der sich als gläubiger Mensch mit der Wirkung der christlichen Lehre in ihrer geschichtlichen Entfaltung in aktueller Situation beschäftigt. Eine sehr lehrreiche Lektüre für Gläubige und Nichtgläubige übrigens, die eben – aus welcher Ursache auch immer – neugierig auf das Christentum sind.

Orthodoxe Wahrheiten

Und dass in diesem Kontext ein Blick zurück zu den Ursprüngen des Christentums im «Alten und Neuen Testament» sinnvoll ist, dürfte wohl klar sein. Doch das soll nicht Inhalt dieses Textes eines Religionsresistenten sein, der sich allerdings gerne kritisch mit der Religionsfrage an sich auseinandersetzt. Das soll auch der Sinn dieses Beitrages sein. Mehrere «orthodoxe Wahrheiten» (griechisch, russisch, serbisch, koptisch) liegen im Widerstreit mit Hunderten von evangelischen, reformierten, anglikanischen, freikirchlichen, fundamentalistischen und pfingstlerischen Varianten, es gibt Lutheraner, Calvinisten, Zwinglianer, Pietisten, Quäker, Evangelikale, Baptisten, Unitarier, Mennoniten, dazu fließende Übergänge zu einer Vielzahl christlicher Sekten, und über alle wölbt sich das Eine, vielmehr die «eine große Wahrheit», die una Sancta Catholica, die aus ihrer Sicht und natürlich unanfechtbar das Monopol auf eben diese Wahrheit innehat.

Diese in übertriebener und arroganter Selbsteinschätzung «unserer» Amtskirche einzig existierende «wahre Kirche» mit entsprechend erklärtem Wahrheitsmonopol ist wohl die einzige Erklärung für den Mantel des Schweigens, den diese Machtkirche der Katholiken über die wahnsinnige Vielfalt des Glaubens der christlichen Kirchen generell hüllt und dies in der erklärten Absicht, ihrer Glaubensklientel so wenig Erklärungen – die die Protagonisten in Amt und Würden der katholischen Machtkirche freilich sowieso nicht geben können – wie nur irgend möglich geben zu müssen.

Darüber hinaus – und das kann der Schreiberling dieser Zeilen nur aus persönlicher Erfahrung bestätigen – wissen viele Gläubige und auch diverse aus den öffentlichen Schulen glücklicherweise verbannten «Katecheten» mit leider oft erschreckend schwacher Allgemeinbildung, die man allerdings viel zu lange auf unschuldige Kinder losgelassen hat – sehr wenig bis rein gar nichts über diese «christliche» Vielfalt, denn spätestens dann würden sich so einige Fragen über die Glaubwürdigkeit «ihres» Glaubens an den «einen Schöpfergott» stellen.

Und auch nichts über das weite Dach des globalen Katholizismus, das über ein buntes Volk, das vom «Opus Dei» bis zu den lateinamerikanischen Befreiungstheologen reicht und dazwischen noch viel Platz für die verschiedensten Ordensgemeinschaften und diverse afrikanische, asiatische, amerikanische und europäische Spielarten der «einen» Weltkirche hat. Alle zusammen verbinden zwar ein paar gemeinsame, sehr alte Glaubensformeln, aber damit ist nicht viel gewonnen.

Man bekennt sich zu «Jesus Christus», praktiziert bestimmte Rituale, wie Taufe, Eucharistie und Buße, oder unterwirft sich blind irgendwelchen Dogmen, betrachtet die Bibel als den für alle Christen verbindlichen Text, begreift Jesus als das «fleischgewordene» Wort Gottes, glaubt an die Auferstehung und an Gott als Lenker und Herrn der Geschichte, aber wie das alles zu verstehen ist und was daraus für die christliche Lebenspraxis folgen soll, ist komplett umstritten.

Jungfrau Maria?

So wurden ganze Bücher allein darüber geschrieben – und dies betrifft eben unser Marienland besonders – dass Maria sehr wahrscheinlich doch nicht so ganz «Jungfrau» im wörtlichen Sinne gewesen sein soll, es aber dennoch weiterhin sinnvoll sei, im Glaubensbekenntnis symbolisch bei der Jungfrau Maria zu bleiben, während in anderen Büchern dazu geraten wird, die Jungfrau doch endlich zu streichen. Dies nur ein Beispiel unter vielen, die man zitieren könnte.

Nur: darüber sprechen diese Machtkleriker und ihr führender Jesuit in seiner Funktion als Erzbischof eher wenig bis am liebsten gar nicht, riskiert man doch die Aufdeckung der wahren «Glaubwürdigkeit» ihrer sogenannten Religion in einer, dies ob ihres internen Kampfes um die Verteilung von Geld und Gütern ihrer komischen Gebilde, die sich Kirchenfabriken nennen, schon sehr peniblen Zeit, in der man Glaubensfragen zu diesem Zeitpunkt schon gar nicht mehr diskutieren oder gar nach Außen thematisieren will, um das Fass nicht völlig zum Überlaufen zu bringen.

Denn wenn die oft naiven Gläubigen des Marienlandes – die heuer in ihrer Zahl allerdings sehr übersichtlich sind – zuerst einmal sich selbst und dann ihren offiziellen Gehaltsempfängern in klerikalen Ämtern auf Staatskosten die richtigen Fragen stellen würden, dann würde es wohl ob verständlicher Erklärungsnot um die endgültige Antwort auf die Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche sehr schlecht aussehen. Eine Kirche, die wie auch Gläubige leider feststellen, täglich ein geschäftiges Treiben eines gigantischen Apparats manifestiert, der täglich Millionen Menschen auf Trab hält, Milliarden Summen bewegt und am Ende des Tages ein Ergebnis abliefert, das mit Glaubwürdigkeit im Sinne ihrer eigentlichen, ursprünglichen «Mission» sehr wenig bis rein gar nichts mehr zu tun hat.

Volk Gottes oder privater Seligmachverein, ihr Syfel-Brüder? McKinseyisierung der Kirche, wie selbst interne Verantwortliche im persönlichen Gespräch dies befürchten? Immerhin der erste Schritt in die richtige Richtung ist von dieser Regierung mittels Abschaffung des Religionsunterrichts in der öffentlichen Schule erledigt worden. Und die Interna der Catholica und ihre Machtkämpfe können zur Implosion, zur Zertrümmerung von innen führen – etwa in so viele lokale katholische Kirchen, wie es heuer, noch, Kirchenfabriken gibt?

«Die Arznei macht kranke, die Mathematik traurige und die Theologie sündhafte Leute.»
(Martin Luther)

 

Frank Bertemes

Epikur
27. November 2017 - 11.21

Die wenigsten nehnen die Kirche ernst; die meisten praktizieren nur noch einen "Taufscheinkatholizismus", um bei Familienfesten Geschenke auszupacken.
Die Macht ist weg; leider ist der Reichtum noch immer da.
Bei Familienangelegenheiten kommt man auch ohne steinteiche Kirche aus! Wir haben keine Staatsreligion "de jure", Luxemburg ist ein ziviler Rechtsstaat; der soll gepflegt werden!

Jacques Zeyen ( Ardèche )
24. November 2017 - 8.59

Wenn die Kirche,und hauptsächlich die katholische,das Blut bezahlen müsste das sie vergossen hat,wäre sie pleite.
Ein Hohn also,dass heute noch ihre Handlanger à la Syfel öffentlich mit dem Klingelbeutel herumlaufen. Gleichzeitig pilgert ihr Oberst durch die Lande, wäscht Füße und predigt Armut. So sind sie ,die Hüter der Moral.