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Frühjahr 2015: Wahlen zur Berufskammer des öffentlichen Dienstes: Die Apess unter ihrem Spitzenkandidaten Daniel Reding wird stärkste Kraft bei den Vertretungen der Sekundarlehrer. Einige besonders eifrige DNE-Einpeitscher wollten vorher die Apess-Liste in einer Nacht-und-Nebel-Aktion durch DNE-Leute infiltrieren lassen. Der Apess-Vorstand unter Reding, Zeihen, Kieffer und Bruch glaubte an einen schlechten Witz, wurde jedoch eines Besseren belehrt.
Die DNE hatte vorher auf eine eigene Liste bei den Kammerwahlen verzichtet. Ihr inoffizielles Hauptziel: die mit allen Mitteln herbeizuführende Schwächung der Féduse/CGFP, die für die DNE-Führung seit jeher zum Inbegriff des gewerkschaftlich Bösen und Verräterischen abgestempelt worden war. Die DNE funktioniert über das Aufbauen von Feindbildern, an denen man sich in der Folge abarbeiten kann, um die eigene, „reine“ Lehre umso klarer ins Schaufenster zu stellen.
Das Problem ist nur, dass diese krampfhaft konstruierten Feinde die Lehrervertretungen selbst sind. Der Zwietracht innerhalb der Lehrerschaft waren fortan keine Grenzen mehr gesetzt. Das Lachen hatten die eigentlichen Gegner in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, das Nachsehen ein ganzer Berufsstand.
– Juli 2015: Unterzeichung eines Abkommens mit Bildungsminister Meisch: Alle neuralgischen Verhandlungspunkte waren von den Lehrervertretungen entweder ganz aus dem Abschlusstext verdrängt oder auf ein harmloses Mindestmaß abgeschwächt worden.
23 Euro monatlich
Die finanziellen Einbußen für jeden einzelnen Lehrer liegen bei ca. 23 Euro monatlich. Die ursprünglich geplanten Spareffekte, die hier nicht im Detail erläutert werden, lagen je nach Karrierestufe bei 8.000 Euro jährlich. Falls dies ein Verrat an den Kollegen ist, dann muss die Vokabel „Verrat“ wohl demnächst auf den semantischen Prüfstand.
– Herbst/Winter 2015/2016: Die DNE kündigt eine Prozesslawine gegen die auf dem Abkommen gründenden RGDs (großherzogliche Erlässe) an.
Zu diesem Zweck werden die Lehrer gebeten, einer Musterfeststellungsklage zuzustimmen und in diesem Kontext ihren finanziellen Beitrag zum Prozessverfahren und den Anwaltskosten beizusteuern.
Die DNE läuft zur Hochform auf, man wusste als Gewerkschafter nicht mehr, wer für die DNE zur Hassfigur geraten war: man selbst oder die politischen Entscheidungsträger. Man war gut beraten, in einer teilweise totalitären Meinungsatmosphäre innerhalb der Schulen, die, gepaart mit Beratungsresistenz und Sturheit seitens der DNE-Granden den Gewerkschaften zusetzte, den Kopf einzuziehen.
– März 2016: Die ordentliche Apess-Generalversammlung endet im Chaos. Es kommt zu keinem Votum. Man lese die damalige Presseberichterstattung.
– September 2017: Nach etlichen vergeblichen Bestrebungen seitens des Vorstands, eine breit angelegte Internetwahl abzuhalten, kommt es schlussendlich zum eingangs erwähnten Wahlerfolg der Liste um DNE-Mitglieder. 81,6 Prozent der Mitglieder enthalten sich ihrer Stimme.
Die Gegenliste gewinnt mit knappem Vorsprung.
Als Fazit dieser Entwicklung, die hier nur abrissartig dargelegt wurde, muss Folgendes zurückbehalten werden:
a. Gewerkschaftsarbeit vollzieht sich in zähen und oftmals wenig presseträchtigen Verhandlungen mit dem Bildungsministerium. Unabhängige Gerichte sind zwar eine Garantie für unsere westlichen Demokratien, ein Substitut für den Willen zur Verhandlung und ipso facto zum Kompromiss können sie nicht sein. Wenn man bei jeder Regung aus dem Regierungslager sofort in identitäre Zuckungen verfällt und ganzen Scharen von Anwälten Vollmachten erteilt, hat man zwar nichts Unerlaubtes getan, doch Selbstvertrauen sieht definitiv anders aus.
Was haben denn die Prozesse außer juristischen Spitzfindigkeiten und Pyrrhussiegen bisher zutage gefördert? Die Antwort lässt auf sich warten.
b. Es ist nicht schon derjenige der einzig „richtige“ Lehrervertreter, der dies am lautstärksten hinausposaunt. Der Lehrkörper braucht keine Marktschreier, sondern breit aufgestellte Vertretungen, die von der Berufsausbildung bis hin zum Abiturexamen und zur Lehrerausbildung quer durch alle Fachrichtungen qualifiziertes Wissen einbringen können. Die Verhandlungsmasse ist die Schule, nicht der ideologische oder politische Gegner. Diese kommen und gehen, die Schule mit all ihren Missständen jedoch bleibt als solche bestehen.
c. Die Schülerinteressen sollten zumindest manchmal erwähnt werden: Die DNE hatte zu einem gewissen Zeitpunkt die Absicht, wegen der Sparpläne die Abiturexamen zu boykottieren. Gäbe es einen Hippokrates-Eid für Lehrer, dann wäre dies eine flagrante Zuwiderhandlung gegen selbigen gewesen.
d. Zur Bündnispolitik: Ohne die Féduse/CGFP geht auf nationaler Ebene überhaupt nichts. Das muss sich jeder auf die Fahnen schreiben, der auch nur den Hauch einer Verhandlungschance wittern will. Wer jedoch nur wegen seiner selbst am „Aldringer“ vorstellig wird oder wer glaubt, den eigenen Forderungskatalog zu hundert Prozent und möglichst unter Ausschluss von SEW und Féduse verwirklichen zu können, der erliegt einem Irrglauben.
Mit der Brechstange
Die DNE-Pose, derzufolge mit der Brechstange und rekurrenten Drohkulissen operiert wird, ist nicht wirklich beeindruckend und lässt jeden Minister kalt. Einzig und allein die Lehrergewerkschaften bekommen dabei Schweißausbrüche, weil ihr Verhandlungsmandat diskreditiert wird.
Allen Beteiligten sei mithin ein kühler Kopf und ein sachlicher Blick für die eigentlichen Probleme des Lehrberufs und der öffentlichen Schule gewünscht. Das Design der Apess-Internetseite ist dabei wohl unter die Rubrik „Divers“ zu subsumieren. Wer um die wirklichen Probleme weiß, wird andere Prioritäten haben …
Autor: Eric Bruch, Ex-Generalsekretär der Apess
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