Das Herz des Luxemburger Fußballs schlägt im Süden. Diese Feststellung ist zwar nicht neu, seit diesem Wochenende aber aktueller denn je. Nicht nur, dass die ersten fünf Plätze der obersten Liga von Südvereinen belegt werden, die ersten beiden Aufsteiger in die BGL Ligue heißen zudem Rodange und US Esch.
Seit 1995 schaffte es nur der CS Grevenmacher, die Dominanz der Südvereine zu durchbrechen und die Meisterschaft zu gewinnen (2003). Alle anderen Titelgewinner kamen entweder aus Düdelingen oder aus Esch. Dort werden aller Voraussicht nach (die Jeunesse kann rechnerisch noch absteigen) in der nächsten Saison gleich drei Vereine aus der obersten Liga beheimatet sein. Das gab es bis jetzt erst einmal, und zwar in den Pionierzeiten des Fußballs in Luxemburg. In der Saison 1925/1926 kamen drei der acht Vereine der obersten Division aus Esch.
Es erinnert ein wenig an die Hochzeiten des Fußballs in der Hauptstadt, als sich Union, Aris und Spora packende Duelle lieferten. Die Traditionsklubs sind inzwischen verschwunden, der Nachfolgeverein RFCUL gibt seit geraumer Zeit ein eher erbärmliches Bild ab. Kein Wunder, dass die Hauptstädter den drittschlechtesten Zuschauerschnitt der gesamten Liga stellen.
In Sachen Zuschauer hat auch die Escher US noch reichlich Luft nach oben. Der seit rund zehn Jahren portugiesisch geprägte Verein stand stets im Schatten der übermächtigen stadtinternen Konkurrenz der Jeunesse und der Fola und war fast so etwas wie ein geschlossener Kreis. Was lange Zeit nicht unbedingt ein Nachteil war, denn nur so konnte aus Verein und Mannschaft ein verschworener Haufen werden, der sich akribisch Schritt für Schritt der Spitze näherte. Wie so oft im Sport und im Leben waren es schon fast traumatische Niederlagen, die den Erfolg erst möglich machten. Dreimal scheiterte der Verein auf der Zielgeraden zum Aufstieg in die Ehrenpromotion, ehe nun der Durchmarsch nach ganz oben gelang.
Ende der 1990er-Jahre hatte es noch einen Riesenwirbel um die Integration dreier portugiesischer Vereine in die Luxemburger Meisterschaft gegeben. Zu diesen Zeiten gab es eine eigene portugiesische Liga, die völlig losgelöst vom Luxemburger Meisterschaftsbetrieb funktionierte. Als auf dem Kongress des Fußballverbands FLF die Aufnahme der drei Klubs abgelehnt wurde, hagelte es Rassismus-Vorwürfe. Wobei die Gegner der Integration der portugiesischen Vereine nicht zu Unrecht darauf hinwiesen, dass eine echte Integration eher innerhalb bestehender Vereine realisiert werden könne.
20 Jahre später gibt es in allen Divisionen Vereine, die von einer ausländischen Gemeinschaft geprägt sind. Und niemand stört sich daran, so dass die Aufregung von damals heute kaum mehr nachvollziehbar ist.
„Es macht mir eine Riesenfreude, wenn ich sehe, dass Luxemburger mit US-Esch-Schal zu unseren Spielen kommen. Jeder ist bei uns willkommen“, sagte US-Präsident Pedro Ferreira im Tageblatt-Interview. Ja, auch das ist Integration.
pmichel@tageblatt.lu
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