Trump hat also nun einen zweiten Anlauf genommen, um Obamacare zu versenken, um also mehrere Dutzend Millionen Amerikaner ihres Krankenversicherungsschutzes zu berauben. Im Arizona Daily Star hat es Karikaturist David Fitzsimmons auf den Punkt gebracht: Der republikanische Sprecher des Repräsentantenhauses, Paul Ryan, stürzt eine Frau, die „old, sick and poor“ auf dem Rock stehen hat, mitsamt Rollstuhl von einer Klippe in den Tod.
Der hinter ihm stehende Präsident fragt: „What are we replacing healthcare for the uninsured with?“ Ryan: „Wealthcare for billionaires“ (zu sehen ist dieses Werk übrigens auf der sehr interessanten Facebook-Seite „Editorial & Political Cartoons“). Ryan ist ein bekennender Ayn-Rand-Apostel.
Rands Lehre ist ein kultähnlicher Brutalo-Liberalismus, zu dessen Kernelementen gehört, dass staatliche „Wohltaten“ für die Besitzlosen grundsätzlich von Übel sind. Sie stellt eine Art von gnadenlosem Sozialdarwinismus dar, dem der Begriff „Solidarität“ ein Gräuel ist. Ganz in diesem Geiste äußerte Ryan jüngst den Spruch, dass „das soziale Netz keine Hängematte sein darf“.
Anders formuliert, die Maschen des sozialen Netzes müssen so weit gestrickt sein, dass ein Maximum an sozial Benachteiligten schnurstracks hindurchfällt. Und verreckt. Leute wie Ryan gehen ganz cool über Leichen. Berge davon. Dabei verpassen sie kaum eine Gelegenheit, zu betonen, dass sie „pro life“ seien. Dies allerdings immer nur dann, wenn es darum geht, den Frauen das Menschenrecht, selbst über ihren eigenen Körper bestimmen zu dürfen, das Recht auf Abtreibung also, zu rauben.
Das Tragische an der ganzen Sache: Zehntausende Leichen, über die Trumps Mannen frohen Herzens hinwegzuschreiten bitter entschlossen sind, werden jene von Trump-Wählern sein. Es ist schon ein ziemlicher Wahnsinn, wenn man dies bedenkt: In den USA haben ungezählte Wähler, indem sie rommeldommerweise ihr Kreuzchen beim Armenhasser Trump setzten, sich in letzter Konsequenz eigenhändig dem Schnitter an die Sense geliefert. Anderen Trump-Wählern oder ihren Kindern wird es ähnlich ergehen, sobald „Don the Con“ („con“ heißt hier „Betrüger“) einen Krieg anzetteln sollte, um, wie es autokratisch gestrickte Politiker gerne mal tun, vom Versagen seiner Politik abzulenken.
Die ganze traurige Geschicht’ von Trumps Wahl zum Potus hat eine Moral: Wählen gehen heißt Verantwortung übernehmen. Ein mündiger Bürger hat die verdammte Pflicht, sich mit jenen Menschen und ihren politischen Projekten zu beschäftigen, denen er sein Vertrauen schenken will.
Wer in der Wahlkabine sonst nichts zu tun beabsichtigt, als der amtierenden Regierung oder dem „Establishment“ mal einen kräftigen Gesäßtritt zu verabreichen, offenbart sich aber ipso facto als unmündiger Bürger. Und sollte daher sinnvollerweise nicht über das Wahlrecht verfügen.
Was u.a. den unbestreitbaren Vorteil hätte, dass Warteschlangen vor Wahllokalen auf einen Schlag der Vergangenheit angehören würden. In summa demonstriert der Fall Trump also, dass ein „vote défouloir“ sich für seinen Urheber unversehens als eine besonders idiotische Form der Selbstentleibung entpuppen kann.
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