Nur bei genauerer Betrachtung fallen sie auf. Die Abertausenden „Congé parental“-Papas, die sonntagvormittags die Supermärkte überfallen. Mama hatte eine anstrengende Woche und möchte ausschlafen, da stören spielende Kinder nur.
Die Elternschaftsurlaub-Papas haben immer ein Kleinkind im Schlepptau, daran kann man sie erkennen. Sie arbeiten auch nicht gestresst eine Einkaufsliste ab, sondern erwecken den Eindruck, viel Zeit zu haben. Gabriel oder Emma sitzt entweder ordnungsgemäß im Einkaufswagen-Kindersitz, im Einkaufswagen neben oder auf den Einkäufen oder der Nachwuchs läuft frei herum – immer unter den Blicken des „Pappecongé“-Papas. Und es werden immer mehr!
Der Eindruck, den das sonntägliche Frühshoppen erweckt, wird von den offiziellen Daten bestätigt. Die Zahl der Personen, die „Congé parental“ beantragten, ist seit dem Jahr 2016 explodiert. Das Gesetz war ein voller Erfolg – ein kostspieliger dazu. Bei genauerer Betrachtung der Zahlen fällt auf, dass der Motor des Wachstums die Papas waren. Im Jahr 2018 wurde sogar die Gleichberechtigung erreicht. Die Männerquote unter den Antragstellern für einen „Congé parental“ lag bei knapp 50 Prozent.
Hinter diesen Zahlen verbirgt sich ein Wandel der Rollenverteilung zwischen Mama und Papa. Während sechs Monaten übernimmt die „Zukunftskeess“ das Gehalt der Väter – unter der Voraussetzung, dass diese sich auch um den Nachwuchs kümmern. Zu den Gewinnern gehören auch Gabriel und Emma: Sie haben ein halbes Jahr „Crèche“-frei. Der Staat bezahlt die Kinderbetreuung nicht zweimal.
Der moderne Papa weiß also, wie man einen Zwerg beschäftigt und wie man Windeln wechselt. Er hat Erfahrung in Kleinkind-Ernährung und die Grundlagen der Zahnhygiene schon oft erklärt (Nein, keine zweite Portion Zahnpasta!). Die Telefonnummern des Kinderarztes und der „Maison médicale“ sind in seinem Handy gespeichert und sein Auto kindgerecht ausgestattet. Die Rückbank ist mit allerlei dekoriert, darunter halb gegessene „Boxemännercher“. Früher wussten die Väter nicht, wie Kleinkinder zum Mittagsschlaf überzeugt werden. Heute ist dies anders. Der Papa ist die neue Mama.
Das Gesetz diente dazu, den „frühzeitigen Aufbau einer engen Bindung zwischen Vätern und Kindern zu ermöglichen“. Dieses Ziel wurde tausendfach erreicht. Das zweite Ziel des Gesetzes war die Entlastung und Wiedereingliederung der Mütter in den Arbeitsmarkt. Auch das ist gelungen.
Das (kindersitzfreie) Auto der Mama fährt jeden Morgen fort und taucht erst später am Tag wieder auf. Wenn sie wieder nach Hause kommt, ist der Tag des Kindes schon fast zu Ende. Dies bedeutet, dass die Bindung zwischen den Müttern und Kindern weniger eng wird. Früher war es der Papa, der tagsüber nicht da war, heute ist es immer öfter die Mama. Die moderne Frau kann sich so ganz auf ihre Karriere konzentrieren. Die Mama ist der neue Papa.
So lernen beide Elternteile, dass die Schrecken der Kinderbetreuung im Vergleich zu einer „richtigen“ Arbeit dann doch nicht so groß sind. Nach einem Tag im Beruf mag man das Gefühl haben, mehr erreicht zu haben, als wenn man den Tag mit dem Nachwuchs verbracht hätte. Über den Zeitraum von sechs Monaten sieht die Situation aber ganz anders aus. Ein Kleinkind entwickelt sich schneller, als es ein Arbeitgeber je tun könnte.
Ja, Papa werden ist nicht schwer, Papa sein dagegen sehr. Bald werden die Vatis am sonntäglichen Frühschoppen von den Muttis ersetzt. Das nennt man wirkliche Emanzipation ! :)