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Undank

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Unabhängigkeitsreferendum der Kurden im Nordirak

Sie wurden wie Helden gefeiert. Von morgens bis abends waren ihre Kämpfer und Fahnen im TV zu sehen. Die sozialen Medien glichen einem Sammelbecken für Hobbyfreiheitskämpfer. Jeder wollte Peschmerga für einen Tag sein. Damals wirkte die Terrormiliz «Islamischer Staat» (IS) noch wie ein unbezwingbarer Gegner. Und es war niemand anderes als die Kurden im Nordirak, die ihren Brüdern im syrischen Kobane zu Hilfe eilten und dem IS die erste medienwirksame Niederlage bescherten.

Mittlerweile bomben sich Amerikaner, Russen, Saudis, Iraner und viele mehr durch den Irak und Syrien. Auch wenn der Nährboden für Terror nicht beseitigt ist, so liegt der IS dennoch am Boden. Die Kämpfer der Autonomen Region Kurdistan im Irak haben Mossul befreit – und dafür einen sehr hohen Blutzoll bezahlt. Doch spätestens nachdem Mossul nicht zu einem Drama wie der Kampf um das syrische Aleppo hochgespielt wurde, war klar, dass die Kurden mal wieder mit leeren Händen dastehen würden. Vorerst.

Nicht nur irgendeine Volksabstimmung

Mitte 2016 hatten die irakischen Kurden bereits über 1.500 Peschmerga-Kämpfer verloren und 8.610 Verwundete in ihren Reihen. Die Opfer sind mittlerweile zu groß, als dass man sich im Streit mit der Zentralregierung in Bagdad und der internationalen Gemeinschaft noch bremsen lassen würde. Genau in diesen Kontext fällt das anvisierte Unabhängigkeitsreferendum, das kommenden Montag stattfinden soll. Dass es sich nicht um irgendeine Volksabstimmung inmitten des üblichen Wahnsinns in Nahost handelt, zeigt die Geschlossenheit eines Großteils der internationalen Gemeinschaft.

Weder die USA, die Türkei noch der Iran unterstützen das Referendum. Die Motive sind jeweils klar. Washington zieht sich zurück und will Stabilität; Ankara und Teheran fürchten ein Aufmüpfen der kurdischen Minderheiten in ihren Territorien. Worüber jedoch kaum jemand berichtet: Israel und Russland sind zwei Schwergewichte, die das Referendum unterstützen. Seit 2014 hat sich Premier Benjamin Netanjahu hinter die Kurden gestellt. Nicht aus Eigennutz versteht sich. Denn solange der Boss vom Bosporus die Hamas in Gaza stützt und sie nicht als Terrororganisation anerkennt, macht sich Netanjahu einen Spaß daraus, die Kurden zu stärken und international aufzuwerten.

Russland verdrängt Washington

Und mit Russland ist es wie zuletzt so oft im Nahen Osten. Keine der Großmächte schert sich um Menschenrechte und alle haben Blut an den Fingern, doch es gibt diejenigen, die mit Köpfchen spielen, und jene, die mit der Brechstange zu Werke gehen. Moskau ist dabei, Washington aus seiner historisch gewachsenen Rolle der kurdischen Schutzmacht zu verdrängen.

Bislang konnten sich die Amerikaner der Loyalität der Kurden gewiss sein, da sie ihnen im Irak nach dem Sturz von Langzeitdiktator Saddam Hussein mehr Autonomie und Rechte ermöglichten. Doch die Russen haben das jüngste Machtvakuum im Nahen Osten seit der Präsidentschaft von Barack Obama und dem Fiasko namens Trump eiskalt ausgenutzt. Ein Beispiel: Innerhalb eines Jahres soll der russische Erdölkonzern Rosneft vier Milliarden Dollar im irakischen Kurdistan investiert haben.

Ob es zum Referendum kommt oder nicht: Am Ende werden die Kurden mit großer Wahrscheinlichkeit mal wieder ausgebeutet – von Russland, den USA oder beiden zugleich. Wird jedoch die Unabhängigkeit angestrebt, werden die Peschmerga nicht «nur» Kämpfe gegen Terroristen, sondern Kriege gegen etablierte Nationen führen müssen.

Jeannosch
24. September 2017 - 13.42

Jo Ginette, dat ass riichteg.Realistesch ass d'militäeresch Oprüstung , den Asaaz vun Waffen ass haut "salonfähig" gin .Wou sin d'Leit déi haut geint den Krich op d'Strooss gin? Ech wees et net, wat ech wees en Deel vun denen, déi deemols am Friddenskomitee mat op d'Strooss gaangen sin ,setzen haut an verantwortlechen Positiounen oder sin bei den etableierten Parteien aktiv an droen d'Politik vun der militäerescher Oprüstung mat.Wou ass den "Aufschrei" geint d'Haltung vun den Letzebuerger Regierong an der Kurdenfroo? Wou war en wei den Trump en Eropsetzen vun den militäreschen Ausgaben gefuerdert huet? Wou waren wei d'Nato an d'Merkel op den Zuch vun alldem gesprongen sin?

J.C. KEMP
24. September 2017 - 9.25

Die Kurden dürfen nicht unabhängig werden, weil das den USA Probleme mit dem nützlichen Sultan aus Ankara bereiten könnte.

Ginette Jones
24. September 2017 - 8.58

Merci fir dës Analyse. Virun allem den leschten Abschnitt schengt mer ganz realistesch.

Jeannosch
24. September 2017 - 8.14

Wir sitzen in unseren gemütlichen Sessel , klatschen Beifall wenn ein Trump seine Gehässigkeiten vom Stapel lässt, warten gespannt ob Kim endlich den roten Knopf drückt, überlassen die Kurden ihrem Schicksal, lassen unverantwortliche Politiker gewähren unsere sozialen Rechte zu untergraben,.............Wann stehen wir endlich auf und widersetzen uns diesen Ungerechtigkeiten, dieser verrückten Politik einer militärischen Aufrüstung, des sozialen Abbaus.Leisten wir endlich Ungehorsam gegen den von uns geforderten Gehorsam.

Serenissima
23. September 2017 - 14.27

Die Lage ist gar nicht klar im Nahen Osten: führen die USA und Russland indirekt einen Stellvertreterkrieg, oder die Lage ist noch komplizierte durch die unterschiedliche Mächte di alle da mitmischen wollen: der Diktator am Bosporus, die Mullahs im Iran, die Israelis,Hamas, IS usw...die USA werden jetzt nicht mehr dort direkt intervenieren wollen: no boots on ground...also die Kurden werden ihr Referendum abhalten können auch wenn die Erdogan Türkei da eingreifen will ....das ganze Chaos wird noch undurchsichtiger werden weil die Interessen der Spieler eben verquickt sind....

plappermäulchen
23. September 2017 - 12.32

Guter Artikel, der zum nachdenken anregt. Werden die Russen die Kurden militärisch unterstützen? Werden die USA dann irgendwann militärisch intervenieren, wenn wieder alles am Boden liegt?

Ist oder wird das der 3. Weltkrieg oder haben wir ihn verschlafen und er ist längst da? Haben vielleicht auch die Chinesen dort Interessen?