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Stoppt den Neosultan

Stoppt den Neosultan
(Alain Rischard/editpress)

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Erdogans gefährliche Kriegshetze gegen Russland.

Vor hundert Jahren begann also eines der finstersten Ereignisse der jüngeren Geschichte, die Schlacht von Verdun. Über 300.000 junge Männer wurden damals zwanglos durch den Fleischwolf gedreht. Einfach so, umgemäht von Maschinengewehrgarben, zerfleischt von Granaten, zu Tode gewürgt durch Giftgas.
Und wofür das Ganze? Für nichts und wieder nichts. Am Ende der Schlacht standen die Gegner in etwa dort, wo sie zu Beginn des Massakers gestanden hatten. Nur halt um Hunderttausende Ermordete ärmer.

Welche Auswirkungen die neue, schnell feuernde Feldartillerie und die erst seit Kurzem in großer Zahl verfügbaren MGs auf nur notdürftig bis gar nicht geschützte Soldaten haben würden, darüber hatten sich die meisten Offiziere, von denen die Mehrheit selbst noch nie einen Krieg (außer die damals üblichen Kolonialschlachtereien nach der sinistren Devise „We have got the Maxim gun, and they have not“) erlebt hatte, nur wenige Gedanken gemacht. Wozu auch: Kanonenfutter war quasi ad libitum verfügbar und wurde dementsprechend gedanken- und gefühllos verheizt.

Es gibt Historiker, die der Ansicht sind, dass die meisten Kontrahenten in diesen Krieg – der einige Monate, bevor die ersten Granaten einschlugen, vielen Europäern noch undenkbar schien – geradezu planlos „hineingeschlafwandelt“ sind.
Und heute, 100 Jahre danach, besteht wiederum die Gefahr, dass sich ein Krieg anbahnt, den, wenn es denn tatsächlich dazu kommen sollte, post festum auch kaum jemand vorausgeahnt und gewollt haben würde: Es geht hier um das perfide Spiel mit dem Feuer des türkischen Neosultans Erdogan, der offensichtlich die NATO in einen Konflikt mit Russland hineinzuziehen beabsichtigt.

Er profitiert dabei von dem Umstand, dass die Fraktion der US-Falken seit dem Mauerfall – und ganz so, als ob der Kalte Krieg nie geendet hätte – an der weiteren Einkreisung und dem damit einhergehenden „Containment“ Russlands arbeitet, das man offenbar endgültig als „major player“ von der Weltbühne verdrängen möchte.

Wenn der Spiegel diese Woche einmal mehr davor warnt, dass Moskau einen Keil zwischen die NATO-Mitglieder treiben will, dann kann man darauf nur antworten, dass es mehr denn je notwendig ist, einen solchen Keil hineinzutreiben, und zwar zwischen die Kriegshetzer aus Ankara und Washington einerseits sowie all jene friedliebenden Europäer, die es auf keinen Fall zulassen wollen, dass unser Kontinent einmal mehr in einer Mordorgie versinkt, deren Sinnlosigkeit nur durch ihr unaussprechliches Grauen übertroffen werden würde, andererseits.

Über den Gräbern von Verdun besiegelten Mitterrand und Kohl 1984 das (hoffentlich) endgültige Ende der deutsch-französischen „Erbfeindschaft“.
Heute müssen wir alles daransetzen, um rechtzeitig jenen Kriminellen das Handwerk zu legen, die eine mörderische Erbfeindschaft zwischen Russland und dem Rest Europas heraufbeschwören wollen.