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Pragmatischer Blues

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In den nächsten Wochen treten wieder viele neue Studierende ihr erstes Semester an. Dem vorausgegangen ist bei den meisten von ihnen ein langer Entscheidungsprozess, um herauszufinden, welches Studium am besten zu ihnen passt. Ein wichtiges Element in diesem Entscheidungsprozess ist vermutlich auch die Wahrscheinlichkeit, mit der die jeweilige Ausbildung sich später beruflich verwerten lässt.

Ein oft gehörter Rat lautet, man solle doch studieren, was einem Spaß macht, weil man sowieso nicht vorhersagen kann, welche Berufe später gefragt sein werden. Der Ratlosigkeit mit einem solchen Rat zu begegnen, kann wohl nur eine Generation, die in den ungetrübten 90ern Karriere gemacht und ihre Kinder im Glauben erzogen hat, wer sich immer fleißig bemühe, werde es später zu etwas bringen – was sich heute natürlich als totaler Schwachsinn herausstellt.

In einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage gab die Regierung vergangene Woche an, dass rund ein Fünftel der Studenten aus Luxemburg Wirtschaftsfächer studieren. Das würde entweder bedeuten, dass diese Fächer bei den Studierenden auf ein sehr gesteigertes Interesse stoßen. Oder aber die Studenten sind sehr pragmatisch und versuchen, die zukünftige Situation am Arbeitsmarkt zu antizipieren.

Die Prognosen des zuständigen Regierungsmitglieds Marc Hansen lassen allerdings darauf schließen, dass die Studierenden falsch antizipieren. Ihm zufolge sind in Zukunft zwar Wirtschaftsfachleute gefragt, aber eben auch ICT- und Weltraumexperten.

Auf beiden Seiten ist damit also, in Sachen Bildung, eine gewisse Verwertungslogik festzustellen. Eine solche kann sich in Zukunft rächen. Zu arger Konformismus führt zu Stillstand. Zu krasser Pragmatismus zur Existenzkrise. Hinter den Überlegungen steht auch die Prämisse, dass ein Studium sich immer auszahlt – beim Gehalt –, was heute in Luxemburg in keinster Weise eine Selbstverständlichkeit ist.

Wenn ein Studium sich auszahlt, dann vor allem bei den gewonnenen Erfahrungen und dem gewonnenen Reichtum an Wissen. Im schlimmsten Fall besteht tatsächlich das Risiko, aus Pragmatismus ein Fach zu studieren, das nicht interessiert, sich durchzuquälen, vielleicht sogar einen Abschluss zu machen und dann keine Anstellung in dieser Sparte zu finden.

Der ehrliche Rat an die angehenden Studierenden müsste lauten: Studiere, was dich interessiert, mit dem Ziel, mehr zu diesem Thema zu erfahren und Experte in diesem Bereich zu werden. Erwarte dir jedoch keinesfalls, dass du in Zukunft irgendwelche Vorteile durch dein Studium hast, die darüber hinausgehen. Erwarte nicht, dass du in deinem Fach einen Nobelpreis kriegen wirst und erwarte nicht, dass du später mit Kusshand eingestellt wirst.

Wenn es so kommt: Schön für dich. Du hattest Glück oder einflussreiche Verwandte. Wenn nicht: Dir ist es nicht anders ergangen als Tausenden Studierenden vor dir und Tausenden nach dir. Viel Spaß bei der Suche nach einer Wohnung, die du dir leisten kannst.

Bender
7. August 2017 - 12.45

Hei am Land huet ee besser ze iwwerleen wat ee studéiert, a wou d'Wahrscheinlechkeet héich as eng Platz ze fannen. Mir sin e kléngt Land trotz allem. An Däitschland geet een an déi nächst Staat kucken, wann ee keen Job doheem fennt. Hei huet een e massive Problem. A ville Beräicher gin hei vläit 2-10 Leit/Joer agestallt, dat geet dann net ouni Connections.
An lo mol éierlech wat mache mir mat all deene Konscht a Moude-Studenten ? Wann se keng Platz do fannen, gin se mat engem Master bei de Staat an eng Receptioun sichen, an dreiwen do Diplom-Pflicht an d'Luut... Et huet een och besser säin Studium ze packen, well amplatz Studienofbriecher, gi leiwer méi belleg Leit vun där anerer Säit agestallt. Dass een heiheem vum Mindestloun net liewe kann wann een Studiumscholde bezuele muss, as jo wuel kloer.

Fruppsi
7. August 2017 - 9.54

Daa sind nicht 1/5 der Studenten aus Luxemburg sondern 1/5 der Studenten die finanziell vom Luxemburger Staat unterstützt werden als wohl die Hälfte Grenzgänger die nie in Luxemburg gelebt haben. Mit knapp 2000 Primanern kann Luxemburg doch unmöglich auf 30.000 Studierende kommen.