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„Patschen“ im Reservat

„Patschen“ im Reservat

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Dank der «sozialen» Medien diskutieren die Menschen so viel miteinander wie nie zuvor. Während man sich einst nur mit dem halben Dutzend anderer «Humpejangen» auseinandersetzen konnte, die einem dabei halfen, «de Comptoir ze stäipen», stehen einem heute Millionen von Streitlustigen als Gesprächspartner zur Verfügung, die a) der gleichen Sprache mächtig sind und b) über einen Internetzugang verfügen.

Goldene Zeiten für die intellektuelle Auseinandersetzung, möchte man demnach meinen.

Dem ist aber leider nicht so. Da ein großer Teil der Teilnehmer an den Online-Debatten nie gelernt hat, wie Argumentieren überhaupt funktioniert. Wer die Threads verfolgt, merkt schnell, dass eine Mehrheit der Kämpen lediglich drauf wartet, dass irgendjemand ein Argument in den Ring wirft, das ihre eigenen Überzeugungen und Vorurteile bestätigt. Eines, das sie dann unbesehen übernehmen, um es jemandem, der anderer Meinung ist, an den Kopf zu werfen. Die allfällige Gültigkeit eines Argumentes im Rahmen der zu führenden Diskussion wird dabei nicht weiter reflektiert. Argumente werden als Keulen angesehen: Sobald sie plakativ und polemisch genug erscheinen, um dem Gegner damit ordentlich eins über den Schädel zu brummen, sind sie okay. Selbst wenn sie inhaltlich nachweislich vollkommener Quatsch sein sollten.

Ein gutes Beispiel hierfür hatten wir in den vergangenen Wochen im Rahmen der Debatte um eine Petition, die ein Rauchverbot auf Restaurantterrassen anstrebt. Irgendwann hatte jemand ein vordergründig brillantes Meme hervorgekramt, das ungefähr so geht: «Liebe Nichtraucher, ihr habt jahrelang dafür gekämpft, uns Raucher nach draußen auf die Terrasse zu vertreiben, und ihr habt Erfolg gehabt. Doch nun dürft ihr euch nicht darüber beklagen, wenn auf der Terrasse während der Tage, an denen optimales Terrassenwetter herrscht, geraucht wird. Ihr müsst nun beim Essen leider drinnen bleiben, denn ihr habt es schließlich nicht anders gewollt.»

Dieses Argument wurde recht bald in den Foren gebetsmühlenartig wiederholt. Wobei sich offensichtlich kaum jemand die Mühe machte, mal selber zu überlegen, ob das, was da auf den ersten Blick so oberschlau klingt, überhaupt «e Kapp an e Schwanz huet». Denn genau das hat es nämlich nicht. Den Rauchgegnern geht es in der Tat mitnichten darum, die Raucher auf die Terrasse zu vertreiben und ihnen dort ein Reservat einzurichten. Es geht ihnen einzig und allein darum, ungestört durch irgendwelche Tabakpestilenz essen zu dürfen. Und zwar draußen wie drinnen. Weshalb denn auch niemand auf der Terrasse «patschen» dürfen sollte.

Und nun, liebe Whataboutisten, ist es an euch: «Säufer sind viel ruppiger als Raucher. Kreuzfahrtschiffe machen milliardenmal mehr Qualm als Zigaretten. Und Schweißgestank ist unendlich dégoûtanter als Tabakduft.» Aber die Technik des Whataboutismus, die darin besteht, mit dem Finger auf andere zu zeigen, um vom eigenen Fehlverhalten abzulenken, ist immer nur von zeitlich beschränkter Wirksamkeit. Irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft werden wir wohl auch draußen qualmfrei essen können. Was uns für den Rest nicht daran hindern sollte, fleißig für die Entwicklung versagensresistenter Deos und die Umstellung der Weltschifffahrt auf Erdgasfeuerung zu militieren.

Eric Well
6. September 2018 - 12.42

Ein Mensch der raucht hat das Recht zu rauchen solange das Rauchen von Tabak nicht illegal und solange er keinem gesungheitlich damit schadet. An der freien Luft, ob öffentlich, an einer Terrasse oder am Bahnhof kann von gesundheitsschädlichem Passivrauchen keine Rede sein. Wenn es jemanden stört, so ist dies ein subjektives Empfinden eines Einzelnen und kann nicht als maßgebendes Argument verwendet werden um jegliches Rauchen im Freien zu untersagen. Wir leben in einer Gesellschaft und die kommt ohne Kompromisse nicht aus. Ohne Beweis für die gesundheitgefährdende Wirkung von Passivrauchen im Freien darf das Rauchen auf einer Terrasse nicht verboten werden, dies ginge gegen jede Prinzipien einer Freiheitsliebenden Demokratie.

CESHA
6. September 2018 - 10.48

Gibt es eigentlich zuverlässige Statistiken, wie viele Raucher gegen wie viele Nichtraucher aufzurechnen sind?
Und wenn die Nichtraucher (von denen sich nicht alle lautstark gegen Belästigungen durch Tabakqualm bemerkbar machen) in der Überzahl wären, würden Sie es dann ok finden, wenn Sie auch im öffentlichen Raum nicht mehr rauchen dürfen?
"Das Recht des Stärkeren" sollte sich also durchsetzen?

Laird Glenmore
6. September 2018 - 10.13

es kann ja auch nicht so problematisch sein in den Zeiten ( 12,00 h - 14,oo h und 19,00 h - 21,30 h ) wo Essen auf Terrassen serviert wird das Rauchen durch den Betreiber zu verbieten, danach haben die meisten Küchen eh geschlossen.
Die Raucher müßten es nur akzeptieren, als Zigarrenraucher stört mich kein Rauch, aber ein gutes Essen schmeckt eben besser ohne Dampf vom Nachbartisch,

zeyen j-m
5. September 2018 - 22.17

mit "mass halten " allein ist es leider nicht getan ! versuchen sie mal, einem nichtraucher zu erklären, dass sie ja nur "nach dem essen eine rauchen wollen", zwecks geniessen.... dem wird das sowas von egal sein, der will den gestank (auch "mit mass" , nicht ertragen..punkt ! ich hab 40 jahre lang "d'zigarett vum sportsmann" geraucht, 1 paket am tag, aber wenn ich essen wollte, konnte ich rauch auch nicht gebrauchen.... jetzt rauche ich schon 5 jahre nicht mehr, ist mir aber egal, ob einer neben mir raucht , oder nicht ! aber eben immer noch nicht während dem essen !!

Gusty
5. September 2018 - 16.16

Ich bin sehr tolerant. Jeder soll zuhause rauchen dürfen. Ausser natürlich in einem Mehrfamilienhaus oder einem angebauten.
Überall sonst, wo die normalen, Nichtsüchtigen sich aufhalten, soll es verboten werden.

Es ist schon schlimm genug, wenn die nicht rauchenden Raucher ein paar Meter an einen rankommen. Den Gestank hält man nicht aus.

roger wohlfart
5. September 2018 - 14.20

Wie auf allen Gebieten, gibt es weder schwarz noch weiss. Bevor man sich für oder gegen etwas äussert, sollte man sich informieren und den Verstand einsetzen. Jeder weiss , dass Rauchen gesundheitsschädigend ist, dass auch Passivraucher gefährdet sind. Deshalb dürfte es für jeden verständlich sein, dass das " Paffen " in der Öffentlichkeit verboten ist. Raucher sollten Rücksicht auf die Nichtraucher nehmen. Wer trotzdem nicht auf die Zigarette, Zigarre oder Pfeife verzichten will, dem bieten sich Möglichkeiten seinem Laster zu fröhnen, ohne jemanden zu belästigen oder anderer Gesundheit zu gefährden. Übrigenssollte man einen Unterschied machen zwischen einem Kettenraucher und einem Tabakfreund, der seine 3 Zigaretten z.B. nach dem Essen geniesst. Nicht jeder Weintrinker ist ja schliesslich ein Alkoholiker. Es ist wie bei so vielen Dingen: Mass halten. Und wenn sich jeder an dieses Prinzip halten würde, bräuchten wir viel weniger Verbote und Einschränkungen. Leider reicht ein Appell an die Vernunft bei den meisten Menschen nicht aus.

Laird Glenmore
5. September 2018 - 13.56

Herr Wagner alle ihre Ausführungen stimmen und sind gerecht, aber warum sollen hunderte von Rauchern sich die Meinung von ein paar dutzend Nichtrauchern aufzwängen lassen die vehement gegen Rauchen auf der Terrasse sind.
Menschen wie ich die eine gute Erziehung genossen haben vermeiden ja während der Pausen ( Essenszeiten ) 12,oo h - 14,ooh auf den Terrassen zu rauchen, warum will man uns auch noch zusätzlich verbieten zu Rauchen während alle die anderem im Büro oder wo auch immer sind um zu arbeiten, ich denke es sollte ein wenig mehr Toleranz an den Tag gelegt werden, nicht jedes Café oder Restaurant ist so groß das es über Raucherraum ( Fumeur ) verfügt, ich persönlich habe festgestellt das die Personen die früher selber viel und gerne geraucht habe heute die größten Meckerer sind., wie gesagt Toleranz ist angebracht, falls Leute nicht wissen was das ist kann man ja ml " googln ", da wir es ganz ausführlich beschrieben, über all den anderen Mief brauchen wir nicht zu diskutieren der ist einfach da durch die Umwelt, Unsauberkeit oder anderweitig geartete Ursachen.

Jacques Zeyen
5. September 2018 - 12.53

Bravo.
Den Nagel auf den Kopf. Dasselbe gilt für viele Bereiche,wo "Freiheiten"der einen gleichzeitig "Bestrafung" oder Repression der anderen sind. Autofahrer gegen Radfahrer,Veganer gegen Fleischesser ,Jäger gegen Tierschützer etc.
Im Prinzip müsste doch selbstverständlich sein,dass jene von denen die größte Gefahr ausgeht (Autofahrer,Raucher,Jäger) auch am meisten Rücksicht nehmen müssten. Ich selbst bin Autofahrer und Radfahrer, Restaurantbesucher und Raucher und ich käme nie auf die Idee einen Radfahrer von der Straße zu hupen(ja,auch wenn ein Radweg in der Nähe ist) oder einen Restaurantbesucher einzunebeln. So geht Zusammenleben....