Was für eine Sport-Woche: Erst beendet mit Gilles Muller der beste luxemburgische Tennisspieler aller Zeiten seine Karriere, dann qualifiziert sich der F91 Düdelingen als erster Verein aus dem Großherzogtum für die Gruppenphase der Europa League. Beide Ereignisse sind alles andere als alltäglich, wenngleich sie nicht aus heiterem Himmel kommen. Damit ist nicht das Karriereende von Muller an sich gemeint, denn das Leben als aktiver Hochleistungssportler ist nun mal begrenzt. Vielmehr geht es um die Karriere, die er hingelegt hat, und dass er es bis an die Weltspitze seines Sports geschafft hat. Und das, obwohl er aus einem Land kommt, in dem man «ausgelacht wird, wenn man erzählt, dass man Tennisprofi werden will», wie Muller vor seinem letzten Auftritt erklärte. Dabei zeigt das Beispiel von «Mulles», dass es sich lohnt, zu träumen.
Oder wer hätte es vor wenigen Jahren für realistisch gehalten, dass ein luxemburgischer Fußballverein es in die Gruppenphase der Europa League schaffen würde? Auch hier hatten die Verantwortlichen um Mäzen Flavio Becca eine Vision, und wohl auch die Spieler haben insgeheim von der Gruppenphase geträumt. Nun kann man sagen, dass es vor allem am Geld liegt, dass Düdelingen den Sprung in die Gruppenphase geschafft hat, doch das stimmt nur bedingt. Fakt ist, dass sich der F91 gegen Vereine behaupten konnte, deren Budget um ein Vielfaches höher ist als das eigene.
Sicherlich geht es nicht ohne Talent und sehr viel hartes Training, doch zuerst braucht man ein Ziel, auf das man hinarbeiten kann. Hier vergessen die meisten aber bereits ihre Träume, was wohl mit der von Gilles Muller beschriebenen Einstellung zusammenhängt. Die Angst vor dem Versagen ist zu groß, also neigt man dazu, sich kleinere Ziele zu setzen, die realistischer zu erreichen sind.
Dabei lohnt es sich durchaus, seinen Träumen nachzueifern. Dass man hierfür allerdings immer noch ausgelacht wird, zeigt lediglich, dass das Bewusstsein für den Sport in der breiten Öffentlichkeit nicht so vorhanden ist, wie man annehmen könnte. Es wird immer nur ein geringer Prozentsatz es bis ganz nach oben schaffen. Doch je breiter die Basis, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass einer in die Fußstapfen eines Gilles Muller treten kann. Außerdem ist auch nichts Verwerfliches daran, wenn man seine Ziele nicht erreicht. Der Sport wird schließlich immer wieder als Schule fürs Leben dargestellt, und da kann es nur von Vorteil sein, wenn man lernt, mit Enttäuschungen umzugehen.
Vielleicht wird sich die Einstellung zum Sport ja durch die Einführung des «Luxembourg Institute for High Performance in Sports» und die dadurch resultierende stärkere Professionalisierung noch ändern. Es wäre ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung des Sports.
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