Headlines

Freude brauchen alle

Freude brauchen alle

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Im Editorial beschäftigt sich Alvin Sold mit dem Weihnachtsfest, das eigentlich Freude bereiten sollte. Doch die fehlt oftmals, trotz allerlei kommerzieller Möglichkeiten, sie zu kaufen.

Freude, schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium, wir betreten feuertrunken, Himmlische, dein Heiligtum…

Schöner als Schiller hat keiner unser aller tiefes Bedürfnis nach Freude gedichtet; keiner der festlichen Meilensteine auf dem Weg durch das Jahr ist enger verbunden mit Freude als Weihnachten, Noël, Chrëschtdag.

Die Wintersonnenwende, welche die Religion so geschickt in ihren Kalender aufzunehmen wusste, war im Leben der frühen Menschen ein wahrhaft frohes Ereignis. Endlich, endlich stieg die Sonne, der Götterfunke, wieder höher über den Horizont, und nun würde sie die Natur mit Licht und Wärme wecken, bald gäbe es wieder von allem, oder fast. Grund genug zum Feiern in uralter Zeit, Grund noch immer, denn auch auf uns liegt die Finsternis wie eine Last, die man nicht länger tragen möchte.

Den politischen Beobachter interessiert natürlich, wie heute gefeiert wird, im Mainstream der westlichen Gesellschaft.

Was nun folgt, soll beileibe nicht als Versuch verstanden werden, das Recht auf frohe Stunden infrage zu stellen: Es ist nur ein Versuch, zu ergründen, was passiert.
Also: Da wäre dieser Konsumrausch, in den gerade jetzt die meisten verfallen, wenn sie sich ihn leisten können, und sogar dann, wenn ihnen das Geld dazu fehlt. Es gibt ja die Karten heutzutage.

Mit der ursprünglichen Freude an der Sonnenwende oder über die Geburt des Christkindes hat der Trubel nichts zu tun. Er ist ein erfolgreiches Produkt der Marktwirtschaft, welches seine Abnehmer in der genau richtigen Stimmung vorfindet. Man braucht Freude, und Freude ist käuflich, oder etwa nicht?

Die käufliche Freude lässt sich nicht nur in unzähligen Schaufenstern betrachten, sondern unbegrenzt und rund um die Uhr auf dem Phone und dem Pad; geliefert wird die Bestellung/Bescherung unglaublich schnell und billig.

Wie ist es nur möglich, dass dennoch und trotz aller Freudebringer doch irgendetwas fehlt, etwas Undefinierbares, was «früher» da war? Die innere Ruhe, die tiefere Verbundenheit mit anderen über den engen Familienkreis hinaus, die Gewissheit, mit Maß zu genießen?

Betrachten wir die Sachlage etwas theoretischer. Einer der großen Ökonomisten, der sein Fach in den politischen und gar philosophischen Kontext platzierte, Max Weber, bemerkte, dass der Kapitalismus (er meinte die Marktwirtschaft) nicht alle Wünsche befriedigen könne, sondern lediglich solche, die mit Kaufkraft zu tun hätten.

Aus dieser Erkenntnis ließe sich folgern, dass dort, wo er keine Kaufkraft oder nicht ausreichend Kaufkraft schaffen kann oder will(!), der Kapitalismus ein wirtschaftspolitisches System ist, das orientiert gehört, so weit wie möglich, in Richtung Allgemeinwohl.
Davon ist er sogar in seinen Kernländern, darunter Europa mitsamt Luxemburg, weit entfernt. Weiter als vor einer oder zwei Generationen?

Vielleicht.

Weil er «uns» inzwischen schleichend vereinnahmt hat, so fesselnd, dass «wir» den Begriff Freude überwiegend mit kaufbaren Gütern und Leistungen verbinden. Ich kaufe, also bin ich froh. Ich schenke dir Gekauftes, und du bist froh.

Wo, bitte, finde ich noch Einfühlsamkeit, Solidarität und Liebe, zum Schenken? In mir selber?

Colette
26. Dezember 2017 - 15.34

Alle Jahre wieder lese ich Beiträg wie diesen. Sie ändern nichts. Weil die Menschen sllzu menschlich sind.

Bloen Mulles
25. Dezember 2017 - 16.57

Här Sold, do kann ech iech nëmmen zoustëmmen.
Ech wënschen jidferengem deen dat heiten liest, endlech een Enn fun deem Terrorismus, den könschtlech geschafen gëtt e friedlecht Zesummenliewen.
Schéin Feierdeeg, fir all Mënschen op dëser Welt.
Egal watfir eng Nationalitéit, Religioun oder Hautfarw Sie hun.
De bloen Mulles aus der Fusiounsgemeng " Helperknapp

Jos. Reinard
25. Dezember 2017 - 9.10

Marius, da sind wir uns einmal einig, freundlichst

Ujheen
24. Dezember 2017 - 17.51

Schéinen Bäitrag Här Sold.
Dee stemmt nodenklech an ass ubruecht! Juste ze hoffen dass eis Zeitgenossen déi Wieder do ophuelen an driwwer nodenken!
Schéi Chrëschtdeeg!

Jeannosch
24. Dezember 2017 - 14.50

Esou wéi se am Buttek sech eppes kaafen, erkaafen sech der och vill hir Kollegen.

Jeannosch
24. Dezember 2017 - 14.46

Und sie werden dem Gotte Mammon dienen.

Sansillusion
24. Dezember 2017 - 13.11

Wann d'Kiirch gemaat hätt, war de Jesus gesoot soll hunn, géifen d'Leit hir de Réck net dréien, emol net wéinst de Kado'en, déi d'Ersatzreligiuon, d'Maartwirtschadt also, hinne bitt.

Claude
24. Dezember 2017 - 11.55

Dat héiert och nach op.

Iwwer 60% vun eise Kanner ginn net méi gedeeft, de Reliounsunterrecht ass esou dout wéi déi honnerte eidel, zougespaarte Kierchen hei am Land, dann ass dëse Spuk och geschwë fäerdeg.

Michel
24. Dezember 2017 - 11.51

Natierlech! Chrëschtdag ass e Méinde wéi all anere Méinden och.

A fir déi di nach net aus der Kierch ausgetruede sinn:

www.fraiheet.lu

do geet dat ruckizucki

Emile
24. Dezember 2017 - 9.48

Wenn die Schulen auch in Zukunft mit zielstrebiger Macht auf die Leistungsgesellschaft ausgereichtet werden statt auf die Bildung im weiten kulturpolitischen Sinn, wird die Gesellschaft im Endeffekt nock konsumabhängiger, konsumsüchtiger, inhumaner. Es sollte zumindest als Alternavie zum wirtschaftsorientierten Lehren und Lernen eine Förderung des klassischen Bildungsweges geben: Im Mittelpunkt Sprachen und Geisteswissenschaften, mit einer soliden Dosis Naturwissenschaften natürlich. Es müsste doch auffalen, dass die wirklich klugen Köpfe unserer Zeit (und sogar um uns herum, im Alltag), in der Regel eine breit angelegte Bildung genossen haben müssen. Sie sind denn auch weit weniger vom menschenentwürdigenden Konsum- und Modebazillus infiziert. Ihre Freude muss eine tiefere sein, auch zu Weihnachten und zum Jahresende.

Jeannosch
23. Dezember 2017 - 17.12

Wer dem Christentum entsagt hat, sollte ehrlicherweise dem Weihnachtsfest entsagen, es sei er huldige dem Heuchlertum.

Jetboy
23. Dezember 2017 - 16.52

Woher wollen Sie Herr Sold wissen, wie tief empfunden oder wie "richtig" die Freude ist, die man beim beschenken und beschenkt werden mit materiellen Dingen spürt? Ich freue mich über jeden 1000.Euro Gutschein, über das neue Pad, den Bon für die Winterferien! Das Leben ist kurz geniessen wir es, so lange es geht!

Philo
23. Dezember 2017 - 16.45

En ierschten Thema. Ech wor mer net bewosst, datt d'Maartwirtschaft géif d'Wärter esiu durcherneen bréngen. Jo: d'Freed ass net keeflech, nëmmen de Freed-Ersatz.

Sansillusion
23. Dezember 2017 - 16.40

Wou kréien ech eng weider Oppositiounsperiod fir d'CSV ze kaafen? Ech géif hir se schenken, esou frou sinn ech mat deene Schwaarzen? - Wat? So eppes steet néietens am Rayon? Verfluchte Maartwirtschaft!

Marius
23. Dezember 2017 - 14.09

Na ja mein Herr,, trotz aller rationalen Denk- und Fortschrittsprozesse der Neuzeit, hält die moderne Gesellschaft an jahrtausendealten Mythen und Legenden einer längst verschollenen nahöstlichen Hirtenkultur fest, welche von einem historischen Standpunkt aus betrachtet, einmal im Jahr für das Realitätsverständnis der modernen Wissensgesellschaft keinen Einfluss zu haben scheint. Eine besondere Gelegenheit zu feiern und sich gegenseitig zu beschenken, egal was es kostet, weil es eben so Brauch ist. In Wahrheit aber eine feierliche Ersatzreligion, um wahre Harmonie und Seelenfrieden zu erreichen, offensichtlich eine notwendige Orientierung im Jubel, Trubel dieser dunklen Jahreszeit. Dieses Fest gehört zu der letzten großen Illusion des westlichen Menschen, nach der Enttäuschung durch das Christentum, das irrigerweise immer noch vorgibt, die Geschehnisse von vor 2000 Jahren seien eine gültigen Wahrheit die jeder Christenmensch glauben muss. Doch erkennen immer mehr Menschen, die über ein ausgeprägtes logisch-rationales Denkvermögen verfügen, dass Glauben und Wissen zwei Paar Schuhe sind, auch wenn es an allen Ecken und Enden glimmert und flimmert und aus den Lautsprechern der Konsumtempel die "Merry Christmas" Musik wie ein Süssstoff an den Wohlstandsmenschen und anderen Konsumenten heruntertropft.

Jacques zeyen
23. Dezember 2017 - 8.54

Schade dass Freude nur mehr materiell vermittelbar scheint. Und wie schnell ist der Spuk vorbei ,aber es ist ja bald Ostern

Realo
22. Dezember 2017 - 22.49

Schön und gut, aber vom Kommerz leben alle, so oder so.