Außenpolitik lässt sich wohl grundsätzlich nicht ohne eine ordentliche Portion Opportunismus betreiben. Allein mit Prinzipientreue und ganz ohne Pragmatismus geht auf diesem Gebiet kaum etwas. Doch wenn Populisten den Opportunismus zum Basisprinzip ihres politischen Handelns küren, verstricken sie sich recht bald heillos in den Widersprüchen, die eine solche Vorgehensweise zwangsläufig mit sich bringt.
Dies kann man derzeit am Freundespaar Netanjahu-Trump besonders schön studieren. Zwar will sich Trump in seiner Israelbegeisterung von niemandem überbieten lassen (auch in dieser Frage halt «du Trump pur jus»), doch erweist sich sein prinzipienloses Handeln, das sich nicht am Interesse seines Landes und seiner Bürger orientiert, sondern allein an seinem eigenen, als Gefahr auch für Israels Sicherheitsinteressen.
Wohl spuckt er große Töne gegenüber Teheran und hat sich mit seinem Rückzug aus dem Atomabkommen mit dem Iran und der damit verbundenen Wiedereinführung von Sanktionen bei der israelischen Rechten lieb Kind gemacht, doch andererseits hätte er mit seinem unüberlegten, aber letztlich dann (vermutlich) doch noch annullierten Rückzug der US-Truppen aus Syrien eine Situation geschaffen, die auch den Interessen Israels geschadet hätte.
Zum einen wäre die Position des israelfeindlichen Assad-Regimes gestärkt worden, zum anderen hätte die Türkei diese einmalige Gelegenheit, mit den Kurden aufzuräumen, die ihr von den USA auf dem silbernen Tablett gereicht worden wäre, wohl kaum ungenutzt verstreichen lassen. Was indes nichts weniger als einen Verrat der Amerikaner an ihren kurdischen Alliierten im Kampf gegen den IS dargestellt hätte.
Wobei auch ein wiedererstarkender IS wohl kaum im Interesse Israels hätte sein können.
Doch Netanjahu kann es sich zurzeit nicht leisten, seinen New Yorker Männerfreund zu kritisieren, denn an der Heimatfront brauen sich für ihn dunkle Wolken zusammen: Er spürt wegen Korruption den kalten Atem der Staatsanwaltschaft im Nacken und die Eröffnung eines Verfahrens gegen ihn scheint nur noch eine Frage von Tagen zu sein.
Das Chaos in der Trump-Administration wird durch die Syrien-Frage einmal mehr ins Rampenlicht gestellt. Trumps Sicherheitsberater John Bolton versuchte gleich, den von seinem Chef angerichteten Schaden zu begrenzen, indem er verkündete, dass sich der US-Rückzug aus Syrien über Jahre hinweg erstrecken werde. Oder auch ganz abgeblasen werden könne. Für die globale Stabilität sind die Inkompetenz, die Rücksichtslosigkeit und das Gewurschtel, welche die Außenpolitik der mächtigsten Militärmacht der Welt derzeit kennzeichnen, jedenfalls das reinste Gift.
Er macht die reichen reicher, darum ist er da.
Mir ist bis heute schleierhaft wie solche Chaostypen an der Macht bleiben können. Wir steuern auf unseren Untergang zu, wenn wir nicht imstande sind die Rattenfänger zu vermeiden.