Während Aussagen wie die nicht unbedingt neue eines DP-Ministers, dass wieder Geld in den Staatskassen ist, die eines LSAP-Ministers und Vizepremiers, dass er nie wieder so blöd sein werde, ein Zukunftspaket zu unterstützen, weil es das ganze Land gegen die Regierung aufgebracht habe, und die einer „déi gréng“-Ministerin, im nächsten Jahr wolle man mit den Kirchenfabriken die Friedenspfeife rauchen, so als ob diese hier im Lande bekämpft statt abgeschafft würden – während solche imagepflegenden Aussagen vor dem großen Aufbruch in die Gemeinderatswahlen ab Herbst also die Welt erschüttern oder auch nicht, kam die eigentlich positive Nachricht von der sozialen Front, um bei der grünen Rhetorik zu bleiben.
Der neue Kollektivvertrag für die 2.800 Arbeitnehmer beim Staat, den im Regelfall rund 70-80 Gemeinden auch für ihre Arbeitnehmer übernehmen, zeigt, dass es durchaus möglich ist, über Verhandlungen Ergebnisse zu erzielen, die ein besseres Miteinander von Arbeit und Privatleben ermöglichen. Da wurde dem langjährigen Ärger um Prämien oder Kleidermasse ein Ende gesetzt, es wurden neue Karrieren geschaffen, die es jedem einfacher machen werden, seine Zukunft finanziell zu überblicken, es wurde neuen Arbeitsanforderungen Rechnung getragen und besonderen Arbeitsbedingungen ein Augenmerk zuteil.
Als ob das nicht bereits ausreichen würde, um den Kollektivvertrag als historisch zu bezeichnen, wie es die Gewerkschaften taten, wurde ein Sozialurlaub von 24 Stunden, verteilt auf drei Monate, vereinbart, der es Betroffenen erlauben soll, Familienangehörige zu betreuen oder dringende Angelegenheiten ohne lange Diskussionen erledigen zu können. Und es wurde ein Reservepool im Reinigungswesen geschaffen, der zudem Zugang zu den anderen Karrieren bietet. Für viele öffnet sich damit zum ersten Mal eine Perspektive auf eine nennenswerte, eigene soziale Absicherung. Und dem Auslagern von Arbeitskräften wird zum ersten Mal seit langem endlich wieder ein Riegel vorgeschoben. Auch wenn zu hören war, dass viele Verwaltungen gar nicht mehr über eigene Reinigungskräfte verfügen, sondern diese Arbeiten von außenstehenden Firmen verrichten lassen, von denen man weiß, dass sie trotz hoher verrechneter Preise an die Kunden für ihre Mitarbeiter zum Niedriglohnsektor gehören. Dass dann noch festgehalten wurde, im Falle einer langen Krankheit eines Arbeitnehmers müsse die paritätische Kommission nach 46 Wochen zusammenkommen, um über das weitere Vorgehen zu beraten, damit der Mitarbeiter nicht riskiert, nach 52 Wochen, wie im Gesetz vorgesehen, seinen Arbeitsvertrag zu verlieren, zeigt, dass es durchaus möglich ist, Lohnelemente, Arbeitsorganisation, Lebensqualität und Gesundheit zu verknüpfen. Im sozialen Dialog, so wie es das neue PAN-Gesetz über die Arbeitsorganisation auch vorsieht. Flexibilität kann nicht nur in eine Richtung gehen. Mit neuen Ansätzen können Kombinationen entstehen, die vor allen Dingen mehr Motivation bewirken. Und das alles innerhalb eines finanziellen Spielraums von 1,6% der Lohnmasse der Arbeitnehmer beim Staat.
Das Zusammenspiel zwischen Arbeit und Privatleben muss neu ersonnen werden. In einer sich ständig und rasant weiterentwickelnden Gesellschaft sind Mut, Vorstellungskraft und Innovation gefragt. Schade nur, dass dies auf Arbeitgeberseite im Privat- oder im Gesundheitssektor niemand zur Kenntnis nehmen will. Das Festklammern an alten Denkschemen ist ermüdend und nicht zeitgemäß. Es geht auch anders.
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