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Die ewige Baustelle

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Das Problem der Bewegungslethargie riskiert größer zu werden. Höchste Zeit, die ewigen Baustellen der Bewegungsförderung fertigzustellen, meint Chris Schleimer im Editorial.

„Mission impossible Purzelbaum“ lautete der Titel eines Tageblatt-Artikels von 2006 im Rahmen der Vorstellung einer Studie zum körperlichen Zustand der luxemburgischen Kinder. „Es ist fünf vor 12“, so ein Zitat aus einem Tageblatt-Artikel von 2010, der sich mit der Folgestudie befasste. „Wir gewöhnen den Kindern den Sport ab“ – die Feststellung der Sportlehrer-Vereinigung APEP 2016.

Beim Lesen dieser Auszüge fällt es schwer, an eine positive Entwicklung der Bewegungsförderung zu glauben. Die Wichtigkeit der sportlichen Betätigung wird zwar von sämtlichen Politikern gepredigt, ob es allerdings ein richtiges Bewusstsein hierfür gibt, steht auf einem anderen Blatt.

Will man die zum Teil immer noch schlechte körperliche Verfassung der Kinder verbessern, gibt es nur einen Ansatzpunkt: den Schulsport, der ein Hauptbestandteil der Bewegungsförderung ist. Denn wie Coryse Simon, Präsidentin der Schulsportkommission des COSL, im Tageblatt-Interview betont, hat der Schulsport eine besondere und wichtige Eigenart. Er betrifft jeden Einzelnen von uns, sogar die schlimmsten Bewegungsmuffel. Es gibt also kein besseres Instrument, um die Freude und den Spaß an der körperlichen Betätigung zu wecken, als den Schulsport.

Umso bedenklicher ist es, dass dieser seit Jahrzehnten eine nicht enden wollende Baustelle in Luxemburg ist. Qualifiziertes Personal, Transport, Infrastruktur, die Liste an Problemfeldern ist seit Jahren bekannt, auf definitive Lösungen wartet man aber bislang vergeblich.

Sogar eine zusätzliche Sportstunde – auch wenn sie begrüßenswert wäre – würde das Grundproblem der mangelnden Bewegung bei Kindern ebenso wenig lösen wie die punktuelle Umsetzung der „Bewegten Schule“, solange sie nicht auf das ganze Land ausgedehnt wird. Es wird ein solides Gesamtkonzept benötigt, um etwas bewirken zu können. Dieses setzt aber erst einmal voraus, dass auf höchster Ebene das Bewusstsein für eine effiziente Bewegungskultur vorhanden ist.

Es braucht eine klare Vorstellung, was man erreichen möchte. Es geht nicht darum, aus sämtlichen Kindern potenzielle Olympioniken zu machen. Die sportliche Betätigung ist aber ein unabkömmlicher Baustein der menschlichen Entwicklung. Und es ist die Pflicht sämtlicher Akteure, angefangen bei den Eltern über die Lehrer bis hin zur Regierung, dafür Sorge zu tragen, dass die körperliche Entwicklung der Kinder in keinster Weise eingeschränkt wird.

Solange die Impulse aber nur von einzelnen Idealisten ausgehen, wird man – wenn überhaupt – nur kleine Erfolge erzielen. Kleine Fortschritte reichen allerdings nicht mehr aus, denn das Grundproblem wird immer größer. Was wird die PlayStation-Generation ihrem Nachwuchs vermitteln? Die Gefahr, dass sich die Bewegungslethargie immer tiefer in der Gesellschaft verankert, ist real und einen Mentalitätswandel herbeizuführen immer schwieriger. Es ist an der Zeit, die ewige Baustelle der Bewegungsförderung und des damit zusammenhängenden Schulsports endgültig fertigzustellen. 2010 war es „fünf vor 12“, heute haben wir 2018.

DanV
26. Januar 2018 - 11.26

"Es gibt also kein besseres Instrument, um die Freude und den Spaß an der körperlichen Betätigung zu wecken, als den Schulsport."

Und es gibt kein besseres Instrument, um Kindern die Freude und den Spaß an körperlicher Betätigung auszutreiben, als Schulsport und die Schule selbst. Sobald man in die Schule kommt, wird einem der natürliche Bewegungsdrang ausgetrieben. Die meiste Zeit muss man sitzen. Plötzlich darf man sich nicht mehr bewegen, wenn man Lust hat, sondern auf Kommando. Dies nur als Denkanstoß, nicht als Kritik, denn wie soll man sich konzentrieren können, wenn alle rumhopsen. Aber der Ursprung allen Bewegungsmangels liegt in der Schule selbst.

Und wenn man körperlich nicht dem Idealbild entspricht, trifft man sowieso nur noch auf Überheblichkeit und Verachtung - speziell von Sportlehrern. Erstaunlicherweise sind Sportlehrer die am wenigsten einfühlsamen Lehrer überhaupt. Kinder, die nicht den Idelmaßen entsprechen, haben "sich gehen lassen", und "müssen hart rangenommen werden" - oder - "da ist sowieso Hopfen und Malz verloren", nicht wahr, liebe Sportlehrer(innen). Es gibt sicher Ausnahmen, aber Sportler/Sportlehrer gehen sehr oft davon aus, dass es nur ein wenig Disziplin braucht, um Probleme zu lösen. Meist sind es Menschen, die selbst in der Schule shr gut im Sport waren und sich nicht mal vorstellen können, wie sich Kinder fühlen, die nicht so mithalten können.

Der Mentalitätswechsel ist sicher nötig, aber man könnte beim Schulpersonal anfangen.