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Der Fall Simbabwe

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Unterdrückung gebiert Unterdrückung – meint unser Redakteur Francis Wagner in seinem Leitartikel.

Simbabwe, das ehemalige Rhodesien, ist ein Land, dem es eigentlich recht gut gehen müsste: Tourismus und Landwirtschaft haben ein enormes Potenzial und könnten unzählige Menschen ernähren. Als die schwarze Mehrheitsbevölkerung 1980 endlich, nach jahrelangem Guerillakrieg, das Joch des rassistischen Siedlerregimes abschütteln konnte, schien ihr eine blühende Zukunft bevorzustehen. Wie so vielen afrikanischen Ländern zu dem Zeitpunkt, als sie endlich den Kolonialismus hinter sich lassen und frei über ihr Schicksal entscheiden konnten.

Doch wie in so vielen afrikanischen Ländern wichen all die schönen Träume einem einzigen, endlosen Albtraum. Tribalismus und Korruption brachten Kleptokratien hervor, in denen der Despot und sein Stamm (bzw. seine Kameraden aus der Zeit der Befreiungsbewegung) den gesamten Staat als Selbstbedienungsladen betrachteten.

Ein paar Jahre nach der Unabhängigkeit war eine kleine Clique rund um den Gewaltherrscher unfassbar reich geworden, hatte Milliarden auf europäischen Bankkonten gebunkert und Schlösser in Frankreich erworben, während das gemeine Volk darbte wie vor der Unabhängigkeit.

Wie gesagt eine typisch afrikanische Geschichte, die sich leider auch in Simbabwe einmal mehr wiederholt hat.

Rassisten werden nun einwenden, dass es ja von vornherein klar war, dass die Schwarzen, ohne vom weißen Herrenmenschen bevormundet zu werden, rein gar nichts auf die Reihe kriegen.

Aber sind nicht sowieso alle Rassisten Zyniker? Leider war es in der Tat so, dass die europäischen Kolonialisten, nachdem sie die von ihnen eroberten Gebiete, ihre Ressourcen und ihre Menschen jahrzehntelang gnadenlos ausgebeutet hatten und dann aber feststellen mussten, dass sie den Unabhängigkeitswillen der Afrikaner nicht länger unterdrücken konnten, sich aus dem Staub machten, ohne dass sie den jungen Nationen die Mittel in die Hand gegeben hätten, auf eigenen Füßen stehen zu können.

Als sich die Belgier aus dem Kongo verdrückten, einem Land, in dem Belgiens «König» (besser wäre «Räuberhäuptling») Leopold II. einen wahren Holocaust verübt hatte, verfügte die Nation bloß über eine Handvoll einheimischer Akademiker. Bald riss sich Mobutu, ein ehemaliger Sergeant der «Force publique», das Land unter den Nagel und quetschte es über Jahrzehnte fast ebenso brutal aus wie zuvor die Kolonialherren.

Die Franzosen stellten es etwas schlauer an: Mit der «Françafrique» ersannen sie ein System, das es erlaubte, dass sowohl die neuen indigenen Eliten als auch Paris selbst ihren Reibach machen konnten.

In Rhodesien hatte das dortige Rassistenregime die Schwarzen ebenfalls systematisch daran gehindert, sich jene Fähigkeiten zu erwerben, die man braucht, um ein modernes Land zu regieren und zu verwalten. Und bald stellte sich heraus, dass der große Hoffnungsträger Mugabe einen einzigen Programmpunkt auf der Agenda hatte: sich und die Seinen.

Wird nach seinem Abgang nun alles besser werden? Nun, der wahrscheinliche Nachfolger Mnangagwa hört auf den schönen Spitznamen «das Krokodil». Tout un programme …

Jeannosch
27. November 2017 - 10.41

Nun wollen wir mal nicht unsere belgischen Nachbarn für ihre Kolonialpolitik im "Congo Belge" schelten.Waren doch viele Luxemburger an dieser Kolonialpolitik der Ausbeutung und Indoktrination der einheimischen Bevölkerung beteiligt .Zeuge der Kolonialpolitik war das Museum der "Waisse Pateren" im "Mariendall".

John
23. November 2017 - 11.59

Afrika ist verloren.Hoffnungslos regiert von Kriminellen und toleriert von westlichen Politikern die solchen Tyranen
auch noch die Hand schütteln.

armand
22. November 2017 - 22.09

Wenn man sich die afrikanischen länder oder auch noch den arabischen raum anschaut dann kann ich so auf die schnelle kein staatsoberhaupt nennen der nicht in seine eigene tasche wirtschaftet, dem man über den weg trauen könnte. Man muss wohl anerkennen dass verschiedene, nennen wir’s mal kulturkreise, auch andere sitten pflegen, und nicht immer die bösen europäer schuld sind .Vielleicht glaubt auch noch ein verstaubter 68er dass die k. kirche schuld an der bevölkerungsexplosion in afrika ist weil sie die kondome verteufelt. Die welt ist bunt und vielfältig… wird uns ja immer gepredigt.

Een den keng Tomaten op den Aen huet!
22. November 2017 - 18.49

Jedenfalls wäre die Ausbeutung der afrikanischen Länder durch ihre eigenen Landsleute unmöglich ohne die Hilfe der Eu Länder. Wir sind mindestens genau so viel schuldig wie die dortigen Diktatoren! Aber so lange die uns ihre Rohstoffe verramschen, arrangiert uns das ungemein und wir unterstützen dieselben tatkräftig um die Länder auszubeuten! Alle wissen es, niemand tut etwas. Auch wir müssen uns schämen und laden Schuld auf uns!

Serenissima, en Escher Jong
22. November 2017 - 16.09

Herr Wagner (...) ich habe im Rahmen der wirtschaftlichen Entwicklungshilfe der EU in Afrika und Nahen Osten lange Jahre gearbeitet: vieles was sie anprangern ist wahr aber wir , der Westen, sind nicht verantwortlich dass die neuen Eliten in diesen Länder jetzt diese Leute ihrer Heimatländer mehr gnadenlos ausbeuten als es je die Kolonialmächte getan haben..glauben sie mir die Welt von ihrem Arbeitstisch in der Kanalstraße zu Esch ist villeicht ein bisschen verzerrt...