Mit der Wiederbelebung der Olympischen Spiele im Jahr 1896 hat Pierre de Coubertin den Grundstein für das sportliche Erfolgskonzept schlechthin gelegt. In den vergangenen Jahrzehnten wurden die Spiele zudem zum wirtschaftlichen Erfolgsmodell, jedenfalls für das Internationale Olympische Komitee (IOC) als Organisator. Einige kontinentale Ableger des IOC haben die Beliebtheit des Multisport-Events recht schnell erkannt und einen Ableger von Olympia auf ihrem Kontinent veranstaltet. Am erfolgreichsten sind die Asian Games, die seit 1951 ausgetragen werden. In Europa wurde 2015 ein zaghafter Versuch unternommen, Kontinental-Spiele auszutragen. Wohl etwas zu spät, denn die Akzeptanz der breiten Öffentlichkeit für riesige sportliche Events hat drastisch abgenommen. Gigantismus und Korruptionsaffären haben dem Ansehen geschadet.
Dabei haben Multisport-Events immer noch großes Erfolgspotenzial. Das haben mittlerweile mehrere Veranstalter erkannt. Am Wochenende werden in Berlin die deutschen Meisterschaften in zehn Sportarten ausgetragen. «Die Finals» ist eine Initiative des öffentlich-rechtlichen Fernsehens, ohne Einbindung des deutschen olympischen Sportbundes. Das Konzept erinnert stark an die European Championships von 2018, als in Glasgow und Berlin gleich sieben internationale Verbände ihren Europameisterschaften gemeinsam austrugen. Ein Event, das sowohl bei den Zuschauern vor Ort als auch vor dem Fernseher gut ankam. Vom Umfang her war es um einige Nummern kleiner als die Europaspiele, geschweige denn die Olympischen Spiele. Der sportliche Unterhaltungswert bleibt dennoch bestehen.
ARD und ZDF haben das Potenzial erkannt und versuchen es nun auf dem deutschen Markt umzusetzen. Dass sich gleich zehn Sportarten fanden, die bereits sind bei dem Experiment mitzumachen ist nicht verwunderlich. Neben König Fußball ist die Sendezeit für andere Sportarten recht begrenzt. Rund 19 Stunden werden ARD und ZDF im Hauptprogramm ausstrahlen, hinzu kommen noch einmal 40 Stunden live Sport die auf ihren Webseiten gestreamt werden. Der Aufwand ist erheblich, doch die Chancen, dass es sich lohnen wird stehen nicht schlecht. Sollte das der Fall sein profitieren nicht nur die öffentlich-rechtlichen Sender. Für viele kleinere Sportarten wie zum Beispiel Bogenschießen, Kanu oder moderner Fünfkampf. Alles Sportarten die höchsten alle vier Jahre bei Olympia einmal im Fokus stehen.
Während das Internationale Olympische Komitee sich immer noch schwer tut, gegen Gigantismus und Kostenexplosionen bei Olympischen Spielen anzukämpfen, haben andere bereits die Multisport-Konzepte der Zukunft entwickelt. Ob sie es einmal schaffen werden, Olympia den Rang abzulaufen, steht noch in den Sternen. Doch so lange das IOC vergangenen Zeiten hinterhertrauert und es verpasst seine Spiele grundlegend zu modernisieren, dürfte es bloß eine Frage der Zeit sein. Die Monopolstellung für Multisport-Events haben die Olympischen Komitees bereits seit längerem verloren.
Die IOC Oberen, in ihrem elfenbeinernen Turm in Lausanne, haben die Zeichen der Zeit nicht erkannt und die Felle sind im Begriff ihnen davonzuschwimmen. Die Zukunft gehört den mediengerechteren Multisport-Events.