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Bibi, der Gejagte: Die Ära Netanjahu scheint sich dem Ende zuzuneigen

Bibi, der Gejagte: Die Ära Netanjahu scheint sich dem Ende zuzuneigen

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Die Ära Netanjahu könnte bald vorbei sein. Könnte. Denn noch ist nichts entschieden. Dieser Mensch, der ein ähnliches Verhältnis zu Recht und Gesetz hat wie sein blonder Buddy aus Washington, wird nun, da ihn die Justiz in die Ecke zu drängen droht, zu allen erlaubten und unerlaubten Tricks und Finten greifen, um am Ende doch noch am Ruder bleiben zu können.

Allein der Umstand, dass Netanjahu mit großer Wahrscheinlichkeit korrupt ist, macht ihn aber auf dem Parkett der israelischen Politik nicht besonders auffällig. Eine Hand wäscht bekanntlich die andere. Und dass ein kleines Bakschisch hier oder da Entscheidungen im Sinne des edlen Spenders zu beeinflussen vermag, ist im gesamten Nahen Osten ja nun nicht erst seit gestern bekannt.

Nun hat Netanjahu schon mehr als eine schwere Krise gemeistert und über seine persönliche Integrität machen sich ohnehin wohl nur die wenigsten Israelis Illusionen. Die Mehrheit seiner Anhänger ebenso wenig. Aber sie waren lange bereit, ihm derlei Kinkerlitzchen zu verzeihen, solange „he delivered the goods“. Und gerade dafür hatte dieser begnadete Strippenzieher ein unvergleichliches Talent.

Doch diesmal ist alles anders. Netanjahu befindet sich im Visier von „Kahol Lavan“ („Blau-Weiß, den Nationalfarben), einer Koalition von Politikern, die es sich zum hauptsächlichen Programmpunkt gesetzt haben, Bibi endlich den politischen Blattschuss zu versetzen. Was sie dadurch verdeutlichen, dass sie ihre Allianz wieder auflösen wollen, sobald die Strecke verblasen ist.

Und die Wahrscheinlichkeit, dass ihnen dies gelingt, ist als durchaus gut einzuschätzen. Denn unter denen, die gekommen sind, ihn zu holen, befinden sich nicht weniger als drei ehemalige Generalstabschefs der israelischen Streitkräfte, eine Sorte Mensch, die in Israel für gewöhnlich hohen Respekt genießt: Benny Gantz (Amtszeit von 2011-2015), sein Vorgänger Gabi Aschkenasi (2007 bis 2011) sowie Mosche Jaalon (2002 bis 2005).

Was diese Allianz für Netanjahu so gefährlich macht, ist der Umstand, dass sie, wie Anshel Pfeffer in einer Analyse für die israelische Tageszeitung Haaretz darlegt, viele unterschiedliche politische Tendenzen vereinigt: Zentristen, enttäuschte Netanjahu-Fans, Gewerkschafter und Marktfundamentalisten, militante Säkuläre und religiöse Zionisten. Was bedeutet, dass die Allianz Kahol Lavan, nachdem sie ihr Ziel erreicht hat, sich ohnehin wegen interner Differenzen zerlegen wird.

Früher hätte der ehemalige Elitesoldat Netanjahu auf eine solche Herausforderung wohl mit der Devise „viel Feind, viel Ehr“ reagiert. Doch diesmal befindet er sich in einem Zangengriff von Justiz und politischen Feinden. Was darauf hindeutet, dass seine Tage nunmehr sehr wohl gezählt sein könnten.

de Schmatt
2. April 2019 - 18.49

Vorsicht Herr Wagner: Totgesagte leben länger und jede Ära hat einmal ein Ende.