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10.000 Kilometer Kupfer

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Jean-Philippe Schmit über den chinesischen Einstieg beim Luxemburger Energieversorger Encevo.

Mit der Übernahme von 25,5 Prozent an Encevo hat sich das Netz des zweitgrößten Stromnetzbetreibers der Volksrepublik China noch ein wenig vergrößert. Am 31. Juli meldete Reuters (eine Pressekonferenz gab es nicht), dass der Staatskonzern «China Southern Grid Company» (CSG) der französischen Beteiligungsgesellschaft Adrian das Aktienpaket am Luxemburger Energieversorger Encevo für 400 Millionen abkaufen würde.
Nun sitzt also bald ein Akteur aus Fernost im Aktionariat von Encevo, der mit den restlichen Aktionären eine Gemeinsamkeit hat: Keiner ist ein rein privates Unternehmen. Die Post, BCEE und SNCI, die zusammen ein knappes Drittel an Encevo besitzen, haben den Staat Luxemburg in ihrem eigenen Aktionariat. Letzterer hält direkt 28 Prozent der Aktien und ist somit der größte Aktionär.

Von seinem Vorkaufsrecht machte der Staat Luxemburg jedoch keinen Gebrauch, er hätte den Chinesen das Aktienpaket vor der Nase wegschnappen können. Er hätte Adrian auch dazu drängen können, den Zuschlag einem anderen Bieter zu geben. Laut chinesischen Medien hätte es deren zehn gegeben, fünf private und drei staatliche Unternehmen sowie zwei Beteiligungsgesellschaften.

Gründe dafür gäbe es genug. Das Strom- und Gasnetz, das Encevo betreibt, hält Luxemburg am Leben. Für die Sicherheit des kleinen Landes ist Strom und Gas sogar von größerer Bedeutung als die Armee. Diese würde ja auch nicht ins Ausland verkauft werden. Encevo spielt, als nationaler Strom- und Gasnetzbetreiber und gleichzeitig größter Strom- und Gasanbieter, auch eine sehr prominente Rolle beim Umbau des luxemburgischen Energiesektors hin zu erneuerbaren Energien. Nun wird die Zukunft der luxemburgischen Energielandschaft zum Teil aus China heraus mitbestimmt. Einfacher wird der Umbau so sicher nicht.

Auf der anderen Seite der Mosel wäre der Deal nicht zustande gekommen: Die Bundesregierung schlägt gegenüber Investoren aus China eine restriktivere Gangart vor. Neben Encevo hatte CSG auch einen Blick auf den ostdeutschen Stromnetzbetreiber 50 Hertz geworfen. Der deutsche Wirtschaftsminister erkannte in der Übernahme wichtiger Infrastruktur durch Staatsunternehmen aus dem Ausland eine Gefahr und verhinderte den Deal. Der Zuschlag für den 20-Prozent-Anteil an 50 Hertz erhielt nicht CSG, sondern die KfW, das deutsche Pendant der SNCI.

Die schlimmsten Befürchtungen werden jedoch nicht eintreffen, wenn nun Chinesen über die Geschicke von europäischen Energie-Unternehmen mitbestimmen. Die Versorgungssicherheit wird wohl nicht betroffen sein. CSG hat Erfahrung beim Bau von riesigen Stromnetzen, Encevo könnte davon profitieren.

Doch warum interessiert sich die Nummer zwei der chinesischen Stromnetzbetreiber für die 10.000 Kilometer Kupferleitungen, die in Luxemburg begraben sind? Laut einer Pressemitteilung, die in asiatischen Medien kursiert, sei dies offensichtlich: «Es wird davon ausgegangen, dass Unternehmen wie Encevo in der Lage sind, für stabile Renditen zu sorgen, weil der größte Teil des Umsatzes und Gewinnes durch lokale Regierungen reguliert und garantiert sind.»

Grober J-P.
7. August 2018 - 19.23

Kommunisten, wo denn, gibt es die noch? Bestimmt nicht in China, das nannte man früher Imperialisten.

MarcL
7. August 2018 - 12.08

Eine eigenartige Auffassung, dass lokale Regierungen für Umsatz und Gewinn bei Energieversorgern garantieren sollen. Staatliche Instanzen müssen primär für das Wohl der Allgemeinheit sorgen und nicht für die finanziellen Erträge von Aktionären. Oder sieht der klevere Kommunist hier die Vorzüge des Realkapitalismus ?

ClaudeK
7. August 2018 - 11.56

Geht es den Chinesen wirklich um gute Renditen im kleinen Luxemburg ?
Ich denke es geht um etwas ganz Anderes, die Chinesen haben ja bereits verlautbaren lassen, dass sie mit Encevo ins Ausland expandieren möchten. Nachdem die Chinesen also gerade in der BRD abgeblitzt sind, dort keine Anteile an einem Energieversorger erwerben konnten, versuchen sie jetzt mit Hilfe von Encevo, quasi durch die Hintertür, auf die grossen Märkte Europas zu kommen. Encevo, als europäisches Unternehmen, dient den Chinesen als Vehikel, um an die grossen Märkte Europas ranzukommen.
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich Luxemburg, durch diese Praxis, mal wieder einen unrühmlichen Namen machen wird, als Energieversorgungsoase, oder so ähnlich.

Grober J-P.
7. August 2018 - 10.30

Dürfen Private ihren Strom mittlerweile selbst produzieren und behalten? 2013 wurde uns das "behalten" noch verwehrt.