Die Frage klingt zunächst merkwürdig: Wem gehört eigentlich das akademische Belval? Während Technokraten direkt an den Staat und diverse kommunale Instanzen denken, fallen den businessorientierten Zeitgenossen kommerzielle Akteure ein. Genau dies scheint einigen Studenten zunehmend zu missfallen. Ähnlich wie im Ausland hat die Universität Luxemburg in Belval enormes Potenzial und ist dabei, zu wachsen.
Damit einhergehend sind, ähnlich wie im Ausland, jedoch problematische Nebenerscheinungen. Zu diesen gehört etwa, dass viele der Räumlichkeiten der Uni.lu nicht nur zu akademischen, sondern auch zu kommerziellen Zwecken genutzt werden. Auffallend ist hierbei, dass die Uni.lu eine sehr stark von Politik und Wirtschaft angehauchte Event-Agenda hat. Ist dies im Ausland anders? Nein. Im Gegenteil. Auch dort herrscht eine gemischte Veranstaltungskultur: Akademiker, Journalisten, Politiker und Businesspeople gehören zu den geläufigen Gastrednern an Universitäten rund um den Globus.
Dennoch ist die Identitätssuche vieler Studenten interessant. Dies zeigt sich nicht zuletzt an der heute in Belval stattfindenden Diskussionsrunde „Belval est à nous. An informal conversation on reclaiming and rediscovering academic spaces“. Die Organisatoren des Ideenaustauschs werfen zentrale Fragen auf, die im Zuge der Lobhudelei rund um die Uni.lu gerne untergehen – aber zentral für die Identitätsbildung und Entwicklung des Campus Belval sind. So stellt sich die Frage, wie der physische Raum der Uni.lu genutzt wird.
Einer der Evergreens ist der Ruf nach einem Pendant zur ehemaligen „Sandkaul“ in Walferdingen, dem wohl legendärsten und schönsten Studententreff der kurzen Luxemburger Uni-Geschichte. Die Verantwortlichen der Universität sind sich der Problematik bewusst und suchen bereits nach Lösungen. Allerdings mutiert eine vergleichsweise leichte Problemlösung zu einem Rohrkrepierer. Die „Sandkaul“-Problematik scheint zudem nur die Spitze des Eisbergs der Identitätssuche vieler Studenten zu sein.
Eine der prägnantesten Fragen der „Belval est à nous“-Vordenker ist die folgende: „Wo und wie passen wir in das akademische Leben auf Belval, und glauben wir, dass wir überhaupt dazu gehören?“ Ähnliche Gedanken richten die Diskussionsveranstalter an Professoren, Lehrbeauftragte und Forschungsassistenten. Was zunächst negativ klingen mag, steht genau für das Gegenteil.
Es ist mehr als begrüßenswert, dass Studenten mit einem kritischen, aber offenen Geist die Frage nach der Identität der Uni.lu stellen. Es sollte eine Normalität sein, dass Studenten sich um eine mögliche Vereinnahmung ihrer Uni durch Politik und Wirtschaft sorgen. Es kann nur von Vorteil sein, sinnstiftende Diskussionen über eine noch sehr junge Identität und einen sich gerade erst entfaltenden Campus zu führen.
Luxemburg darf nicht, wie im Ausland bereits so oft geschehen, seine Universität in eine reine Jobschmiede verwandeln, die lediglich den Interessen der Privatwirtschaft gerecht werden will. Die Uni.lu in Belval sollte durch innovative (Grundlagen-)Forschung in allen Disziplinen bestechen. Aber auch durch einen Campus, auf dem sich Studenten und nicht nur Politiker sowie Wirtschaftsvertreter wohlfühlen.
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