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Der „gute“ Finanzplatz

Der „gute“ Finanzplatz
(Alain Rischard/editpress)

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Auf Geheimniskrämerei folgen „grün“ und „nachhaltig“

Luxemburgs Finanzplatz ist überaus erfolgreich. Allein die hiesigen Investmentfonds verwalten ein gigantisches Geldvolumen von 3.906 Milliarden Euro (zum 31. März 2017). In keinem anderen europäischen Land verwalten Fonds eine derart hohe Geldsumme.

Dieser Erfolg schafft Neid. Seit Jahren steht der Finanzplatz immer wieder in der Kritik. Die kommt traditionell aus dem Ausland, mal ist sie berechtigt und notwendig, mal nicht. Aber auch im Land selbst hat der Finanzsektor immer mehr Kritiker.
Doch wie jede Kritik, so beinhaltet auch das Finanzplatz-Bashing eine Reihe Chancen. Anstatt den Finanzplatz abzuschaffen, kann die Regierung ihn nämlich auch „verbessern“ und ihn nutzen, um die Probleme der Welt zu lindern. Ganz so wie Finanzminister Pierre Gramegna bereits mehrmals erklärt hatte: „Wenn Luxemburg einen Beitrag zum Klimaschutz leisten will, der größer als das Land selber ist, dann muss das Land auf den Finanzplatz setzen.“

Ein Vorreiter in diesem Bereich ist die Luxemburger Börse. Vor acht Monaten hat sie eine spezielle Plattform für grüne Anleihen gegründet. Und heute sind mehr als die Hälfte aller „grünen Anleihen“ der Welt an der Luxemburger Börse notiert. Das sind mehr als 50 Milliarden Euro, die über Luxemburg in grüne Projekte in der Welt geflossen sind. Und damit nicht genug: Nach dem Erfolg mit den „grünen Anleihen“ hat die Luxemburger Börse bereits angekündigt, ein Segment für nachhaltige und soziale Anleihen zu errichten.

Bereits in den Vorjahren gab es am Finanzplatz eine Reihe Initiativen, um auch diesen Bereich voranzubringen. Erwähnen kann man beispielsweise auch die Mikrofinanz. Regierung und Finanzinstitute sind hier bereits seit rund zehn Jahren engagiert. Mikrofinanz ist ein Finanzinstrument zur Armutsbekämpfung. Und in den zehn Jahren hat Luxemburg sich weltweit in dem Bereich einen Namen gemacht. Der Gründer der Idee, Muhammad Yunus, der mit dem Friedensnobelpreis geehrt wurde, war bereits mehr als nur einmal hierzulande zu Besuch.

Nach und nach müsste somit der Anteil der Gelder, die vom Luxemburger Finanzplatz aus in „gute“ Projekte investiert werden, zulegen. Der Luxemburger Rentenfonds arbeitet heute mit einer Liste von Konzernen, in die seine Gelder nicht investiert werden dürfen.

Und dennoch ist der Weg hin zu einem „guten“ Finanzplatz noch weit. Nach wie vor wird nur ein kleiner Anteil der verwalteten Gelder in nachhaltige oder grüne Projekte gesteckt. Und mit seinen (noch ausbaufähigen) Kriterien bleibt der Rentenfonds zudem eine Ausnahme.

Um einen Ruf zu verbessern, der durch Skandale wie Panama Papers, LuxLeaks oder wegen der Folgen der historischen Verschwiegenheit des Platzes geschädigt wurde, reichen solche punktuellen Initiativen nicht aus.

Luxemburg könnte noch viel weiter gehen. Die Regierung könnte sich eine Methode einfallen lassen, um die vielen Fondsgesellschaften des Landes aufzufordern, ihr Mitspracherecht in den Unternehmen, im Sinne einer nachhaltigen Zukunft, auch wahrzunehmen. Als Teilbesitzer haben die Fondsgesellschaften ein Recht auf einen Teil der Gewinne – sie tragen aber auch einen Teil der Verantwortung.