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Der Faktor Unsicherheit

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Wirtschaftliches Umfeld in Zeiten von AfD und Co.

Wenn Unternehmen eines nicht ausstehen können, dann ist es Unsicherheit. Sicher, etwas Unvorhergesehenes kann immer passieren. Aber ein Umfeld, in dem man heute nicht weiß, welche Gesetze morgen gelten, stinkt Unternehmen und sie werden ein solches Umfeld tunlichst meiden.

Luxemburg ist das Gegenteil. Das bestätigen Unternehmen und Ratingagenturen gleichermaßen. Unabhängig davon, welche Regierung gerade regiert, die Unternehmen können sich ziemlich sicher sein, dass sie morgen nicht das Doppelte an Steuern zahlen müssen oder völlig andere Auflagen erfüllen müssen, um ihren Geschäften nachzugehen.
Ähnliches galt bislang für die meisten anderen Staaten Europas. Der derzeit um sich greifende Rechtspopulismus und die zunehmende Rückkehr zu einem nationalen Fokus könnten dies aber gefährden.

Der drohende Brexit etwa, der wie ein Damoklesschwert über Europa hängt, ist ein starker Unsicherheitsfaktor. Auf dem Kontinent reiben sich einige schon die Hände beim Gedanken daran, wie die Unternehmen in den Londoner Geschäftsbezirken ihre Zelte abreißen und aufs Festland ziehen – womöglich nach Luxemburg. Dabei ignorieren sie aber die langfristigen Folgen, die aus einem solchen Austritt des Vereinigten Königreiches aus der EU resultieren können, und die zunehmende Unsicherheit, die bereits jetzt deswegen herrscht.

Ein anderer Unsicherheitsfaktor sind rechtspopulistische Parteien, die überall in Europa Erfolge verbuchen, wie zuletzt die AfD bei den dreifachen Landtagswahlen in Deutschland. Würde eine solche Partei an die Macht kommen, dürfte das – neben den offensichtlichen negativen Folgen für die Menschen – der Wirtschaft nicht in den Kram passen. Nicht zuletzt ist die deutsche Wirtschaft ein starker Befürworter von Zuwanderung – eine Position, die dem Programm rechter Parteien diametral gegenübersteht.

Auch zu erwartende protektionistische Maßnahmen dürften für die Unternehmen nur auf den ersten Blick interessant wirken. International agierenden Firmen dürften sie eher schaden als nutzen. Etwa dann, wenn sie Waren exportieren wollen und auf Gegensanktionen anderer Staaten stoßen.

Geschlossene Grenzen – an denen zurzeit nicht nur sprichwörtliche Mauern aufgebaut werden – behindern nicht nur die freie Bewegung von Menschen, sondern auch den Austausch von Waren und Dienstleistungen über Grenzen hinweg.
Auch die Angst, dass solche Parteien den Geschäftsalltag grundlegend verändern wollen, wenn sie an der Macht sind, muss Unternehmen beschäftigen. Etwa dann, wenn sie beschließen, dass Arbeitslose einer bestimmten Nationalität vorzuziehen seien oder dass auf inländische Zulieferer zurückzugreifen sei.

Wirtschaft spielt sich heute globalisiert und ohne Rücksicht auf Grenzen ab. Werden diese Grenzen errichtet, müssen Unternehmen sich Umwege suchen oder einzelne Länder meiden. Alleine die Möglichkeit, dass so etwas droht, bedeutet Unsicherheit und kann den Firmen nicht schmecken.