Der Schweizer will „den Fünfer und das Weggli“, der Franzose wünscht sich „le beurre et l’argent du beurre – et la crèmière“ obendrein, und drüben auf der Insel beabsichtigen die ganz Schlauen, „to have your cake and eat it“.
Und exakt nach dieser Devise scheint die Regierung May in Sachen Brexit vorgehen zu wollen, wenn man einem kleinen Scoop glauben schenken darf, den der Londoner Guardian gestern veröffentlichte.
Genau dieser Spruch prangte nämlich wortwörtlich auf dem Notizblock einer Assistentin des Tory-Vizepräsidenten Mark Field, den ein Fotograf des „Grauniad“ gestern nach einem Meeting der Konservativen in Downing Street 10 ablichtete.
Zwar betonte Premierministerin Theresa May umgehend, dass es sich bei diesem Gekritzel in keiner Weise um ein offizielles Regierungsdokument handele, doch lassen die bisherigen Manöver der May-Riege klar erkennen, dass London genau dies als Marschroute bei den anstehenden Verhandlungen mit der EU anstreben wird.
Ein Verdacht, den im Übrigen gestern auch Luxemburgs Premier Xavier Bettel gegenüber der französischen Nachrichtenagentur AFP äußerte.
Überraschen dürfte dies auf EU-Seite indes wohl niemanden, denn während der bislang 43 Jahre ihrer EU-Mitgliedschaft hatten die Briten das „Cherry Picking“, das „Rosinen-aus-dem-Kuchen-klauben“, zu wahrer Meisterschaft entwickelt, indem sie mit großer Beharrlichkeit und Chuzpe die EU auf eine reine Freihandelszone mit möglichst wenig Sozialklimbim zurechtzustutzen suchten.
Und nach dem Vorbild der auf diesem Gebiete unvergleichlichen und wohl auf ewig unerreichbaren Margaret Thatcher selig will offensichtlich auch die aktuelle britische Regierung die EU-Kuh nach Kräften melken und dabei gleichzeitig so wenig Heu reinvestieren wie nur irgend möglich.
Das Dumme daran: Auf dieser Seite des Kanals, on les voit von Anfang an venir, man merkt die Absicht und ist verstimmt. Und gerade Paris wird alles daransetzen – und wir sollten unseren Nachbarn bei diesem noblen Vorhaben vollen Sukkurs geben –, um den Petits Malins aus Albion die Tour zu vermasseln.
Was aber nicht heißen soll, dass nicht auch die Rest-EU danach streben sollte, dass nicht unnötig viel Porzellan bei diesem Trauerspiel zerschlagen wird und dass zwischen beiden Parteien post-Brexit möglichst symbiotische Beziehungen etabliert werden können.
Wobei dem Symbionten aber klargemacht werden muss, dass es den Kräfteverhältnissen entsprechend nicht er sein wird, who will call the shots.
Für den Rest wollte zurzeit wohl niemand mit May tauschen: Sie hätte es vermutlich leichter, tausend Tonnen Zahnpasta in die Tube zurückzudruddelen, als das UK aus jenem Schlamassel zu erretten, in den ihre Parteifreunde Cameron und Johnson es gebracht haben.
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