Kate kam apropos. Was 1867 in London unterzeichnet wurde, war den meisten Luxemburgern unbekannt.
Dem holländischen König Wilhelm III. und seinem Bruder, dem Statthalter Prinz Henri (ein Boulevard trägt den Namen), war es also nicht gelungen, das Großherzogtum Luxemburg mit seinen 200.000 Einwohnern an Napoleon III. zu verkaufen.
Bismarck hatte sich in letzter Minute quergelegt, es drohte Krieg, und den waren „wir“ doch nicht wert. Mit der zäh ausgehandelten Lösung (preußische Garnison zieht ab, Festung wird geschleift, Luxemburg für ewig neutral und unbewaffnet, bleibt aber Mitglied der deutschen Zollunion) war der Friede drei Jahre gerettet.
Luxemburg, kein „don du fer“, wie immer pathetisch behauptet wird? Luxemburg, nur ein Nebenprodukt der meisterhaften bismarckschen Diplomatie?
Der von den Großmächten geschaffene Kleinstaat wäre sicher an das zweite oder an das dritte Deutsche Reich gefallen, hätte eines von beiden auf dem Schlachtfeld gewonnen. Luxemburg galt aus deutscher Sicht bis 1945 (mindestens) als ein deutsches Urland, und das sahen auch zahlreiche Luxemburger so.
Sei’s drum. Kate sei Dank ist zu einem guten Zeitpunkt verdeutlicht worden, wie sehr wir, die Luxemburger und die Nicht-Luxemburger, die hier leben, heute auf uns selbst gestellt sind, politisch.
Macht die jeweils regierende Koalition politische Fehler, insbesondere solche, die den Ärger oder gar den Neid der Nachbarn und Partner schüren, so kann schnell Schluss mit lustig sein. Wir waren, beispielsweise, wegen einer überzogenen Ausnutzung des Souveränitätsrechts in Sachen Steueroptimierung für Großkonzerne ziemlich nahe an Repressalien. Sicher, so schnell wirft man keinen aus der EU (die für Luxemburg überlebenswichtige Gemeinschaft), aber auch andere Maßnahmen, und sei es nur eine strenge Kontrolle aller Transaktionen via Luxemburg, täten äußerst weh.
Unter der jetzigen Regierung ist vieles in Ordnung gebracht worden. Man darf jetzt davon ausgehen, dass die hohen BIP-Wachstumsraten und die sich daraus ergebende vorteilhafte Entwicklung der Staatsfinanzen auf saubereren Grundlagen fußen als vor ein paar Jahren.
Deshalb – sofern nicht ein Kurswechsel kommt – darf man ruhig davon ausgehen, dass Steuerreduktionen bei gleichzeitigen Höchstinvestitionen der öffentlichen Hand sinnvoll sind. Dass die CSV und ihr designierter Premier eine Kaufkraft raubende Sparpolitik fordern, ist reine Spekulation auf das in der Tat tief wurzelnde Sicherheitsbedürfnis der Luxemburger.
Politische Kunst (wie erreichen wir das Beste?) setzt den Blick für das richtige Maß der Dinge voraus. Luxemburg schreibt zurzeit eine Erfolgsstory sondergleichen. Das Land wird zusehends zur Metropole der Großregion. Gehen wir doch endlich davon aus, dass dieser Trend ungebrochen bleibt und deshalb eine großzügigere Planung aller Infrastrukturen nur von Vorteil sein kann.
1867 hätte auch das holländische Limburg unabhängig werden können. Es zählt gegenwärtig 1.200.000 Einwohner (doppelt so viel) auf 2.209 Quadratkilometern (ein Fünftel weniger), und es lebt sich dort ausgezeichnet, auch in Maastricht.
Hätten einige der vorigen Regierungen mehr Voraussicht und Mut gehabt, litte Luxemburg heute nicht unter zu wenig Bauland und Wohnungen, unter zu engen Autobahnen, zu kleinen Schulen, zu kleinkariertem Denken usw., usf.!
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