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Besser als Nation Branding

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Space Mining: eine Botschaft, die gehört wird

Seit 2014 versucht Luxemburg, sich ein neues Image zu geben. Mittels des sogenannten „Nation Branding“ soll eine „Marke“ für das Land erschaffen werden. Laut der offiziellen Webseite sind die Ziele der Aktion, den Bekanntheitsgrad und das Ansehen Luxemburgs in der Welt zu steigern, die Attraktivität und den Einfluss des Landes zu stärken.

Seitdem wurde viel diskutiert und wenig ist passiert. Doch dann, im Mai dieses Jahres, kündigte Wirtschaftsminister Etienne Schneider an, dass Luxemburg in den Weltraum-Bergbau einsteigen wird. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer auf dem gesamten Globus.

Gut für Luxemburg: Endlich mal ein Thema, das nichts mit Schwarzgeld oder Steuerhinterziehung zu tun hat.

Im Juni wurde der Minister konkreter. Luxemburg werde rund 200 Millionen Euro in den Bereich investieren. Seitdem ist das Land weltweit in aller Munde, wenn über Weltraum geredet wird. Es gibt mittlerweile kaum Medien, die noch nicht über das Thema geschrieben haben. Zu den Berichterstattern zählen: Wall Street Journal, The Guardian, Financial Times, The Observer, Le Monde, The Australian, The China Post, Forbes, Die Welt, Der Spiegel, die Fachzeitschrift New Scientist, Fernsehsender wie BBC, ABC, CNBC und Russia Today sowie Webseiten wie mining.com, india.com, Spacenews.com oder scienceworldreport.com …, um nur einige wenige zu nennen. Sie alle tragen nun dazu bei – und das ohne dafür bezahlt zu werden –, ein neues Image für Luxemburg zu schaffen.

Interessant war die Botschaft vom Fernsehsender n-tv: „Ex-Steueroase wittert Zukunftsmarkt“ ist auf der Webseite zu lesen. „Die einst bedeutende Stahlindustrie des eine halbe Million Einwohner zählenden Staates hat ihre besten Zeiten hinter sich. Und auch das Dasein als Steuerparadies steht mit der Abschaffung des Bankgeheimnisses vor dem Ende. Doch das kleine Volk in der Mitte Westeuropas setzt sich neue Ziele – hehre Ziele.“

Es ist ein schlauer Coup des Ministers. Und das alles für relativ wenig Geld. Die 200 angekündigten Millionen bedeuten nämlich nur zum Teil zusätzliche Ausgaben für den Staat. Es wird sich wohl vor allem um eine Umschichtung von bereits geplanten Ausgaben drehen. Als Mitglied der europäischen Weltraumagentur ESA stellt Luxemburg ihr jedes Jahr ein Budget (derzeit rund 20 Millionen) zur Verfügung. Heute fließt der Großteil dieser Ausgaben (rund 80 Prozent) in den Bereich Satellitenkommunikation. Künftig werden eben Bergbau-Projekte unterstützt. Das Geld geht dabei nicht verloren: Mindestens 80 Prozent der Summe müssen an Luxemburger Firmen und Forschungszentren zurückfließen.

Ganz unabhängig davon, ob nun in Zukunft Luxemburger Firmen wirklich Weltraum-Bergbau betreiben werden – die Aktion ist ein Erfolg, ehe sie überhaupt begonnen hat. Nicht nur das Image, auch die nationale Wirtschaft und die Wissensgesellschaft weltweit werden profitieren. Die Berichte in der internationalen Presse haben schon heute dazu geführt, dass eine Reihe spezialisierter Wissenschaftler mit Luxemburg Kontakt aufgenommen haben. Auch eine Reihe Unternehmen, etwa aus Australien, Japan, Polen und weitere aus den USA, haben bereits beim Wirtschaftsministerium angeklopft. Sie haben Interesse, sich hierzulande zu etablieren – so wie Deep Space Industries und Planetary Resources es bereits getan haben.

Und das Beste zum Schluss: Weltraum-Bergbau ist keine Marketing-Aktion, sondern ein realer Schritt zur Sicherung der Zukunft der Menschheit. Und dass Luxemburg „verrückte“ Weltraum-Initiativen erfolgreich meistern kann, hat es mit der SES bereits ausreichend bewiesen.

(cmuller@tageblatt.lu)