Einfach war sie ja nun nicht, die Kür des CSV-Spitzenkandidaten für die Parlamentswahlen 2018. Was als Spaziergang für Fraktionspräsident Claude Wiseler gedacht war, geriet durch gleich drei Konkurrenten zu einer harten, schwierigen Aufgabe. Nun hat der Fraktionschef gewonnen, die anderen drei, Viviane Reding, Luc Frieden und Martine Hansen, haben verloren. Die Niederlagen kriegt man auch mit einer nachgereichten „Friede-Freude-Eierkuchen-Team-Bildung“ nicht ausgeblendet. Umso mehr als das mit dem „Team“ und dessen Kompetenzen sogar eine Schwächung des Spitzenkandidaten ist. Wer anderer Kompetenzen bedarf, dem fehlen vielleicht eigene.
Auch der Verzicht von Luc Frieden auf die Parlamentswahlen 2018 ist beredt. Tut er dies freiwillig oder ist selbst ein treuer CSV-Regionalbezirk Zentrum nicht mehr mit dem Comeback eines Kandidaten einverstanden, dem man immer noch grollt, weil er Bezirk und Partei nach den letzten Wahlen und dem Ausscheiden aus der Regierung im Stich gelassen hat? Was dem Image der CSV nachhaltig geschadet hat. Also kein Kandidat Frieden. Als ob einige dem dennoch nicht ganz trauen würden, wird zusätzlich ein Riegel vorgeschoben und der „Spitzenkandidat national“ auch zum „Spitzenkandidaten Zentrum“ gemacht. Sogar um den Preis, dass man hiermit die Gelegenheit vergibt, einen weiteren Zentrums-Kandidaten aufzubauen. Denn eigentlich hieß es noch auf dem CSV-Kongress im letzten März, man wolle mit vier regionalen und einem nationalen Spitzenkandidaten in die Wahl ziehen.
Die Frage im Zentrum ist also geklärt. Im Norden wird es Martine Hansen sein. Der Nordbezirk hat nicht für Wiseler gestimmt. Und Viviane Reding? Wird sie im Süden als mögliche Spitzenkandidatin akzeptiert, nachdem Wiseler auch ihr den Zentrumsbezirk blockiert? Dann noch das große Loch im Osten. Ruhe im Weinberg. Kein Ost-Politiker im „Team“, kein Name für einen dortigen Spitzenkandidaten genannt. Und die Frage nach dem Kandidaten für den Bürgermeisterposten für die Hauptstadt. Kurzum: Die traute CSV-Eintracht trügt mehr denn je. Klar ist nur, dass Wiseler mit der eigentlichen Arbeit beginnen kann. Endlich. In den nächsten drei Monaten will er eine Skizze für einen Plan für Luxemburg erstellen. Was also bedeutet, dass die CSV bislang keinen solchen hatte. Das hörte sich bis Montag in allen CSV-Reden ganz anders an. Den Plan für Luxemburg von DP, LSAP und „déi gréng“, das Koalitionsabkommen, gibt es seit Langem. Über Wirtschaft soll er gehen, der CSV-Plan, über Lastenverteilung und soziale Gerechtigkeit.
Bleibt die Frage nach den gesellschaftspolitischen Aspekten. Wenn die CSV nicht versteht, dass sie sich gerade auf diesem Gebiet öffnen muss, dann wird das nichts mit der auf dem Kongress angekündigten gesellschaftlichen Öffnung. Wenn sie aus Angst vor dem Verlust von Stammwählern weiterhin vorrangig an konservativen Wertvorstellungen festhalten wird, wird sie es schwerer haben, als sie glaubt. Entschlossen, geeint, visionär? Noch nicht. Nur eines steht fest: Das besserwisserische, auf einst hehre eigene politische Momente verweisende „Rückblick-Gehabe“ hat ein Ende. Die CSV ist endlich in der Opposition angekommen.
skennerknecht@tageblatt.lu
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