AstronomieRiesenstern Beteigeuze schwächelt – kein Vorbote einer Explosion

Astronomie / Riesenstern Beteigeuze schwächelt – kein Vorbote einer Explosion
Ein undatiertes Handout, das von der NASA am 5. August 2009 zur Verfügung gestellt wurde, zeigt den Roten Riesen Beteigeuze im Sternbild Orion Foto: dpa/NaCo/VLT/ESO/NASA/Pierre Kervella

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Das Ende von Beteigeuze wäre von der Erde aus gut zu sehen: Der sterbende Riesenstern könnte dann so hell leuchten wie ein Vollmond. Auffällige Messungen haben Spekulationen darüber angeheizt, dass es bald so weit sein könnte – bald allerdings in astronomischem Maßstab.

Astronomen rätseln über eine außergewöhnliche Schwächeperiode des Roten Riesen Beteigeuze im Sternbild Orion. Die Helligkeit der Riesensonne hat sich seit Oktober mehr als halbiert. Die genaue Ursache für den starken Helligkeitsabfall sei nicht bekannt, erläuterte der Sternforscher Thomas Janka vom Max-Planck-Institut für Astrophysik in Garching bei München. Als Anzeichen für eine unmittelbar bevorstehende Supernova-Explosion des Sterns, über die im Internet spekuliert worden war, sieht der Wissenschaftler das Phänomen nicht.

Beteigeuze bildet die Schulter des Himmelsjägers Orion und ist der zweithellste Stern dieser Konstellation. Er ist mit bloßem Auge als heller roter Punkt erkennbar. Der Riesenstern besitzt etwa die zwanzigfache Masse und rund den tausendfachen Durchmesser unserer Sonne. Die Helligkeit des Roten Riesen schwankt in zwei unregelmäßigen Zyklen, die jeweils knapp sechs Jahre und etwa 425 Tagen dauern. „Wir wissen nicht genau, was die Variabilität von Beteigeuze ausmacht“, erläuterte Janka. Möglicherweise schluckten unter anderem vom Stern ins All geblasene Materiewolken vorübergehend das Licht der Riesensonne.

Supernova in 100.000 Jahren

Im Dezember hatten Forscher um Edward Guinan von der Villanova-Universität in den USA die geringste Helligkeit von Beteigeuze seit den ersten derartigen Messungen vor knapp hundert Jahren gemeldet. Die auffällige Schwächeperiode scheine daher zu rühren, dass beide beobachteten Aktivitätszyklen des Sterns gleichzeitig ein teils ungewöhnlich tiefes Minimum erreicht hätten, schrieben die Forscher im Astronomer’s Telegram.

Da Beteigeuze seinen Vorrat extrem schnell verbrennt, hat der Rote Riese eine vergleichsweise geringe Lebenserwartung: Obwohl er erst etwa acht Millionen Jahre alt ist, wird er bald als Supernova explodieren. Bald bedeutet in astronomischen Maßstäben allerdings irgendwann in den kommenden 100.000 Jahren. Da Beteigeuze nur etwa 600 Lichtjahre entfernt ist, wird diese Supernova am irdischen Himmel Schätzungen zufolge so hell sein wie der Vollmond und auch am Tag sichtbar sein.

Beteigeuze könnte noch heller werden

Spekulationen hatten den jetzt beobachteten außergewöhnlichen Helligkeitsverlust als möglichen Vorboten einer solchen Supernova gedeutet. Das ist nach Jankas Worten jedoch nicht plausibel. Der Grund sei eine Entkopplung der Sternhülle von seinem Kern. „Die Helligkeit der Hülle ist unabhängig vom Kern“, erläuterte der Astrophysiker. Wenn sich überhaupt eine Veränderung bemerkbar mache, sei eher zu erwarten, dass der Rote Riese vor einer Supernova-Explosion heller werde. „Beteigeuze ist ein Supernova-Kandidat, aber wann es so weit ist, lässt sich momentan nicht vorhersehen“, erläuterte Janka. „Es kann in ein paar Jahren, in ein paar Jahrhunderten oder in ein paar Jahrtausenden so weit sein.“

Beteigeuze kann – je nach Aktivitätsschwankung – der zehnthellste Stern am irdischen Firmament sein und hat unter anderem zahlreiche Autoren inspiriert. So ist Beteigeuze in der Romanreihe „Per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas Adams das Heimatsystem der Protagonisten Ford Prefect und Zaphod Beeblebrox. Auf einem fiktiven Planeten um Beteigeuze spielt zudem Pierre Boulles mehrfach verfilmtes Buch „Der Planet der Affen“. Und der deutsche Schriftsteller Arno Schmidt bezieht sich in den physikalischen Abhandlungen seiner Erzählung „Leviathan“ auf Beteigeuze.