«Das geht gerade ab bei Android», sagt Raimund Genes, Technischer Leiter der IT-Sicherheitsfirma Trend Micro. Gemeint ist aber nicht der steigende Marktanteil des Betriebssystems von Google, dass in inzwischen auf Millionen von Smartphones und Tablet-PCs läuft. Auch da geht es sicher weiter steil nach oben. Aber Genes geht es um die Zahl der Schadprogramme, die von Kriminellen gezielt für Android entwickelt werden – 20 bis 30 neue kommen jede Woche hinzu.
Viren, Würmer, Trojaner oder was sonst alles entwickelt wird, um in fremde Rechner einzudringen und Daten auszuspähen, gibt es natürlich für jedes Betriebssystem. Keines bleibt heutzutage von Angriffen verschont, aber die meisten Attacken richten sich immer auf die Betriebssysteme, die am häufigsten verwendet werden. Da lohnt es sich wenigstens, ein Angriffsprogramm zu schreiben. Bei den PCs ist es die Windows-Familie, bei den Mobilgeräten entwickelt sich Android zum klaren Marktführer.
Ein Grund zu Panik besteht aber nicht. Die meisten der Android-Schadprogramm kommen derzeit in Japan und China in Umlauf, berichtet Genes im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dapd. In Europa sei das noch kaum ein Thema. Auch Schutzprogramme für Android seien hier noch kaum gefragt, sagt Genes. In Japan sei das schon ganz anders, «da ist auch schon mehr passiert», was Angriffe mit Schädlingen angeht.
Da wird einfach draufgeklickt
Aber der Sicherheitsexperte bricht auch eine Lanze für Android. Von Haus aus sei das Betriebssystem eigentlich ziemlich sicher, da hätten die Entwickler durchaus gute Arbeit geleistet, sagt Genes. Das Betriebssystem weise sogar darauf hin, auf welche Dienste eine App zugreifen wolle, was für Rechte sie sich nehme. «Aber der Nutzer klickt trotzdem drauf», stellt er resigniert fest. Da fehlt es offensichtlich noch an Bewusstsein, was ein Schadprogramm auf einem Smartphone oder Tablet-PC anrichten kann.
Auf das Mobilgerät gelangen die Schädlinge über Apps, die von den Angreifern entsprechend präpariert wurden. Mit dem netten kleinen Spiel oder Infoprogramm kommt so auch der Virus ins Gerät. Das «Problem» bei Android ist, dass der App-Markt für dieses System relativ offen ist. Im Gegensatz zum iOS von Apple werden die Anwendungen nicht so genau überprüft. Das geschlossene «Ökosystem» von Apple hat es bislang verhindert, dass Schädlinge in größerer Zahl dort ihr Unwesen treiben können.
Kriminellen gehts ums Geld
Den Angreifern geht es dabei meist ganz schlicht um Geld. Zwar könnten entsprechende Programme auch Passwörter abgreifen, zum Beispiel fürs Online-Banking oder soziale Netzwerke, aber das mit dem Geld ist bei Mobilgeräten derzeit wohl einfacher und auch naheliegender. Und es ist ein zukunftsträchtiger Markt, wenn man an mobile Bezahlsysteme oder gar die mobile «Geldbörse» denkt, mit der alle möglichen Dinge in Zukunft bezahlt werden sollen.
Aber schon jetzt lässt sich einiges verdienen, wenn man das Mobilgerät dazu bringt, SMS über sogenannte Premium-Dienste zu leiten, sodass die Kurznachricht plötzlich statt ein paar Cent einen Euro kostet. Bis der Nutzer das – über seine Rechnung – merkt, ist das Geld schon lange überwiesen.
Deshalb gilt es, bei der Installation von Apps genau hinzusehen, was das Programm macht und will, und das Betriebssystem immer aktuell zu halten. Zur Verfügung stehende Updates sollten schnell installiert werden – auch wenn es lästig ist.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können