Vampire sind mal wieder angesagt. Frauenschwarm Robert Pattinson löste in der Rolle des Blutsaugers Edward Cullen in den „Twilight“-Filmen den jüngsten Hype aus. Die Begeisterung für die Untoten mit den spitzen Zähnen ist aber alles andere als neu. Der Ire Abraham „Bram“ Stoker erschuf bereits 1897 in seinem Roman „Dracula“ eine der bekanntesten Figuren der Gruselliteratur. Am 20. April jährt sich der Todestag des Schriftstellers zum 100. Mal.
Während «Dracula» weltweit zum Kult wurde, erreichte Stoker nie die Berühmtheit seiner Gruselkreation. Sein transsilvanischer Graf war zwar nicht der erste Vampir der Literaturgeschichte, aber Stokers moderner Typ des verführenden und zugleich abstoßenden Untoten wurde zum Leitbild in Filmen und Büchern.
Mathematiker und Physiker
Zur Literatur kam der Ire, der am 8. November 1847 in Dublin geboren wurde, über Umwege. Zunächst studierte Stoker unter anderem Mathematik und Physik. Danach nahm er 1868 eine Stelle in der Verwaltung in Dublin an. In seiner Freizeit ging er seinen Leidenschaften nach und besuchte regelmäßig das Theater, las moderne Literatur und begann, eigene Texte zu verfassen. Ab 1871 schrieb er nebenbei als unbezahlter Theaterkritiker für die Dubliner Tageszeitung „Mail“.
Die Freundschaft mit dem Schauspieler Henry Irving, den Stoker 1876 in Dublin kennenlernte, gab seinem Leben eine neue Richtung. Nachdem er 1878 die Schauspielerin Florence Balcombe geheiratet hatte, verließ er seinen Verwaltungsposten in Irland, um an Irvings „Lyceum“-Theater in London als Manager anzufangen. Ende 1879 wurde sein einziger Sohn, Irving Noel Thornley, geboren.
Erstlingswerk blieb unbeachtet
Stokers erstes Buch „Zu Sonnenuntergang“, eine für Kinder gedachte Kurzgeschichtensammlung, wurde 1882 veröffentlicht und blieb recht unbeachtet. Sein Romandebüt „Der Schlangenpass“ hatte mehr Erfolg, wurde in mehreren Zeitungen und Zeitschriften abgedruckt und erschien später in Buchform.
Während seiner Arbeit am „Lyceum“-Theater hörte Stoker von einem ungarischen Professor zum ersten Mal Vampirlegenden vom Balkan. Diese Mythen verknüpfte er später mit der historischen Figur des Vlad III. Draculea, eines Fürsten der rumänischen Walachei des 15. Jahrhunderts. Geschichtliche Bekanntheit erreichte dieser durch seine Gräueltaten während des Widerstandes gegen das Osmanische Reich und wegen seiner Vorliebe für die Hinrichtung durch Pfählung.
Romanstoff als Flimvorlage
Stoker litt Biografen zufolge in seiner Kindheit an einer mysteriösen Krankheit, die ihn ans Bett fesselte. Immer wieder soll er zur Ader gelassen worden sein, eine damals weit verbreitete Therapie. Bei diesem Heilverfahren wurden Adern angeritzt und große Mengen Blut flossen. Manche sehen in diesen traumatisierenden Kindheitserfahrungen den Grund für Stokers späteres Interesse an blutrünstigen Vampiren.
Stokers fünfter Roman „Dracula“ erschien 1897 und ist auch heute noch eines der am häufigsten gelesenen Bücher aus der viktorianischen Zeit. Die Geschichte war nicht nur als Roman ein Erfolg. Der Stoff wurde häufig verfilmt. Von dem 1922 in Deutschland entstandenen „Nosferatu: Eine Symphonie des Grauens“ über Roman Polanskis Horrorkomödie „Tanz der Vampire“ (1967), bis hin zu der werkgetreuen Umsetzung „Dracula“ (1992) von Regisseur Francis Ford Coppola mit Gary Oldman in der Titelrolle.
„Dracula“ war zwar Stokers erfolgreichster Roman, Kultstatus erreichte der Horror-Klassiker aber erst Jahrzehnte nach seiner Buchpremiere. Nach der Veröffentlichung blieb Stoker beim Theater und bereiste mit Irving die Welt. Nebenbei schrieb er weitere Romane, Kurzgeschichten und Sachbücher. Stoker starb am 20. April 1912 im Alter von 64 Jahren in eher ärmlichen Verhältnissen in London an einem Schlaganfall. Sein Dracula jedoch lebt weiter.
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