Wir sind jetzt fast zwei Wochen hier (Link) und ich bin schon schwer in diese Stadt verliebt. Die anstrengende Reise hat sich demnach durchaus gelohnt. Die Busfahrt, die wir fast ausschließlich schlafend verbracht haben, hat vier Stunden gedauert. Gegen 7 Uhr morgens sind wir dann am Frankfurter Flughafen eingetroffen und haben die Wartezeit mit Frühstück und Bummeln rumgekriegt. Es war definitiv kein billiger Zeitvertreib, wenn man bedenkt, dass 0,25 Liter Wasser im Frankfurter Flughafen 3,20 Euro gekostet haben. Der Flug von Frankfurt nach Doha war sehr angenehm: Ich kann Qatar Airways nur wärmstens weiterempfehlen! Das Essen war nach Flugzeugkostmaßstäben äußerst lecker, die Stewards und Stewardessen waren freundlich und humorvoll und das Flugzeug war sauber (inklusive Toiletten) und hübsch eingerichtet.
In Doha angekommen, hatten wir wieder etwas Zeit totzuschlagen. Wiederum Essen und Trinken, etwas Bummeln und sehr viel langweiliges Warten. Qatars Flughafen sah beeindruckend aus, und die „Quiet Rooms“, d.h. ruhige Rückzugsorte, waren sehr beliebt, jedoch geschlechtsspezifisch. Es war schon ungewöhnlich, Schilder zu sehen, auf denen präzisiert wurde, wo Männer bzw. Frauen hindürfen und wo nicht. Außerdem fand man auch Gebetsräume vor.
Eine stressvolle Etappe
Der Flug von Doha nach Sydney dauerte 14 Stunden und war infolgedessen die stressvollere Etappe unserer Reise. Nach zwei Filmen, dreimal Essen und vielen Gesprächsthemen denkt man, dass schon sehr viel Zeit um ist, doch leider war das nicht der Fall. Zum Glück war unser Sitznachbar (ein waschechter Australier) sehr freundlich und gesprächig und freute sich darüber, mit uns über Australien zu reden. Er informierte uns über die Orte, die man unbedingt besuchen sollte, über manche Sitten und auch über sich selbst.
Während der Landung konnten wir den atemberaubenden Anblick von Sydney von oben herab genießen. Die vielen Lichter (es war schon dunkel) und die Hochhäuser erzeugten eine fast magische Atmosphäre. Es war ein sehr schönes Gefühl, mit solch einem Anblick empfangen zu werden! Als wir gelandet sind, hat unser Sitznachbar uns seine Visitenkarte zugesteckt und seine Hilfe angeboten, falls wir sie denn bräuchten. Erwähnenswert ist auch, dass er uns versprochen hat, dass wir ein wunderbares Jahr haben werden. („You’ll have an amazing time in our beautiful country!“)
Die Kontrollen in Sydneys Flughafen waren streng, doch wir waren schnell mit allem durch und machten uns auf die Suche nach einem Taxi oder Bus. Auf dieser Suche begegneten wir einem polnischen „Traveller“, der schlussendlich ein Taxi mit uns teilte, da seine Zieladresse auf unserem Weg lag. So wurde die Taxifahrt für uns drei billiger.
Endlich ein Bett!
Als wir (endlich!) in Paddington angekommen waren und von unseren liebenswerten Gastgebern empfangen wurden, konnten wir nach ungefähr 40 Stunden Reise wieder in einem Bett schlafen. Ich bin froh darüber, behaupten zu können, dass wir Glück mit unserer Wahl bei „Airbnb“ hatten: Kelly und Lachlan (beide in die 30) sind hilfsbereit, witzig und sehr „easy-going“. Unser Zimmer hat sehr viel Charme, die Wohnung ist sauber und besitzt eine gemütliche Terrasse. Lachlan liebt Musik, und fast jedes Mal wenn wir die Wohnung betreten, werden wir von sanften Gitarrenklängen begrüßt. Kelly hat uns während den zwei Wochen beraten, wenn es um coole Bars, Transportmöglichkeiten und beliebte Regionen ging.
In Australien muss man keine Recherchen anstellen; es genügt vollkommen, mit den Menschen zu reden. Ich habe noch nie eine solche Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit und Offenheit erlebt! Die Australier sprechen einen an, wenn sie sehen, dass man nach etwas Ausschau hält, sie teilen ihr Bier mit Fremden und reden einfach. Sydney ist eine Großstadt, doch es fühlt sich definitiv nicht so an, denn man ist nicht auf sich alleingestellt und Anteilnahme und Interesse an Mitmenschen ist allgegenwärtig.
In nur kurzer Zeit haben Sarah und ich eine Menge Bekanntschaften gemacht und viele Insider-Infos über Australien herausgefunden. Ich will mich nicht zu oft wiederholen, denn ich könnte nach nur zwei Wochen ein kleines Buch über diese Mentalität schreiben, so sehr begeistert sie mich. Zusammenfassend kann man sagen, dass das Verhalten der Australier sehr zu unserer Zufriedenheit beigetragen hat!
Nach einer geruhsamen Nacht, haben wir den darauffolgenden Tag mit der restlichen Organisation verbracht: unsere australische Bankkonten aktiviert, eine australische Telefonnummer aufgesetzt und Buskarten erstattet. Abends waren wir ins Clock Hotel in Surry Hills (Tipp von Kelly!). Dienstags kann man dort vom Angebot „two for one“ profitieren, d.h. man bezahlt für z.B. zwei Pizzen nur eine. Wenn man Geld sparen will, ist dies natürlich super!
Hier möchte ich außerdem erwähnen, dass jedes Lokal und jede Bar, die wir bis jetzt besucht haben, hervorragende Ware anbietet! Das Essen ist sehr lecker, die Drinks auch, jedoch sehr teuer. Hinzu kommt, dass das Ambiente der Lokale stets künstlerisch und besonders ist. Das ungläubige Staunen über das gute Essen und über die Herzlichkeit der Australier verwandelt sich so langsam in gewohnte Alltagserwartung. Wir sind überrascht, wenn jemand mal nicht so entgegenkommend ist, doch wir werden das weiterhin sehr zu schätzen wissen und es genießen.
Der erste Job
Am nächsten Tag haben Sarah und ich uns auf Job- und Wohnungssuche gemacht. Sarah hat sich entschieden, nach den ersten zwei Wochen nach Melbourne zu gehen, während ich für die ersten Monate in Sydney bleibe. Demnach haben wir meine Lebensläufe verteilt. Wo? In Coogee! Einer der schönsten (meiner Meinung nach) Orte in ganz Sydney.
Coogee liegt direkt am Meer und besitzt den unverkennbaren Flair einer Stadt, die den „Beach-Lifestyle“ praktiziert: Flipflops, Beachvolleyball, leckere Cocktails, legere Kleidung und genüssliches Herumschlendern. Wir bummelten also durch die Straßen, und in jedem Lokal, das ich interessant fand, hinterließ ich einen meiner Lebensläufe. In einer Gaststätte war man offenkundig sehr begeistert und organisierte mir sofort einen Probelauf als Barkeeperin (und das obwohl ich keinerlei Erfahrung in diesem Bereich habe! Ihre Antwort: «It’ll be a pleasure to teach you!»).
Leider musste ich den Probelauf verzögern, da es in Australien üblich ist, das RSA (Responsible Service of Alcohol Training) zu absolvieren. Ohne diese Bescheinigung ist es gesetzlich nicht erlaubt, in Australien Alkohol zu servieren. Jetzt, da ich den Test absolviert und bestanden habe, steht meinem Job nichts mehr im Weg! Die Managerin des Lokals hat mir versichert, dass sobald ich das RSA in der Tasche habe, ich sofort anfangen könnte. Das Lokal liegt direkt am Meer und ist eines der beliebtesten in ganz Coogee! Manchmal ist Glück eine echt tolle Sache.
Ich hatte sogar noch mehr Glück (hoffen wir, dass das noch etwas anhält). Auf meiner Wohnungssuche bin ich auf ein wunderschönes Appartement gestoßen. Drei Minuten zu Fuß von Coogee Beach entfernt und somit auch von meinem Arbeitsplatz. Ich werde es mit zwei Engländern (24 und 25 Jahre alt) teilen. Als ich sie und die Wohnung besucht habe, haben wir uns sehr gut verstanden und bemerkt, dass wir viele gemeinsame Interessen haben. Da es nicht die einzige Wohnung war, die ich besucht habe, habe ich mir Zeit genommen, um über meine Optionen nachzudenken (Miete, Lage, Mitbewohner usw.). Dieses Appartement und meine „Flatmates“ hatten mich einfach überzeugt. Die große Terrasse wird an Wochenenden Grillpartys dienen! Wir drei sind glücklich und ich freue mich auf meinen Einzug, der am 10. Oktober stattfinden wird.
Sidney erkundigen
Arbeiten und leben an einem wunderschönen Strand, was will man mehr?
Mich von Kelly und Lachlan zu verabschieden, wird mir jedoch schwerfallen, ich bin ihnen sehr dankbar für ihre Fürsorge und dafür, dass sie uns das Gefühl, bei ihnen willkommen zu sein, gegeben haben.
Ansonsten haben Sarah und ich Sydney erkundigt (Harbour Bridge, Opera House, Coogee to Bondi Walk, Darling-Harbour-Feuerwerk, Hyde Park und und und …) und realisiert, dass die Australier wahnsinnig gesund leben und sehr sportlich sind. Die Alltagskleidung scheint aus Sportkleidung zu bestehen. Außerdem ist Australien ein sehr umweltbewusstes und sauberes Land. Obwohl Sydney eine riesige Stadt ist, sieht man selten Müll und Essensreste herumliegen. Die Busse sind ökologisch und man wird, ermutigt Leitungswasser zu trinken, indem man es gratis bekommt. Der einzige Nachteil: Das Leben in Sydney ist seeeehr teuer. Ein Cocktail kostet ungefähr um die 15 Euro, das billigste Bier 8 Euro. Das macht London Konkurrenz! Auch Wohnungen sind teuer; da man hier jedoch genügend verdient, ist es machbar, alles finanziell unter einen Hut zu bringen.
Leute aus aller Welt
Die Bevölkerung ist auch sehr multikulturell. In Sydney lernt man Leute aus aller Welt kennen. Dies führt dazu, dass Toleranz zum Alltag gehört. Egal wie du aussiehst und egal mit was für einem Akzent du sprichst, du wirst genauso akzeptiert (von der Mehrheit jedenfalls).
Hört sich alles perfekt an, ich weiß. Für mich ist es das auch, und ich weiß jetzt schon, dass es mir sehr schwerfallen wird, Sydney zu verlassen. Ich hätte nicht erwartet, dass ich mich derart wohlfühlen würde.
Was das Vermissen von Luxemburg, meiner Familie und Freunden angeht: Ich vermisse alles sehr. Doch das gehört dazu und es hemmt meine Freude nicht.
Danke Mama und Papa!
Dank Internet können wir gratis mit unsern Liebsten in Verbindung bleiben. Es ist beruhigend, mit den Eltern telefonieren zu können und im Zweifel nach Rat zu fragen. Das erste Mal im Leben allein autonom handeln und denken zu müssen, ist herausfordernd und kann einen schon bedrücken. Das Wissen, im schlimmsten Falle unterstützt zu werden, lässt einen nachts ruhiger schlafen. Danke Mama und Papa!
Bis jetzt erfüllt uns diese Reise mit sehr vielen positiven Eindrücken. Man lernt schnell, da man muss, und wird durch neue Erfahrungen inspiriert. Ich liebe Sydney, und fast hätte ich vergessen, das Wetter zu erwähnen: Es ist schön warm und sonnig, und es wird nur noch besser werden. Wir können es kaum erwarten!
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können