«Wie Phönix aus der Asche sind wir auferstanden», sagt der Chef der Sambaschule «Grande Rio», Tavinho Novello. Sie war am schlimmsten von dem Feuer getroffen worden, das vor vier Wochen mehrere Karnevalswerkstätten in Rio de Janeiro verwüstete. Brasiliens Jecken fuhr der Schock mächtig in die Glieder, doch wer dachte, die Sambaschulen geben auf, kennt Rios Narren schlecht. Mit doppelter Kraft hämmerten, sägten, bohrten, pinselten und nähten die Karnevalisten, um dabei zu sein beim Höhepunkt des Karnevals in Rio, dem heiß ersehnten Defilee durchs Sambódromo. Bis Aschermittwoch gibt es jetzt in der Stadt am Zuckerhut kein Halten mehr.
Diese Aussichten locken wie jedes Jahr auch Promis zum Karneval. Waren es beim «Carnaval 2010» Pop-Queen Madonna und Society-Girl Paris Hilton , die in den VIP-Logen von Rios Sambódromo den Umzug der Sambaschulen verfolgten, zieht es diesmal Pamela Anderson («Baywatch») auf Einladung eines Bier-Konzerns nach Rio. Die 43-Jährige war erst kürzlich Cover-Girl der italienischen «Playboy»-Ausgabe und sorgte vor allem in den 1990er Jahren durch ihre üppige Oberweite für Aufsehen. Angesagt haben sich auch der britische Schauspieler Jude Law («Liebe braucht keine Ferien») und Rapper Will.i.am (Black Eyed Peas).
Viel Prominenz erwartet
Die Sambaschule «Unidos de Vila Isabel», die in der Nacht zum Rosenmontag gegen 5.00 Uhr mitteleuropäischer Zeit auf die rund 800 Meter lange Strecke des wohl weltberühmtesten Karneval-Boulevards geht, erhält in diesem Jahr prominente Unterstützung: Top-Model Gisele Bündchen zieht mit den Tänzern durchs Sambódromo, ein 1984 von Brasiliens Star-Architekt Oscar Niemeyer erbautes Tribünenstadion. «Das wird ein völlig neues Gefühl sein. Es wird der längste Laufsteg, über den ich bislang gelaufen bin», sagte die 30-Jährige, die aus dem Süden Brasiliens stammt.
In Rios Gerüchteküche kursieren auch Namen anderer karnevalswilliger Promis: Leonardo DiCaprio, Cameron Diaz, Demi Moore und Nicole Kidman. Ob sie kommen, bleibt abzuwarten. Aber Stars solchen Kalibers bleiben den Kameras auch unter Millionen tanzender Jecken nicht verborgen.
40.000 Tänzer, Trommler und Samba-Queens
Zum Höhepunkt des Karnevals ziehen je sechs Samba-Schulen in der Nacht zum Montag und der Nacht zum Dienstag mit riesigen Motivwagen und insgesamt schätzungsweise 40.000 Tänzern, Trommlern und leicht bekleideten Samba-Queens durchs Stadion. Die meisten Mitglieder der Samba-Schulen stammen aus den Armenviertel Rios, den Favelas. Sie arbeiten monatelang fieberhaft an den Choreografien, der Komposition der Lieder und dem Bau der Themenwagen. Jede Schule hat maximal 82 Minuten Zeit für ihr Defilee.
Der Karneval tobt aber auch in den Straßen von Rio und anderen Narrenhochburgen wie Salvador da Bahia und Recife. Die Umzüge gehen bis tief in die Nacht. Die brasilianische Regierung verteilt diesmal landesweit so viele Gratis-Kondome wie nie zuvor zum Karneval. Unter dem Motto «Sem Camisinha Não Dá» (Ohne Hemdchen (Kondom) geht’s nicht) werden mehr als 80 Millionen Präservative zur HIV-Prophylaxe verteilt. Statistisch gesehen wäre dies ein «Camisinha» für jeden zweiten der rund 190 Millionen Einwohner Brasiliens.
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