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Mädchen ist Youtube-Star aus Angst

Mädchen ist Youtube-Star aus Angst

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Sie ist ein Star, obwohl sie seit Jahren das Haus nicht verlassen hat. Jemma Pixie Hixon hat krankhafte Angst, nach draußen zu gehen. Über das Internet schickt sie selbstgedrehte Musik-Videos aus ihrem Schlafzimmer in die Welt.

Die Videoplattform Youtube diente schon so manchem Gesangstalent als Karrieresprungbrett. Der kanadische Popstar Justin Bieber (17) zum Beispiel lud dort private Videos hoch, wurde von seinem heutigem Manager entdeckt und schaffte den Sprung auf die großen Bühnen. Für die 20-jährige Britin Jemma Pixie Hixon allerdings ist Youtube die einzige Möglichkeit, der Welt ihre Musik zu präsentieren. Die Nachwuchssängerin leidet unter Agoraphobie, krankhafter Platzangst, und kann seit zwei Jahren ihr Elternhaus im englischen Worcestershire nicht verlassen. Mit ihren selbst gedrehten Videos aber hat sie Tausende Fans im Online-Netzwerk Facebook gefunden und bringt es auf Millionen Klicks bei Youtube.

Bekannt wurde Hixon mit Cover-Versionen von Songs von Rihanna, Lady Gaga und Beyoncé. Ihre selbst aufgenommenen Videos haben mittlerweile mehrere Millionen Klicks aufzuweisen, ihre Version von Lady Gagas Hit «Alejandro» wurde zum meistgesehendsten Video des chinesischen Videoportals Youku. Auch einige eigene Kompositionen hat die Britin ins Internet gestellt.

Tonstudio im Schlafzimmer

Hixons Tonstudio sind die eigenen vier Wände ihres Schlafzimmers. Dort singt sie in sexy Outfits, sorgfältig geschminkt und mit langer Mähne und wirft für ihre Fans verführerische Blicke in die Webcam. «Die Veröffentlichung über Youtube gibt mir die Chance, meine Songs mit Menschen auf der ganzen Welt zu teilen. Ich muss dabei nicht mal mein Schlafzimmer verlassen», sagte Hixon im Interview mit der britischen Zeitung «Daily Mirror».

Seit sie sechs Jahre alt ist leidet die Britin unter Panikattacken und verspürt Schwindel, Herzrasen und Übelkeit an öffentlichen Plätzen wie Einkaufszentren. Agoraphobie, Platzangst genannt, ist die Angst, an weiten Plätzen in einer Gefahrensituation nicht fliehen zu können. Verwechselungen gibt es oft mit dem der Angst vor engen Räumen. Diese heißt in der Fachsprache Klaustrophobie.

Zustand verschlimmerte sich

Mit den Jahren wurde Hixons Zustand immer schlimmer. Als 13-jährige gewann sie einen Gesangswettbewerb und durfte im Fernsehen mit den Mädels der Band Sugarbabes singen. Damals machte ihr der TV-Auftritt noch nichts aus. Hixon probierte verschiedene Therapien aus, die aber bislang keinen Erfolg zeigten.

Die Britin hat sich der Internet-Kommunikation daher mittlerweile mit Haut und Haar verschrieben. Auch negative Kommentare zu ihren Videos oder Spötteleien über ihre Krankheit beantwortet sie gewissenhaft. Unter ihren mehr als 20 000 Fans im sozialen Netzwerk Facebook sind auch zahlreiche deutsche Anhänger. Viele von ihnen nehmen Kontakt zu Jemma auf, um sich Songs zu wünschen. «Hi Jemma, kannst du den ‹Titanic›-Titelsong für mich aufnehmen? Das wäre toll», schreibt etwa ein Fan auf Facebook.

Anhänger machen Mut

Anhänger aus aller Welt machen Hixon in Kommentaren zu ihren Videos auf Youtube, über den Kurzmitteilungsdienst Twitterund auf Facebook Mut und hoffen, sie eines Tages auf der Bühne sehen zu können. «Du bist eine Inspiration für mich, du bist so tapfer», schreibt ein Fan. Zu Wort melden sich auch viele Jugendliche, die ebenfalls unter Agoraphobie leiden. «Danke, dass du auf diese Krankheit aufmerksam machst», schreibt eine von ihnen.

Neben den Kommentaren ihrer Anhänger schöpft Hixon Kraft aus ihrer Musik selbst. «Sobald ich anfange zu singen, fühle ich mich wie ein ganz anderer Mensch», sagte die 20-Jährige im BBC-Interview. «Im normalen Leben bin ich nervös und panisch. Aber sobald ich singe, fühle ich mich fast selbstbewusst.» Ihren Traum, eines Tages doch noch auf einer großen Bühne zu stehen, hat sie noch nicht aufgegeben.