Für alle Fans des Fantastischen, Familien, Neugierige und Cosplayer steht an diesem Wochenende die Luxcon im «Forum Geesseknäppchen» an. Doch was ist eigentlich Cosplay und was fasziniert die Menschen an diesem Hobby? Samantha Berna und Laura Giacomini haben sich mit drei Luxemburgern unterhalten, die dieser Leidenschaft nachgehen.
Der „Darth Vader Luxemburgs“
Er ist wohl einer der ikonischsten Schurken der Filmgeschichte: Darth Vader. Aber Achtung: Dem Bösewicht mit schwarzer Ganzkörperrüstung und bedrohlichem Aussehen, der der «Star Wars»-Saga entstammt, kann man auch im richtigen Leben über den Weg laufen – sogar hier in Luxemburg.
Lars Gillen verkörpert den finsteren Charakter bereits seit 2014 bei diversen Conventions – Veranstaltungen für Menschen mit denselben Interessen, hier: Cosplays, Animes, Fantasy, … – sowie bei Treffen in der Hauptstadt und hat sich somit schon einen Namen gemacht, und zwar als «Darth Vader Luxemburgs».
«Ein unbeschreibliches Gefühl»
«Ich lebe hiermit eines meiner Hobbys aus. Mir gefällt es besonders gut, in die Rolle eines Charakters zu schlüpfen – und das, ohne dabei meine eigene Identität aufzugeben. Da sind einem keine Grenzen gesetzt. So kann ich beispielsweise auch als Darth Vader lustig drauf sein.»
Prinzipiell verhilft einem das Cosplayen laut Lars dabei, die Charaktere, ihre Motive und Handlungen besser zu verstehen und sich somit leichter mit ihnen identifizieren zu können.
Die Begeisterung fürs Cosplayen entdeckte der 23-jährige Geschichtsstudent 2013 bei der Japan Expo in Paris – seiner ersten Convention überhaupt. Und so wie ihm geht es auch zahlreichen anderen Menschen: «Kinder machen oft große Augen, wenn sie den fiktiven Charakteren im realen Leben begegnen, sie anfassen und mit ihnen reden können. Das ist ein Gefühl, das unbeschreiblich ist. Aber auch viele Erwachsene lassen ihr inneres Kind dann raus. Diese Reaktionen bereiten mir persönlich eine Riesenfreude.» Sogar in der Hauptstadt, wo man als Cosplayer unter den Passanten durchaus aus der Masse heraussticht, reagieren die meisten Menschen positiv: «Ich erhalte in ca. 80 Prozent der Fälle dort positives Feedback, was man eigentlich nicht erwarten würde.»
Auf der dunklen Seite der Macht
Zwischendurch ist Lars allerdings auch noch in weitere Rollen – wie beispielsweise in jene von Link (in Blau) aus «The Legend of Zelda: Four Swords» und Preußen aus «Hetalia» – geschlüpft; Charaktere, die recht schmächtig sind. «Das hat vom Körperbau her leider nicht so sehr gepasst, weswegen ich mich nicht so recht wohlgefühlt habe – was für mich aber beim Cosplayen sehr wichtig ist.» Von der Statur her – er ist groß und stämmig – wird der passionierte Fan seiner Rolle als Bösewicht der «Star Wars»“-Saga allerdings mehr als gerecht: Hierdurch verleiht er dem Charakter eine gewisse Präsenz und ein Gefühl der Autorität.
Auch künftig wird man nicht vor dem „Darth Vader Luxemburgs“ gefeit sein. Lars möchte sich nämlich weiterhin diesem Charakter widmen – mit einer (kontinuierlichen) Änderung: der Verbesserung seiner Rüstung und ihrer Elektronik. Dieses Jahr tritt er mit neuen Handschuhen und Stiefeln in Erscheinung; der neue Bodysuit wird derzeit noch fertiggestellt. «In Zukunft werde ich mir vielleicht noch eine neue Brust- und Schulterpanzerung sowie einen neuen Helm kaufen.» Bisheriger Kostenpunkt seines Darth-Vader-Cosplays: circa 830 Euro.
Lars Gillen vor Ort
Sind Sie neugierig auf den „Darth Vader Luxemburgs“ geworden? Er wird mitunter auf der diesjährigen Luxcon zugegen sein.
An neue Cosplay-Fans, die sich diesem Hobby künftig widmen wollen, möchte der 23-Jährige ebenfalls einige Worte richten: «Lasst euch nicht entmutigen, egal, was andere sagen – es geht hierbei nämlich um euch selbst!»
Sind Sie neugierig auf den «Darth Vader Luxemburgs» geworden? Er wird mitunter auf der diesjährigen Luxcon zugegen sein.
Der Stoff, aus dem die Träume sind
Die einzelnen Stoffteile sind bereits ausgeschnitten. Referenzbilder eines männlichen Charakters in dunkler Kleidung und mit Militärmütze liegen daneben.
Jotaro Kujo, der toughe Kleinkriminelle aus dem Manga und Anime «JoJo’s Bizarre Adventure». Diesen Charakter hat die 25-jährige Sonia alias Riku aus Luxemburg-Stadt für die nächste Convention gewählt. Dieses Outfit möchte sie nähen – allerdings nicht eins-zu-eins wie die Vorlage, sondern als weibliche Version.
Ein Händchen für selbstgemachte Outfits
«Eines Tages wollte ich einfach mal aus Langeweile schauen, wie Jotaro als Mädchen aussehen würde. Dann bekam ich Lust darauf, dies als Cosplay umzusetzen», erzählt Riku rückblickend. Das Outfit trug sie bei der Luxcon 2017. «Heraus kam dann eine Mischung aus dem Originaldesign des Charakters und einer Mädchen-Uniform im Sailor-Look, die kurz im Manga, aus dem die Figur stammt, zu sehen war.»
Das Ergebnis war ein selbst gemachtes Outfit – wie alle Kostüme der Cosplayerin. Preis: mehr oder weniger 25 Euro, da sie das meiste Material schon zu Hause besaß. Recht niedrige Kosten für ein Kostüm, was zeigt, dass man mit Fleiß und Kreativität auch die Kosten drücken kann.
Sich wie die Lieblingsfigur kleiden
Wie lange sie an der weiblichen Jotaro-Version gearbeitet hat, kann sie nicht sagen. «Auf jeden Fall lange, da mir das Projekt sehr wichtig war und ich mir viel Mühe dafür gegeben habe.» Riku legt Wert auf Handarbeit, was jedoch nicht ausschließt, dass sie auch mal zugreift, wenn sie Einzelteile in örtlichen Geschäften findet und der Preis stimmt.
Auf das Hobby wurde sie 2003, beim Durchblättern der deutschen Zeitschrift über japanische Kultur Koneko, aufmerksam. «Ich war überrascht, dass es Leute gibt, die sich wie ihre Lieblingscharaktere kleiden und dann auch noch alles selber machen.»
Das Cosplay-Fieber packte die kreative 25-Jährige sofort. «Mich fasziniert der Prozess, aus Stoff und Alltagsmaterialien ein Endprodukt zu erschaffen, das man vorher nur auf dem Papier oder dem Bildschirm gesehen hat.»
Aus sich herauskommen
Welchen Charakter sie als Vorlage verwendet, entscheidet sich je nach persönlicher Sympathie für die Figur. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um einen männlichen oder weiblichen Charakter oder sogar um ein Fabelwesen handelt. Wichtiger ist das Outfit. «Ich muss mich darin wohlfühlen», betont Riku.
Tipps und Tricks
Auf ihrer Facebook-Seite gibt Riku Einblick in ihr Schaffen:
https://www.facebook.com/strange.a.dreamer.Cosplay/.
Bevor es mit der Suche nach dem passenden Material losgeht, benötigt sie erst mal gute Referenzbilder der gewählten Figuren, welche bei Riku meistens aus den Bereichen Anime, Manga und Videospiele kommen. Danach wird eine Liste der Details erstellt, die für das Outfit gebraucht werden. Bei vielem wird die Cosplayerin bereits im Eigenheim fündig – das restliche Material erwirbt sie beispielsweise in Bastelgeschäften.
Privat bezeichnet sich Riku eher als zurückhaltend. Beim Cosplayen schlüpft sie jedoch in eine andere Rolle. «Wenn ich einen Charakter mit einer starken Persönlichkeit darstelle, dann fühle ich mich teilweise auch so. Außerdem hat man mit Cosplay gleich Diskussionsstoff. Auf Conventions kommt man schnell ins Gespräch, vor allem mit Fans der gleichen Serie oder des gleichen Videospiels, und kann Freundschaften schließen.»
Vom Plastikbecher zur Scifi-Waffe
Bei den meisten Menschen landen Kartons und defekte Geräte gleich in den Müll. Mike aus Esch jedoch kann selbst einer leeren Getränkeflasche im wahrsten Sinne des Wortes einen neuen Anstrich verleihen.
Schon als Kind war der heute 36-Jährige ein Tüftler und bastelte in seiner Freizeit. Ende der 1980er-Jahre entdeckte er seine Leidenschaft für Science-Fiction- und Fantasyfilme wie «Predator» oder «RoboCop». Als Mike mit dem Cosplayen anfing, waren passende Outfits – anders als heute – nicht per Klick im Netz erhältlich. Vor allem für das aufwändige Kostüm des außerirdischen Wesens Predator musste man selber ans Werk.
Die Gründe, warum der handwerklich begabte Escher seine Kostüme selber und – was in der Cosplays-Szene nicht gang und gebe ist – aus Recyclingmaterial herstellt, sind vielseitig. «Wenn ich etwas selber mache, habe ich einen stärkeren Bezug dazu. Ich muss jedes kleine Detail zum Kostüm im Vorfeld recherchieren. Das alles nimmt viel Zeit in Anspruch.»
Upcycling, handwerkliches Können und Um-die-Ecke-denken
Ein weiterer Vorteil ist der finanzielle Aspekt. «10 Euro reichen für einen Eimer Spachtelmasse und eine Flasche Leim», gibt Mike als Beispiel an. «Damit kann ich zehn Masken oder Helme herstellen. Das Kostüm von Pyramid Head aus ‹Silent Hill› (siehe Foto, d. Red.) habe ich hauptsächlich aus Kartonkisten, Plastik und Netzen gebaut. Das Ganze habe ich dann mit Acrylfarbe bemalt.»
Upcycling, handwerkliches Können und viel Um-die-Ecke-denken also. Mike verwendet, wie er selber beschreibt, «viele Alltagsgegenstände, die mit ein bisschen Farbe schon ganz anders aussehen können».
Benutzt wird alles von Klopapierrollen über Sonnenbrillen, deren Gläser geschliffen werden, bis hin zu Plastikbechern und Kabeln. Auch ein Radio hat Mike bereits umgestaltet: indem er die Knöpfe entfernte und das Gerät zur Cosplay-Waffe umbaute.
So kam es dann auch dazu, dass aus einer leeren Essigflasche ein Gewehr wurde. «Weil die Rillen an der Flasche genauso wie meine Vorlage aussahen», erklärt Mike. «Dann habe ich sie schwarz gefärbt und etwas umgestaltet.» Am Ende erkannte niemand, dass es sich ursprünglich um eine Essigflasche und um Klopapierrollen handelte.
«Niemals aufgeben!»
Anfängern, die den gleichen Weg wie er im Cosplay-Bereich einschlagen möchten, rät er, niemals aufzugeben. «Am Anfang sieht es nicht besonders gut aus. Aber das ist die Basis. Auch ein vermeintlicher Fehler kann sich als Chance herausstellen. Im Laufe der Zeit gewinnt man an Erfahrung.»
Inspiration gefällig?
Fotos zu Mikes Schaffen sowie zum Entstehungsprozess seiner Werke finden Sie auf https://www.facebook.com/coslux/.
Notwendig sei auf jeden Fall eine Heißklebepistole. Mike rät ebenfalls dazu, Internetforen zum Thema «Props», also Cosplays-Accessoires wie beispielsweise Waffen, zu durchforsten.
Am Wochenende wird der Cosplayer als Star Lord von «Guardians of the Galaxy» auf der Luxcon anzutreffen sein. Weitere Projekte befinden sich jedoch bereits in der Pipeline: «Ich möchte gerne mal mit Latex arbeiten. Verschiedene Charaktere aus dem Manga ‹Dragonball Z› haben es mir auch angetan. Und natürlich RoboCop aus den 80ern. Auch eine Idee mit Stelzen, zum Beispiel ein riesiger Roboter, schwebt mir im Kopf herum.» Große Pläne also – aber wie immer von unspektakulär aussehenden Alltagsgegenständen ausgehend.
Mehr Fotos von Lars, Riku und Mike finden Sie hier.
Von Samantha Berna und Laura Giacomini
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