Fakt ist, dass Tom Cruises Blockbuster-Status in der letzten Dekade etwas Schaden genommen hat. Seine Possen jenseits der Leinwand – darunter eine Hardrock-Einlage in Unterhosen – haben dabei seinem Renommee kaum geholfen. Im Dezember ist der vierte Teil der «Mission Impossible»-Serie fällig, was an sich ein Erfolgsgarant wäre – und doch verunmöglicht es der Scientology-Nebel, der Cruise stets umgibt, ihn als ernstzunehmenden Action-Star zu sehen.
Knackige Cash Cow
Es gab aber einmal eine Zeit, als Cruise der unangefochtene Box-Office-König war und mit seinem kecken Charme millionenfach junge Herzen kaperte. Anno 1986, zum Beispiel, als der Mega-Hit «Top Gun» die Kino-Charts stürmte. So erfolgreich war der als Spielfilm kaschierte Werbestreifen für die US Air Force, dass man sich nun 25 Jahre später überlegt, wie man die Cash Cow noch melken könnte.
Das Zauberwort heißt 3D. Obwohl – oder vielleicht gerade weil – 3D sich eher auf einem absteigenden Ast befindet, versucht man die Technologie auf bestehende Filme auszuweiten. Produktionsfilmen wie Legend3D spezialisieren sich darauf, Filmklassiker nachträglich in die dritte Dimension auszuweiten. So auch auf «Top Gun», von dem eine dreidimensionalisierte Version anfangs 2012 in die Kinos kommen soll, wie der «Hollywood Reporter» berichtet.
Wer finanziert?
«Wir denken, dass großes Potenzial für Katalog-Titel in 3D besteht», so Legend3D-CEO Rob Hummel anlässlich einer Präsentation des neu überarbeiteten «Danger Zone»-Luftkampf-Segments von «Top Gun» an der International Broadcasting Convention (IBC) in Amsterdam. «Ich denke, gerade ‹Top Gun› ist wegen der Flugszenen für 3D prädestiniert», so Hummel.
Noch sind aber einige Hürden zu überwinden. So erfährt man durch die Blume, dass sich die Filmstudios aufgrund der hohen Kosten zieren, solche 3D-Überarbeitungen zu finanzieren. Die «Top Gun»-Aufrüstung etwa wird von Legend3D selbst bezahlt. Im Gegenzug erhält die Firma einen Anteil eines allfälligen Profits bei der Neuveröffentlichung.
Dreidimensiosexuell
Und so ist die Kinokasse vermutlich die größte Hürde. Wird das Publikum 25 Jahre nach der Erstveröffentlichung abermals gutes Geld für einen dreidimensionalen Tom Cruise ausgeben? Für einen jugendlichen, knackigen Cruise in seiner wohl homoerotischsten Rolle, notabene. Tja, Quentin Tarantino ist bekanntlich zu verdanken (siehe Video unten), dass die Generation YouTube «Top Gun» vor allem mit jener Oben-ohne-Volleyball-Szene gleichsetzt. Legend3D ist also gefordert. Die Luftkampf-Sequenzen in Ehren, doch wenn Tom Cruise› und Val Kilmers Sixpacks in 3D nicht optimal rüberkommen, werden die Frauen und Gays zuhause bleiben, womit zwei wichtige Dimensionen des 3D-Zuschauersegments wegfallen.
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