Sie ist eine wandlungsfähige Schauspielerin, eine eigenwillige Werbe-Ikone und als Fotomodell ein bekanntes Gesicht. Zunächst jedoch ist Isabella Rossellini, eine dunkelhaarige Schönheit mit einer sympathisch-charmanten winzigen Zahnlücke, die Tochter berühmter Eltern: Die schwedische Schauspielerin Ingrid Bergman brachte sie in Rom zur Welt, ihr Vater war Italiens Meisterregisseur Roberto Rossellini. Isabella Rossellini fand einen Weg aus dem Schatten ihrer vor Jahrzehnten gestorbenen Eltern, setzte filmische und persönliche Akzente. Am Montag (18. Juni) feiert die in New York lebende Künstlerin mit Sinn für das Ausgefallene ihren 60. Geburtstag.
Mit den für sie erfolgreichsten Filmen verbindet die Schauspielerin ihre wohl größte persönliche Enttäuschung. In dem modernen Klassiker und Psycho-Thriller «Blue Velvet» (1986) des US-Regisseurs David Lynch erregt Rossellini als masochistische Nachtclubsängerin Dorothy Vallens weltweit Aufsehen. Vier Jahre später folgt noch ein wegen seiner Gewaltszenen umstrittenes Lynch-Opus mit ihr in einer eher kleinen Rolle: «Wild at Heart – Die Geschichte von Sailor und Lula», auf dem Filmfestival in Cannes mit der Goldenen Palme geehrt. Um diesen Hollywood-Erfolg herum endet eine längere Beziehung zu dem Regisseur, den sie einmal die größte Liebe ihres Lebens genannt hat.
Neue Wege
Aber Isabella Rossellini hat den Unbilden des Lebens wiederholt ein Schnippchen geschlagen, ist erfolgreich neue Wege gegangen, hat sich nicht unterkriegen lassen. Mit der Mutter verglichen zu werden, das war das eine. Dass der neorealistische Starregisseur und Vater ihr von der Schauspielkarriere abriet, das andere. Sie war auch als Fotomodell äußerst erfolgreich. Und als ihr Model-Vertrag mit dem französischen Kosmetikunternehmen Lancôme nach zwölf Jahren nicht mehr verlängert wird, weil sie für das «zu alt» sei, da bringt die damals 42-Jährige flugs ihre eigene Kosmetikserie heraus.
Ein, zwei Jahre nach Krisen kommt das Leben zurück, lautet ihre Einstellung. Isabella Rossellini, als Scheidungskind vom Kindermädchen betreut, besucht eine Modeschule in Rom und macht sich als TV-Reporterin mit Interviews amerikanischer Film- und Sportstars (darunter auch Muhammad Ali alias Cassius Clay) einen Namen. Eines dieser Interviews führt 1979 zu ihrer ersten Ehe – mit dem Filmemacher Martin Scorsese («Taxi Driver»). Sie sollte etwa vier Jahre halten und Rossellini später vermuten lassen, er habe sie wegen ihrer berühmten Eltern geheiratet. Was ihr im Leben immer wichtig ist neben der Karriere – die Erziehung zweier Kinder, darunter der 1994 adoptierte Roberto.
Unterschiedliche Rollen
In Spionagethrillern, Liebesdramen, Roadmovies und Katastrophenfilmen zeigt Rossellini in kleinen wie in großen Rollen, wie wandlungsfähig sie ist. In ihren Dutzenden Film- und TV-Rollen ist sie unter anderem als bleiche und schöne Frau eines Mafia-Paten zu sehen, als eine von drei Geliebten Ludwig van Beethovens oder als Joséphine, der ersten Gattin Napoléons. Peter Weir, Abel Ferrara oder Robert Zemecki sind ihre Regisseure. Ins Regie-Fach wagt sie sich mit einer ebenso originellen wie urkomischen Kurzfilmreihe: «Green Porno» zeigt sie als Libelle, Wurm oder Fliege verkleidet und stellt in acht Episoden vor, wie Insekten lieben. 2011 leitet sie dann die Berlinale-Jury.
Mal zweifelt sie in Interviews an ihrem Aussehen, dann wieder wäre sie lieber ein Mann geworden. Oder sie erinnert offen an die Vergänglichkeit auch ihres Ruhms. Wenn die Schauspielerin auch noch um ihre 60 Jahre herum das Cover der «Vogue Italia» ziert, dann halten Style-Kenner fest, sie wirke immer noch viel «natürlicher schön» als so manche Jüngere. Und wenn Tochter Elettra Rossellini Wiedemann auf US-Zeitungstiteln erscheint, heißt es gern: Bei dieser schönen Mutter und der schönen Großmutter!
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