Von unserem Korrespondenten Gabriel Rath
Rechtzeitig zu der Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle hat der britische Autor Andrew Morton ein Buch über die Braut geschrieben. Er zeichnet ihren Weg von Hollywood nach Windsor. Im Interview zeichnet er das Bild der heutigen Monarchie.
Der Autor und das Buch
Der britische Journalist Andrew Morton, 65, landete 1992 mit «Diana: Her True Story» den Coup seines Lebens. Basierend auf stundenlangen Tonbandaufnahmen Dianas schilderte er darin das Scheitern ihrer Ehe mit Prinz Charles und Diana – exklusiv und aus ihrer Sicht. Als es nur wenige Monate später zur offiziellen Trennung kam, war klar, wen die Öffentlichkeit als Hauptschuldigen sah. Morton wurde mit dem Buch reich und blieb dem Thema treu: In diesem Jahr allein veröffentlichte er zunächst ein Buch über Wallis Simpson, die Frau von König Edward VIII., und nun über Meghan Markle. Er lebt in London und Kalifornien, was ihm nach eigenen Aussagen die Recherche zu seinem jüngsten Werk enorm erleichterte. «Jeder schien Meghan gekannt zu haben», sagt er. Mit flinker Feder verfasste Morton zeitgerecht zur königlichen Hochzeit die Biografie «Meghan. Von Hollywood in den Buckingham-Palast. Ein modernes Märchen».
Der britische Biograf Andrew Morton zeichnet ein Bild der kommenden Royal Wedding, der Hochzeit von Prinz Harry mit Meghan Markle. Und er erklärt, was sie über die britische Gesellschaft aussagt und für die Zukunft des Königshauses bedeutet. Mit Morton sprach Gabriel Rath:
Was wird Prinz Philip, der für seine politisch nicht korrekten Ausrutscher berüchtigt ist, dazu sagen, dass er am kommenden Samstag eine gemischt-rassige, geschiedene amerikanische Schauspielerin, die drei Jahre älter als sein Enkelsohn Harry ist, als jüngstes Mitglied in der britischen Königsfamilie aufnehmen darf?
Ich denke, er hatte immer ein Auge für schöne Frauen, und er wird beeindruckt sein, wie viel Glamour Meghan Markle bringt. Die ersten Begegnungen, wie etwa Meghans Einladung zur Weihnachtsfeier mit den Royals, verliefen außerordentlich gut. Harry sagte nachher, er habe «volle Unterstützung».
Vor 80 Jahren musste ein König Edward VIII., ein Onkel der heutigen Queen, wegen der Absicht, die geschiedene Amerikanerin Wallis Simpson zu heiraten, zwischen Thron und Ehe entscheiden und legte die Krone zurück. Heute wird Meghan Markle mit offenen Armen empfangen …
Wir sehen darin, wie dramatisch sich das House of Windsor verändert hat. Wallis Simpson kam aus einer Familie, die einst Sklavenhalter waren. Meghan Markle kommt aus einer Familie, die auf der mütterlichen Seite selbst Sklaven waren. Oder Prinzessin Margaret, die Schwester der Queen, der sie nicht erlaubte, den geschiedenen Peter Townsend, die Liebe ihres Lebens, zu heiraten. Heute ist ihr Sohn und Thronfolger Prinz Charles in zweiter Ehe mit seiner früheren Geliebten Camilla verheiratet, die ihrerseits ebenfalls geschieden ist.
Ist das Königshaus damit im Einklang mit der britischen Gesellschaft?
Ich glaube, es ist ein längst überfälliger Anpassungsprozess. Großbritannien ist eine multikulturelle Gesellschaft, in der vier von zehn Ehen geschieden werden. London ist ein universeller Schmelztiegel. Meghan ist ein Signal, dass man das auch im Königshaus verstanden hat. Es wird immer ein Element von Rassismus geben, nicht nur in Großbritannien. Meghan hat sich damit ihr Leben lang auseinandergesetzt, sie hat eine starke Identität und sieht sich bewusst als gemischt-rassig.
Macht die Tatsache, dass Prinz Harry nie König sein wird, es den Briten leichter, Meghan zu akzeptieren? Wäre das Land auch für einen dunkelhäutigen Monarchen bereit?
Es wäre in der Tat interessant zu wissen, was gewesen wäre, wenn nicht Harry, sondern sein Bruder William, der zweite in der Thronfolge, sich in Meghan verliebt hätte. Aber wenn Meghan für die Queen als Frau von Harry akzeptabel ist, spricht nichts dagegen, warum sie ihr nicht auch als Frau des künftigen Königs die Zustimmung erteilt hätte.
Sie beschreiben Meghan als sehr starke, zielstrebige und erfolgreiche Frau, die sich ihrer Position sehr bewusst ist. Was lernen wir aus der Wahl seiner Ehefrau über den Charakter Harrys?
Er hat jemanden gesucht, auf den er sich verlassen kann, der an seiner Seite steht und dem er vertrauen kann. Er ist wahrscheinlich eine zerbrechlichere Persönlichkeit als sie. In dieser Beziehung ist er mehr der Bittsteller, als sie es ist. Er hat von dieser Verbindung mehr zu gewinnen und sie mehr zu verlieren.
Harry hat eine stürmische Vergangenheit als «Prince Party». Ist er nun bereit, es ruhiger anzugehen und ein stetiges Familienleben zu beginnen?
Er ist längst überfällig. Wenn man seinen Bruder und seine Freunde anschaut, war Harry bereits der letzte Zecher an der Bar. Man sieht, dass er so glücklich ist wie nie zuvor. Dieser junge Mann trägt sein Herz nach außen, und man kann erkennen, dass er völlig vernarrt ist in Meghan.
Das nächste Kapital heißt dann Familie und Kinder?
Absolut. Die Buchmacher nehmen keine Wetten mehr darauf an, dass Meghan in den nächsten neun Monaten schwanger sein wird.
Was sonst bleibt Harry und Meghan von ihrem künftigen Leben? Sie war erfolgreiche Schauspielerin, sie sprach vor der UNO-Vollversammlung über Frauenrechte, und er engagierte sich mit den Invictus Games für Kriegsinvaliden. Und jetzt? Dem Volk zuwinken, Jagen in Schottland, Safari in Afrika?
Das sehe ich überhaupt nicht so. Er hat die beste aller Welten. Harry muss keine der Verantwortlichkeiten schultern, die auf einem König im Wartestand lasten, und ist zugleich frei, das meiste aus seinem Leben zu machen.
Meghan Markle heiratet am Samstag im Alter von 36 Jahren Prinz Harry. Genauso alt war seine Mutter Diana, als sie 1997 tödlich verunglückte. In Ihrem Buch beschreiben Sie, wie Meghan das Begräbnis im Fernsehen sah, bei dem der damals zwölfjährige Harry die Welt zu Tränen rührte. Sie zitieren eine Freundin Meghans mit den Worten: «Sie wollte Diana 2.0 werden.» Ist sie das?
Nein. Sie ist nicht «Diana 2.0», sondern «Meghan 1.0». Meghan ist eine starke Persönlichkeit, unabhängig, intelligent, gebildet, humanitär engagiert und viel besser auf die Öffentlichkeit vorbereitet, als es Diana bei ihrer Hochzeit war. Sicher gibt es Parallelen, aber insgesamt war Diana einmalig und einzigartig.
Scheint es aber nicht so, dass ihre Söhne William und Harry ihre Ehefrauen nach dem Bildnis ihrer Mutter formen?
Zuerst Catherine, jetzt Meghan, immer lautet die Frage: Ist sie die neue Diana? Es ist Zeit, den Jungen eine Chance zu geben und sie als eigene Persönlichkeiten ernst zu nehmen. Sie sind die Zukunft der Monarchie, nicht Charles oder Diana. Ich glaube auch nicht, dass William und Harry ihre Frauen nach dem Vorbild ihrer Mutter formen wollen, sondern dass sie vielmehr einen Ersatz für sie suchen. William heiratete Catherine nicht nur wegen ihres beständigen Charakters, sondern auch wegen ihrer engen Familienbande. Sie gab ihm Stabilität, als er sie am meisten brauchte.
Ganz anders bei Meghan, die nicht nur aus einer geschiedenen Familie kommt, sondern sich heute auch Anfeindungen ihrer Stiefgeschwister ausgesetzt sieht.
Das ist sehr unschön. Man hätte das besser handhaben können. Dass der Vater erst jetzt eingeladen wurde, seine Tochter zum Altar zu führen, ist nicht sehr stilvoll.
Man erwartet, dass eine Milliarde Menschen die Hochzeit allein im TV sehen werden. Mitglied im Königshaus zu werden, bedeutet extremer Medienaufmerksamkeit ausgesetzt zu sein. William und Harry machen kein Geheimnis daraus, dass sie die Presse für den Tod ihrer Mutter verantwortlich machen und zutiefst verabscheuen. Kann Meghan mit diesem Druck umgehen?
Der einzige Weg dazu ist, sich selbst treu zu bleiben und in der Öffentlichkeit zu sein, wer man ist. Meghan ist außerordentlich gut darauf vorbereitet. Eine Freundin beschrieb sie kürzlich als «pariesienne». Das trifft es sehr gut.
Wissen Sie, was wir nicht wissen, nämlich, wer unter den 600 geladenen Gästen sein wird?
Es ist kein Tennismatch, also wissen wir sehr wenig. Alle Darsteller von Meghans TV-Serie «Suits» werden dabei sein, ebenso ihre engsten Freunde. Sehr bedeutend ist, dass Dianas Verwandte eingeladen sind und ihre Schwester eine Lesung sprechen wird.
Ein Moment der Aussöhnung?
Man würde meinen, das sei schon bei der Hochzeit von William und Catherine geschehen. Aber der Aussöhnung kann es nie genug sein.
Spielt das britische Königshaus noch eine Rolle?
Heute mehr als in den letzten 50 Jahren zusammen. Großbritannien hat sich mit dem Brexit selbst eine Wunde zugefügt, die zu Instabilität, Unruhe und Sorge um die Zukunft führt. Wir brauchen die Monarchie als Anker der Stabilität. Mit den Hochzeiten von William und jetzt Harry ist der Fortbestand auf lange Zeit gesichert. Das wichtigste ist damit geschafft.
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