So fröhlich hat man die Schauspielerin Lindsay Lohan noch nicht vor Gericht gesehen. Der «Freaky Friday»-Star strahlte über beide Ohren und umarmte seine Anwältin, nachdem die Richterin die erlösenden Worte gesprochen hatte. «Sie hat alles erfüllt, was das Gericht von ihr verlangt hat», lobte die für gewöhnlich strenge Juristin Stephanie Sautner im Gericht von Los Angeles die Schauspielerin. «Ich rechne nicht damit, dich hier noch einmal zu sehen». Sautner bescheinigte Lohan, dass sie alle Bewährungsauflagen ordnungsgemäß erfüllt habe.
Damit hat ein langes, unrühmliches Kapitel im Leben des Skandal-Stars vorläufig ein Happy End gefunden. Es hatte vor fünf Jahren mit Alkohol- und Drogeneskapaden und Festnahmen wegen Trunkenheit am Steuer begonnen. Es folgten mehrere Gefängnisaufenthalte, viele Entziehungskuren und zig Gerichtsauftritte. Trotz aller Beteuerungen, sie habe ihr Leben im Griff, macht Lohan ihrem Ruf als unverwüstliches Partygirl und Lieferantin für Klatschgeschichten weiter alle Ehre. Sie verpasste Kurse und Gerichtstermine oder amüsierte sich in Cannes, statt in Hollywood vor den Richter zu treten.
Haft und strikte Auflagen
Im vorigen November wurde es für die Schauspielerin wegen der Verletzung von Bewährungsauflagen nach Diebstahl und Drogenvergehen noch einmal richtig ernst. Sautner verhängte eine kurze Haft und strikte Auflagen. Sie ordnete Dutzende Therapiesitzungen und 480 Stunden Putzarbeiten im Leichenschauhaus an. Hätte sich Lohan wieder gedrückt, drohten ihr weitere 270 Tage hinter Gittern.
Vor einem Jahr noch bahnte sich die Schauspielerin im hautengen weißen Minikleid einen Weg durch das Spalier der Fotografen am Gericht, am Ende waren ihre Auftritte bedeckter. Am Donnerstag kam sie im graublauen Hosenanzug mit Hochsteckfrisur, geradezu züchtig – und pünktlich. «Ich möchte mich dafür bedanken, dass Sie fair waren», lächelte Lohan die Richterin an. «Was Sie getan haben, hat mir eine Menge Türen geöffnet.» Das Promi-Portal «Tmz.com» übertrug die Anhörung im Internet.
Rollen geplatzt
Die ständigen Tabloid-Schlagzeilen über ihre kleinen und großen Probleme haben Lohan viele Filmrollen gekostet. Nach einem Drogenrückfall im Herbst 2010 war ihr Auftritt in der Rolle von Pornostar Linda Lovelace in dem Spielfilm «Inferno» geplatzt. Es sei unmöglich gewesen, eine Versicherung für die notorische Drogensünderin abzuschließen, begründete Regisseur Matthew Wilder damals den Rauswurf.
Lohans bisher letzten größeren Filme «Ich weiß, wer mich getötet hat» und «Georgias Gesetz» floppten 2007. In dem Action-Streifen «Machete» (2010) war sie nur kurz zu sehen. Dabei hatte es so vielversprechend begonnen: Erst mit unzähligen TV-Auftritten als Kinder-Werbestar und in Shows. Dann kam die Kinokarriere Ende der 90er Jahre in Fahrt, mit Filmen wie «Ein Zwilling kommt selten allein», der amerikanischen Version von Erich Kästners «Das doppelte Lottchen» und den Erfolgskomödien «Freaky Friday» (2003), «Girls Club – Vorsicht bissig» (2004) und der Käfer-Klamotte «Herbie Fully Loaded» (2005).
Karriere wieder in Schwung bringen
Nun bringt sie ihre Karriere langsam wieder in Schwung. Demnächst macht Lohan in einer Gastrolle bei der Musical-Serie «Glee» mit. In dem geplanten Fernsehfilm «Liz and Dick» soll sie die legendäre Elizabeth Taylor spielen. In der US-TV-Satireshow «Saturday Night Live» hatte sie Anfang März Humor bewiesen und ihre häufigen Konflikte mit dem Gesetz auf die Schippe genommen.
Die Richterin gab der Schauspielerin am Donnerstag mahnende Worte mit auf den Weg. «Du musst dein Leben mit mehr Reife angehen», empfahl Sautner. «Hör› damit auf, in Nightclubs zu gehen und konzentriere dich auf deine Arbeit». Früher rollte Lohan vor Gericht bei solchen Anlässen häufig mit den Augen – diesmal ging es ohne diese stumme Äußerung.
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