«Es ist nicht nur eine Eurokrise oder eine Schuldenkrise», sagte Guttenberg am Samstag auf einer Sicherheitskonferenz in Kanada. «Es ist vor allem eine Krise des Verständnisses und eine Krise der politischen Führung.»
Die meisten Deutschen würden mit den Schultern zucken, wenn man sie auf die Krise und Europa anspreche, sagte Guttenberg. «Die Deutschen haben keine Vorstellung davon, wie die Europäische Union funktioniert, wie es zu dieser Krise gekommen ist und was sie bedeutet.» Die Schuld sieht er bei den Politikern. «Die Politiker erreichen die Öffentlichkeit nicht, sie erreichen die Menschen nicht.»
«Keine langfristigen Konzepte»
Guttenberg nahm als Vertreter der US-Denkfabrik CSIS an einer Runde zur Lage der Weltwirtschaft teil. Der Schwerpunkt der Diskussion lag auf Europa. Eigentlich habe er gedacht, es könne nicht schlimmer werden, sagte Guttenberg. «Aber vielleicht kann es doch.» Es gebe immer neue Spekulationen, welches europäische Land als nächstes in Schwierigkeiten gerate, und es herrsche große Uneinigkeit unter den Regierungen.
Er kritisierte vor allem, dass es keine langfristigen Konzepte gebe. «Wir stolpern von einer Ad-hoc-Lösung in die nächste.» Guttenberg sprach davon, dass Entscheidungen «panisch» getroffen würden. Es gebe keine Vorstellung, wie die Europäische Union in vielen Jahren aussehen könne. Er sieht die Gemeinschaft aber nicht grundsätzlich in Gefahr. «Sie wird es überleben, aber es fehlt der Enthusiasmus.»
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