Von wegen Vorstadtidylle: «Desperate Housewives» war alles andere als die heile Welt. Da wurde gelogen, betrogen, intrigiert und sogar gemordet. Aber es war immer unterhaltsam. Jetzt hat nach acht Staffeln das Finale begonnen – und endet mit einem neuen Geheimnis.
Am Anfang von «Desperate Housewives» war ein Paukenschlag. Das heißt, eigentlich war es ein Schuss. Die Erzählerin führt mit ruhiger Stimme in die Sendung ein – und ballert sich dann eine Kugel in den Kopf. Es konnte gleich jeder wissen: Nichts mit Vorstadtidylle. Hinter den ordentlichen Gartenzäunen und gepflegten Rasenflächen schlummern jede Menge Geheimnisse. 180 Mal ließ sich die Fernsehgemeinde davon prächtig unterhalten. Doch nun ist Schluss. Das Finale hat begonnen, am 19. und 26. September laufen die letzten Folgen.
Immer wieder Mord
In acht Staffeln «Desperate Housewives» gab es Liebe, Hass, Gewalt, Intrige, Betrug, Berechnung und immer wieder Mord. Und natürlich jede Menge Geheimnisse. ProSieben versuchte die Serie anfangs als Nachfolger von «Sex and the City» zu verkaufen, aber die verzweifelten Hausfrauen waren viel mehr. Nicht nur ein paar, sondern jede Menge Laster und Charakter-Eigenschaften wurden dargestellt und die Vorstadtstraße Wisteria Lane konnte überall sein – auch in Deutschland.
Dabei ging es eigentlich nur um die nette, aber tollpatschige Susan, die schöne, aber berechnende Gabrielle, die perfekte, aber eitle Bree und die starke, aber unbeherrschte Lynette. Dann waren da noch Edie (Susan: «die Nachbarschaftsschlampe»), die freundliche Katherine und nicht zuletzt die jeweiligen Männer. Die allerdings spielten eher Nebenrollen, waren oft austauschbar – und wurden zuweilen unter den Frauen auch tatsächlich ausgetauscht.
«ABC» gerettet
Aber in irgendeiner der Figuren konnte sich jeder wiedererkennen. Oder, wichtiger, man konnte andere wiedererkennen. Die Serie wurde nicht einfach ein Erfolg, sie rettete zusammen mit «Lost» den schlingernden Sender ABC vor dem Abgrund. Mehr als 21 Millionen sahen 2004 die erste Folge und das Finale der ersten Staffel sogar mehr als 30 Millionen.
Mit den Frauen von «Sex and the City» wollte sich jede Frau identifizieren, mit den Frauen von «Desperate Housewives» konnte sie es wirklich. «Neun Uhr abends, Mr. Aufregend hier liegt im Tiefschlaf, und ich muss mir «Desperate Housewives» im Fernsehen ansehen», sagte 2005 eine Zuschauerin. «Ich BIN eine verzweifelte Hausfrau.» Und eine First Lady. Das Zitat stammt von Laura Bush, Ehefrau des damaligen US-Präsidenten George Bush junior.
Quoten schrumpften
Nach acht Jahren war es mit den Bushs vorbei, nach acht Jahren auch mit den Vorstadtfrauen, hinter deren biederer Fassade sich so viel Dunkles verbarg. Nach Jahren starker Quoten brach die Zuschauergunst mit der siebten Staffel ein und lag im einstelligen Millionenbereich. So war nach 180 Folgen im Mai Schluss in den USA.
Die letzte Staffel bietet noch einmal alles auf: Mord, Komplott, Armut und Reichtum, Tod, Schwangerschaft, Sucht und natürlich Liebe und Sex. Und allein in der letzten Folge gibt es noch einmal ein Gerichtsdrama, eine Hochzeit und einen Todesfall.
Alle ziehen um
Und viel Wehmut. Die Frauen trennen sich, weil fast alle wegziehen. «Und dabei dachte ich immer», sagt Gabrielle (Eva Longoria) bei einem letzten Pokerspiel,»dass wir hier zusammen alt werden – ich immer noch bezaubernd, ihr furchtbar.» Manche kennen ihre Nachbarn nie, heißt es da. «Sie teilen einen Zaun, mehr nicht. Wir aber hatten uns.»
Auch Susan (Teri Hatcher) zieht weg und verkauft das Haus einer jungen Frau. «Wir haben ein bisschen Angst, dass es hier in der Vorstadt langweilig ist», sagt die Käuferin. «Ach», antwortet Susan, «da machen Sie sich mal keine Sorgen.»
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