Das Erfolgsgen hat sie geerbt. 1936 lief der Vater von Charlotte Rampling mit der britischen 4×400-Meter-Staffel zu Olympia-Gold in Berlin, später wurde er Nato-Offizier. Er wollte nie, dass seine Tochter Schauspielerin wird. Doch sie hat es zu mehr als 70 Filmen und dem Europäischen Filmpreis gebracht, wenn auch nie zu einem Oscar. Am 5. Februar wird sie 65 Jahre alt.
Die Schauspielerinnen Shirley Henderson (links) und Charlotte Rampling 2009, bei den Festspielen in Venedig
Die Britin, die Frankreich zu ihrer Heimat gemacht hat, schaffte schon im Alter von 20 Jahren 1966 den Durchbruch. In dem Streifen «Georgy Girl» spielte sie die hübsche, aber zickige Mitbewohnerin an der Seite ihrer Kollegin Lynn Redgrave. «Ich begann in seichten Komödien im Minirock», sagte sie einmal.
Weg vom Mainstream
Doch Charlotte Rampling wandte sich schnell vom Mainstream ab. Es waren eher die außergewöhnlichen Rollen, für die sie stand. Von der Anhalterin in «Vanishing Point» (1971) über die Verkörperung der Anne Boleyn in «Heinrich VIII. und seine sechs Frauen» bis zu dem 1986 entstandenen «Max My Love» – ein Film, in dem Rampling einen Schimpansen liebt.
Für ihren schauspielerischen Wandel vom nett anzusehenden, quirligen und männermordenden Girlie zur Charakterdarstellerin mit Tiefgang gibt es einen traurigen Hintergrund: Den Selbstmord ihrer Schwester Sarah. «Als das passiert war, wurde mir allmählich klar, dass ich nicht länger pure Unterhaltung machen konnte», sagte Rampling, die ausschließlich Kleidung in gedeckten Farben trägt. Besonders die Rolle einer Gefangenen in einem Konzentrationslager, die in dem Film «Der Nachtportier» an der Seite Dirk Bogardes ein sado-masochistisches Verhältnis zu ihrem ehemaligen Aufseher unterhält, wird später als Ausdruck dieses Wandels angesehen.
Namhafte Partner
Sie arbeitete mit Woody Allen, Russell Crowe, Paul Newman und Sharon Stone, legte Kunstpausen ein und fiel in eine Depression. Die Kritiker überzeugt sie erst spät. 2000 wird sie für den Europäischen Filmpreis nominiert, als sie in Francois Ozons «Unter dem Sand» die Hauptrolle übernimmt. Rampling geht aber noch leer aus. Drei Jahre später wird die Zusammenarbeit mit dem französischen Regisseur doch noch gekrönt: «Swimming Pool» heißt der Film, eine Art Erotik-Thriller für Intellektuelle.
In dem Film verkörpert Charlotte Rampling die ausgebrannte britische Schriftstellerin Sarah Morton, die aus dem grauen London ins sonnige Südfrankreich reist und dort neue Inspiration findet. Einige Kritiker sahen in Ramplings Rolle auch ein Stückchen Selbstporträt. «In einem Alter, in dem Schauspielerinnen allmählich langsamer treten, explodiert ihre Karriere als Spiegel ihres Lebens», schrieb das französische «Psychologies Magazine» nach dem Erscheinen des Films.
Eine der 50. schönsten Frauen
Rampling, die 2001 vom «People»-Magazin zu den 50 schönsten Frauen der Welt gezählt wurde und 2006 die Jury der Berlinale leitete, war auch privat früh nach Frankreich gegangen. Schon als Kind genoss sie französische Schulbildung, bis 1996 war sie mit dem französischen Musiker Jean Michel Jarre verheiratet.
Nach der Scheidung begann sie eine Beziehung mit dem Journalisten und Unternehmer Jean-Noël Tassez.
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