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Alter Judenhass im neuen Promi-Gewand

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Dank Galliano, Sheen und Assange erlebt der Antisemitismus derzeit eine unerfreuliche Renaissance. Die Judenhasser werden nach einem Aufenthalt in der Reha aber wieder zu guten Menschen.

Einigen Trends, die einige Promis setzen, sollte niemand folgen. Dazu gehört dieser Tage der lockere Umgang mit dem Thema Antisemitismus. Die aktuellen Fälle von Dior-Designer John Galliano, US-Schauspieler Charlie Sheen und Wikileaks-Gründer Julian Assange stimmen nachdenklich: Judenhass wird wieder in deutlichen Worten ausgesprochen, gar salonfähig gemacht.

Im Fall Galliano sprechen seine Unterstützer dreist von «Pech», dass der Designer bei seinen Ausschweifungen gefilmt worden ist. Charlie Sheen und Julian Assange hatten weniger Hemmungen: Sheen verhöhnte den Produzenten von «Two and a Half Men», Chuck Lorre, als er ihn in einem Interview vieldeutig bei seinem hebräischen Namen «Chaim Levine» nannte.

Auch Gerechtigkeitshelden können antisemitisch sein

Auch Julian Assange erlaubte sich einen antisemitischen Kommentar, als er sich vergangene Woche in einem Telefoninterview mit einem britischen Journalisten über eine «jüdische Verschwörung» gegen ihn und sein Projekt beklagte. Der Wikileaks-Gründer dementierte nach der Publikation via Twitter, je so etwas gesagt zu haben.

Doch kaum getwittert, kam seitens der «New York Times» der nächste Vorwurf: Assange soll während dem Interview tatsächlich gesagt haben, gegen ihn laufe eine Kampagne jüdischer Journalisten. Später soll er gebeten haben, «die Sache mit den Juden» zu vergessen.

Pop-Band mit «Nazi-Chique»

Derzeit sorgt auch die japanische Rockband Kishidan mit einem TV-Auftritt in Nazi-Kluft für einen Skandal. Die sechs Bandmitglieder, die normalerweise in Schuluniformen auftreten, spielten am 23. Februar in der Sendung «Megavector» des Musiksenders MTV Japan in schwarzen Militäruniformen auf, die durch Symbole wie Adler, Totenkopf und Eisernes Kreuz deutlich an die Trachten der SS erinnerten.

Das Simon-Wiesenthal-Zentrum in Los Angeles zeigte sich daraufhin «erstaunt und bestürzt» über den Auftritt. Die Plattenfirma Sony Music distanzierte sich sofort und auch Kishidan wurde halbwegs einsichtig: «Wir bedauern es zutiefst und entschuldigen uns für die unsensible Aktion», hiess es auf der Homepage der Band. Zusätzlich beteuerten sie, «keine ideologische Botschaft transportieren» zu wollen.

Immer und immer wieder werden wir darüber diskutieren

Das Thema Antisemitismus in Promi-Kreisen ist nicht neu. Da war Mel Gibson, der sich nach seiner Festnahme am 28. Juli 2006 gegenüber einer jüdischen Polizistin abschätzig äusserte. Kopfschütteln verursachte auch Prinz Harry, als er auf einer Kostümparty mit einem Nazi-Bändel am Arm auftauchte. Sandra Bullocks Ex-Mann Jesse James sorgte im Jahr 2010 für Schlagzeilen, als er sich in einer SS-Uniform ablichten liess.

Doch trotz wiederholter Verfehlungen lernen einige Stars nichts dazu. Und auch die Öffentlichkeit ist vergesslich. Im besten Fall machen die «Täter» eine Kur in einer Entziehungsklinik und entschuldigen sich via PR-Agentur vor der Welt. Danach wird ihnen vergeben – bis zur nächsten Ausfälligkeit.