Er ist nur 20 cm kürzer als der neue Golf, dabei aber deutlich größer als der Urvater des Millionenerfolgs, der ja einst seinen Namen für eine neue Klasse hergab. Der im Laufe seiner Evolution nunmehr zu einem Erwachsenen herangereifte Polo fährt zwar in der kleinen Kompaktklasse und berechtigt diese Einstufung mit kleinen Ein-Liter-Dreizylinder-Benzinern, zeigt sich jedoch im Alltag als völlig gleichberechtigt neben vielen höher eingestuften Konkurrenten.
Man entdeckt viel Raum und optimale Platzverhältnisse für vier, leichte Handhabung und lobenswerten Fahrkomfort bei zufriedenstellender Motorleistung. Vorausgesetzt, man erlebt den 95 PS starken Dreizylinder, wie in unserem Fall. Darunter, beim 75-PS-Aggregat, kann es schon mal behäbiger zugehen. Mit 95 PS geht es flott voran, wenn man will. Und verbrauchsmäßig sind die 5,8 Liter nach etwa 500 km auf der Autobahn und in der Stadt schon in Ordnung.
Wer bequem dahinfahren will, wird mit der 7-Gang-DSG-Automatik bestens bedient sein, wer es etwas spritziger haben möchte, soll auf Sportstufe „S“ umlegen (am Automatik-Wählhebel) und kann auch mittels Schaltwippen am Lenkrad selbst die Gänge bedienen. Das macht Spaß und plötzlich ertappt man sich, wie man im Stadtverkehr den Polo etwas temperamentvoller von Ampel zu Ampel bewegt, was sich akustisch ebenfalls bemerkbar macht: Der Klang des Dreizylinders hat jenen metallisch befriedigenden Unterton, den ich immer erzeuge, wenn ich eine CD von David Guetta in den Abfalleimer werfe. Über 180 km/h soll er laufen, doch das kann heute fast jeder und sollte im Einsatzspektrum des Polo nicht entscheidend sein. Was nicht heißen soll, dass man mit ihm keine langen Autobahnfahrten absolvieren kann – im Gegenteil, auch hier überzeugt er mit manierlichem Dahingleiten und, falls notwendig, mit genug Energie zu einem Überholmanöver, auch wenn dann klanglich eine Menge CDs in den Eimer fliegen.
Die Ausstattung ist großzügig. So einladend wie der Polo mit seinen modernen und sportlichen Formen aussieht, ist er auch im Innenraum. Übersichtlich, aufgeräumt, jugendlich frisch und modern, das Wohlfühlambiente hätte ich gern mit Oma und ihren Springerstiefeln geteilt, aber sie weilte irgendwo in einem Seminar über die Auswirkungen von Oktoberfest-Veranstaltungen auf Kleidung und Rhetorik von Lulima-Fans oder so ähnlich. Wir freuen uns schon auf einen feurig-blauen Herbst in Luxemburg.
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