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«Mut, neue Wege zu gehen»

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Jean-Claude Kihn, Präsident von Goodyear Europa, Mittlerer Osten und Afrika, erklärt, wie und warum die Innovationsfreude seines Unternehmens die Autos von morgen auf die Beine, sprich Räder, bringt.

„Goodyear Eagle 360 Urban“ und „Goodyear IntelliGrip Urban“ sind die beiden Reifen, die am Genfer Auto-Salon im Rampenlicht standen und Publikum und Experten gleichermaßen beeindruckten.

Eagle 360 Urban

Der „Eagle 360 Urban“ ist der erste kugelförmige Reifen von Goodyear mit künstlicher Intelligenz, der in der Lage ist, zu fühlen, Entscheidungen zu treffen, sich an die Fahrsituation anzupassen und zu interagieren. Er wird per 3D-Druck produziert. Goodyear antwortet damit auf die Erwartungen einer sich rasant verändernden mobilen Welt und zeigt, welchen Beitrag innovative Reifentechnologien in einer mobilen Zukunft mit autonomen Fahrzeugen und Ridesharing in den urbanen Zentren von morgen leisten können.

IntelliGrip Urban

Der „IntelliGrip Urban“ ist zugeschnitten auf eine zukünftige Generation autonomer Elektrofahrzeuge, die beim sogenannten „Ridesharing“ – einer Art öffentlicher Fahrgemeinschaften – in den urbanen Zentren von morgen genutzt werden. Derartige Mobilitätsdienstleistungen auf Abruf bieten eine Alternative zu einem Taxi, einem Mietwagen oder einem eigenen Pkw und werden schon lange nicht mehr nur von Millennials genutzt.

Jean-Claude Kihn, Präsident von Goodyear Europa, Mittlerer Osten und Afrika, gab uns einige Erklärungen dazu.

Tageblatt: Herr Kihn, letztes Jahr standen wir hier in Genf vor dem Eagle 360. Heute bewundern wir den Eagle 360 Urban auf dem Goodyear-Stand. Da hat sich wohl einiges getan in der Zwischenzeit?

JC Kihn: Ja, der revolutionäre Reifen war ein enormer Erfolg vor einem Jahr. Gut 7 Millionen Mal wurde das Video zum Reifen online angeklickt, das spricht für sich. Man merkte die Begeisterung der Menschen für dieses Produkt, von Begeisterung und Hingabe lebt auch die Forschung und die lief natürlich in den letzten 12 Monaten auf Volltouren weiter. In einer Welt mit vernetzten Autos, die autonom fahren, wird Reifentechnologie eine entscheidende Rolle spielen. Um sicher zu navigieren, werden autonome Fahrzeuge in der Lage sein müssen, mit der Vielzahl an Unbekannten umzugehen, die alltägliche Verkehrssituationen mit sich bringen. Hierfür brauchen sie Zugang zu Informationen, die zum Beispiel Reifen an der Schnittstelle zur Fahrbahn bereitstellen können, sowie die Fähigkeit, zu lernen und sich anzupassen. In die Richtung zielen wir mit dem 360 Urban.

Geändert hat sich am jetzigen 360 Urban eine Menge zum Vorgänger. War das eine geplante Evolution oder hat sich das so ergeben aus den Erkenntnissen des Eagle 360?

JCK: Es war beides. Der Neue hat Sensoren, daran arbeiteten wir schon lange. Dazu haben wir ein Konzept wie „Artificial intelligence“ hinzugefügt. All diese neue Technologien haben wir in den 360 Urban eingebaut. Der erste Eagle 360 (2016) war ein vernetzter Kugelreifen, der in alle Richtungen manövrieren konnte. Das erhöhte nicht nur die Sicherheit beim Fahren, sondern sorgte auch für ein ruhiges und geschmeidiges Fahrgefühl. Darüber hinaus half die Manövrierbarkeit in alle Richtungen dabei, den immer knapper werdenden Raum in den Städten von morgen bestmöglich zu nutzen.
In diesem Jahr gibt Goodyear dem Kugelreifen eine Art Gehirn. Zusammen mit einer bionischen Außenhaut und einer veränderungsfähigen Lauffläche kann der Eagle 360 Urban die Informationen, die er sammelt, direkt in die Fahrpraxis umsetzen. Der Reifen wird so zum Bestandteil von einer Art Nervensystem, welches das Auto von morgen steuert, und nimmt am Internet der Dinge teil.

Wie weit ist Goodyear denn jetzt vom tatsächlichen Einsatz am Auto entfernt? Wie weit sind die Autohersteller in puncto Verwirklichung dieses Projekts?

JCK: Ich meine, Entwicklung passiert folgendermaßen: Man muss ein Konzept definieren und ausbauen, das sehr weit in die Zukunft reicht, was nicht sofort in den Handel gebracht werden muss. Dann haben die Ingenieure ein Ziel, dem sie sich etappenweise nähern. So war es bei diesem Reifen-Konzept, welches extrem weit in die Zukunft hineinführt und an dem wir uns voran arbeiten. Da sind wir mit dem anderen, dem Goodyear Intelligrip Urban schon etwas näher an der Zukunft dran. Er hat eine konventionelle Form, ist aber auch schon mit Sensoren ausgestattet, welche Parameter wie Temperatur, Druck und Profiltiefe messen. Die Technologie des Konzeptreifens IntelliGrip Urban zielt darauf ab, Betriebszeit und Energieeffizienz von Fahrzeugen zu steigern. Das ist für Anbieter von Mobilitätsdienstleistungen von zentraler Bedeutung.

In welchem Maße arbeitet Goodyear mit den Autoherstellern bei diesen Konzepten zusammen?

JCK: Es gibt einige Kontakte mit einigen Herstellern und demzufolge auch einige Beziehungspunkte und Zusammenarbeit in puncto Technologien, was den Eagle 360 Urban betrifft. Dies ist aber längst noch nicht so weit gediehen, als dass wir darüber mehr mitteilen könnten. Dass wir mit dem IntelliGrip Urban, dem hohen und schmalen Reifen, sehr nahe an der Realität liegen, sieht man ja beispielsweise am Renault Scénic, der mit 20- oder 21-Zoll-Reifen in moderater Breite kommt.

Grob gesagt, wie und wann kommt dieser überdimensionierte Golf-Ball (i.e. 360 Urban) denn eines Tages an einem Auto zum Einsatz?

JCK: Nun, das sind erst mal verschiedene Technologien in diesem Reifen, die ja nicht unbedingt alle zusammen im Paket in den kommerziellen Einsatz gelangen müssen. Das wird etappenweise passieren und mit dem Einsatz der Sensoren beginnen, andere Technologien werden zu einem späteren Zeitraum folgen.

Daneben gibt es ja noch die alltäglichen Autos, welche Goodyear mit konventionellen Reifen ausrüsten muss. Doch auch hier haben sich die Anforderungen geändert, siehe E-Mobilität. Hat dies technische Auswirkungen auf den Reifenhersteller Goodyear?

JCK: Das wird seine technischen Auswirkungen haben, hauptsächlich bei den E-Autos. Für uns bedeutet diese Zusammenarbeit mit den Herstellern dieser Autos eine interessante Herausforderung.

Früher hatten leistungsschwache Autos kleine, schmale Reifen, die starken Autos hatten breite Reifen. Müssen wir uns da umstellen?

JCK: Ja, man wird sich umstellen müssen. Man wird in Zukunft vermehrt große, schmale Reifen auf diesen E-Autos sehen.

Viele Hersteller bauen inzwischen kleinere Motoren und setzen vermehrt auf Benzin-Aggregate. Hat das Auswirkungen auf die Entwicklung bei Goodyear?

JCK: Nein, nicht direkt. Dennoch, bei den meisten Marken werden innerhalb einer Modellreihe Reifen unterschiedlicher Größe angeboten, was früher nicht der Fall war. Das bedeutet, dass es jetzt öfters bis 17 Zoll oder darüber hinaus geht; eine Marktentwicklung, der wir uns anpassen.

Nun wird ja versucht, bei einem Reifen das bestmögliche Gleichgewicht oder den besten Kompromiss zwischen unterschiedlichen Eigenschaften zu finden. Wird jetzt in Zukunft mehr Wert auf den Abrollwiderstand gelegt, der im Interesse des Verbrauchs möglichst niedrig sein soll?

JCK: Allein schon wegen der herrschenden CO2-Abgasvorschriften kommt dem reduzierten Rollwiderstand eine grosse Bedeutung zu. Goodyear-Reifen erzielen auf diesem Gebiet Bestwerte, was uns erlaubt, uns im Vergleich zur Konkurrenz vorteilhaft zu behaupten. Das geht jedoch nicht auf Kosten der Langlebigkeit unserer Reifen, welche den Kunden weiterhin eine ausgezeichnete Kilometerleistung bieten werden. Nicht zuletzt unser Forschungs- und Entwicklungsaufwand in Luxemburg trägt dazu bei. Und dabei geht es darum, Eigenschaften wie den Abrollwiderstand zu verbessern ohne dadurch andere reifenspezifische Eigenschaften zu beeinträchtigen.

Die Leute sind unsicher und fragen sich, ob sie denn nun ein Auto mit konventionellem Antrieb oder ein Gefährt mit E-Antrieb erwerben sollen. Was bedeutet das für Goodyear?

JCK: Nun, Benzin, Diesel oder E-Motor, die Autos werden immer noch auf vier Rädern fahren und unsere Reifen brauchen.

Vielen Dank, Herr Kihn, für dieses Gespräch.