Über die Linie braucht man keine Zeile zu verlieren: Der i8 Roadster ist ein reinrassiger, zweisitziger Supersportwagen, ein Traumauto, das Kraft, Dynamik und Temperament ausstrahlt. So sieht er aus, doch dem ist leider nicht so. Denn der i8 Roadster hat zwar einen Look und eine Linie, die begeistern, vor allem mit geöffneten Flügeltüren, die ihn aussehen lassen wie ein Jet im Tiefflug mit ausgefahrenen Luftbremsen, doch was hier bremst, ist das Hybrid-Konzept eines Sportwagens, dessen Dreizylinder-Turbo-Benziner zusätzlich einen E-Motor mitführt, der mit seinen 11,6 kWh nur gerade so viel Kraft aufbringt, um alleine etwa 50 Kilometer Distanz zu schaffen.
Ein BMW-Sportwagen und ein Dreizylinder-Motor, das klingt wie ein Bodybuilder mit Pampers. Die Leistung ist wohl da, genauer gesagt sind es 231 PS aus 1,5 Litern dank Turbo und Direkteinspritzung, doch wer diesen Flachmann und seine reizende Optik auf den ersten Blick sieht, erwartet hier ein Aggregat im Bereich der V8-, zumindest der V6-Liga. Und das wäre auch der Fall, hätte BMW das auch nur gewollt, schließlich weiß man in diesem Hause, wie man Autos zum Laufen bringt, die Freude am Fahren bereiten.
Da ist also der i8 Roadster, ein Zweisitzer mit Stoffverdeck, das hinter den Kopfstützen in der Karosserie verschwindet, Fahrer und Beifahrer finden hinter den Sitzen Stauraum für leichtes Gepäck, Ablagen in den Türen gibt es keine, aus gutem Grund, wer so schräg nach oben öffnet, möchte die Umwelt nicht mit herumfliegenden Sachen wie Handy oder Feldstecher belasten. Der kleine Dreizylinder liegt hinten, da bleibt noch etwas Platz für Aktenkoffer oder Schminktasche, vorne liegt der E-Motor, der 143 PS leistet und seine Kraft aus einer Batterie schöpft, die eine Leistung von 11,6 kWh hat, was im Fahrbetrieb so um die 50 km Autonomie ermöglicht.
Das Laden kann zu Hause über Stromanschluss erfolgen oder aber während der Fahrt in unterschiedlicher Intensität, beim Bremsen und Gaswegnehmen gelangt am meisten in die Batterie, wenn man den Fahrmodus auf „Sport“ schaltet. Bis zu 120 km/h kann man rein elektrisch fahren, im normalen Hybrid-Fahrmodus schaltet sich der Verbrennungsmotor sofort ein, wenn man das Pedal durchdrückt oder aber die Batteriekapazität verbraucht ist.
Die Systemleistung des i8 Roadster beträgt 374 PS, das ist enorm angesichts der beiden verwendeten Aggregate, besonders des kleinen Dreizylinders, der E-Antrieb gelangt auf die Vorderräder, der Benzinantrieb über Sechsgang-Automatik auf die Hinterräder, bei Vollgas arbeiten beide zusammen. Der Antritt ist beachtlich, die null auf hundert passieren unter fünf Sekunden, bei schneller Gangart und in engen Kurven zeigt sich dieser Sportwagen angenehm übersteuernd. Bei 250 km/h ist Schluss und die Zwei-Liter-Durchschnittsverbrauch, die das Werk für die ersten 100 km angibt, werden sich dementsprechend inflationär in die Höhe schrauben, sobald der E-Speicher leer ist. Mit 46 g CO2 pro Kilometer zeigt sich der i8 betont Euro-6-konform, wie gesagt, so etwas ist nur möglich, wenn man die ersten 50 km Testfahrt rein elektrisch absolviert.
Im Fahrbetrieb bereitet dieser Roadster enorm viel Spaß, er lenkt und reagiert wie ein reinrassiger Sportwagen. Die Geräuschkulisse des Motors klingt nach Power, aber nicht nach Dreizylinder, die Lenkung ist präzise und direkt, das Bremsverhalten vorbildlich und die Straßenlage tadellos. Kein Wunder bei diesem hinreißenden Körper und seiner optimalen Gewichtsverteilung. Preislich ist der i8 Roadster auf dem Niveau von Supersportwagen (144.000 Euro), das ist viel für einen kleinen Dreizylinder mit 50 km E-Autonomie. Dafür erhält man einen tollen Look und einen hohen Aufmerksamkeitskoeffizienten. Und nebenbei den Anflug eines reinen Gewissens …
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