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Maßgeschneidert

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Wer über Mode plappert, kommt an Paris, Mailand, London und New York kaum vorbei. Aber auch in Nennig, gleich gegenüber von Remich, gibt es ein kleines Paradies für Modebewusste. Im behaglichen Örtchen direkt an den Ufern der Mosel steht zwar kein Eiffelturm, keine Scala, kein Big Ben und schon gar keine Freiheitsstatue, dafür gibt es aber seit 1950 das in der Großregion bestbekannte Modehaus Fischer.

Im Wandel der Zeit

Bereits in dritter Generation führen die Geschwister Eva und Andreas Fischer zusammen das Geschäft, das sie im Jahr 2009 von den Eltern übernommen und auch in den Jahren danach stetig erweitert haben. «Wir bieten 440 Quadratmeter stationären Handel für Damen und Herren sowie Accessoires und in einigen Einschränkungen Damen- und Herrenwäsche», erläutert Andreas Fischer, mit dem wir uns auch über den Beruf des Schneiders unterhielten, für den es in Luxemburg selbst keine Berufsausbildung mehr gibt.

Andreas Fischer

«Der Beruf des Schneiders ist leider vom Aussterben bedroht, weil es scheinbar nicht mehr lukrativ ist, ihn zu erlernen. Die Herstellung von Bekleidungen hat sich auch in den letzten Jahren gewandelt, das heißt also, dass die Konfektionierung durch einen Schneider mit Maßnehmen, Anfertigungsteilen herstellen und Zwischenanproben praktisch im Alltag entfallen sind. Nur noch in seltenen Fällen nimmt der gelernte Schneider die Herstellung von fertigen Anzügen und Kleidern vor, er führt stattdessen oft an fertig gelieferten, industriellen Maßprodukten Korrekturen durch oder nimmt an konfektionierter Ware im Haus Änderungen vor.

Der Beruf des Schneiders ist in den letzten Jahren leider auch zum Änderungsschneider geworden», gibt der gelernte Textilbetriebswirt zu verstehen. Aber nehmen sich die Leute in unserer schnelllebigen Welt eigentlich noch genügend Zeit, um individuelle Anzüge bzw. Kleider beim Schneider anfertigen zu lassen? «Ja, immer mehr, vor allem bei den Herren ist das so, dass sie, wenn eine Feierlichkeit oder sonst ein besonderer Anlass bevorsteht, früh genug kommen und auch bereit sind, diese notwendigen Anproben zu machen. Und dazu muss ich ganz klar sagen, dass das wieder öfter vorkommt.

Also Internetshopping ist wohl in unserer Branche verbreitet, aber das hauptsächlich bei Artikeln wie Hemden und Pullovern oder Jeans, die man kennt und dann auch bestellt. Aber für die individuelle Maßanfertigung begibt man sich verstärkt wieder zu unserem Modehaus – ein Trend, der nunmehr seit vier Jahren wieder deutlich zu erkennen ist», erklärt Andreas Fischer.

Baukastensystem oder Maßanfertigung?

Und wie ist die übliche Vorgehensweise bei einem solchen Kundenwunsch? «Nun, wir fragen nach dem Trageanlass und danach, ob der Kunde den Anzug auch danach noch tragen möchte oder nur speziell für den bestimmten Anlass. Dann gibt’s die Möglichkeiten aus unserem Baukastensystem oder aber, auf Maßanfertigung etwas zu machen. Die Gewichtsklasse des Stoffes wird erfragt, der Einsatzort im Raum – muss der Kunde zum Beispiel viel mit diesem Anzug bei öffentlichen Reden in der Natur stehen, dann muss das Kleidungsstück auch dementsprechend strapazierfähig sein. So kann man gezielt Stoffe aussuchen und die Beratung machen, damit der Kunde schließlich in jeder Situation komfortabel und topmodisch gekleidet ist», räsoniert Andreas Fischer, für den die Regeln der Bekleidungstechniken längst keine Geheimnisse mehr sind. Nachdem die Maße genommen sind und man sich für den Stil und Stoff entschieden hat, kann der Kunde das ersehnte Kleidungsstück dann nach sechs bis neun Wochen Wartezeit stolz tragen.

Uniformen für das Großherzogtum

Das Modehaus Fischer ist in Luxemburg aber auch im Bereich der Uniformen für Musikvereine und Behörden tätig, bestens bekannt und liefert mittlerweile pro Jahr um die Tausend Exemplare ins Großherzogtum. Wie es dazu kam, erläutert der Geschäftsführer: «In der Tat hat das zugenommen. Seit 2003 beliefern wir die luxemburgische Eisenbahngesellschaft und auch in Gemeinden Vereine und Reiseunternehmen, die sich verständlicherweise alle untereinander kennen, was somit zu sehr viel Mundpropaganda führt. Man redet halt darüber, wo die Uniformen herstammen, wobei der persönliche Kontakt zu unseren Kunden aber auch eine wesentliche Rolle spielt.

Unser System mit der Maßkonfektion hat sich bei unseren Kunden als sehr beliebt entpuppt, weil Menschen aller Körpermaße hiermit problemlos dieselbe Kleidung tragen können. Wir arbeiten mit zwei Uniformfabriken zusammen, der Firma Fischer im Schwarzwald und dem Unternehmen Klotz in Mömlingen. Das sind spezialisierte Fabriken, die reine Maßanfertigung für Sonderkunden wie Behörden, Vereine, Feuerwehren, Mobilitäts- und Busbetriebe usw. in allen Variationen anbieten. Dabei wird mit vorgegebenen Produktionsmustern aus beiden Uniformfabriken gearbeitet. Wir nehmen alle Maße auf, tragen die dann in vorgefertigte Tabellen ein. Die Einträge werden dann verarbeitet und das fertige Produkt wird dann in 98 Prozent der Fälle direkt, so wie bestellt, auch geliefert.

Schwankungen, Schnittlängen anpassen und kleine Korrekturen, die der Kunde nachträglich wünscht, führen wir hier mit unseren eigenen Schneiderinnen aus. Bei uns im Haus beschäftigen wir zwei Vollzeitschneiderinnen und arbeiten an Spitzenzeiten, wenn Uniformen in höherer Stückzahl eingehen, mit einer Schneiderei zusammen, die in unserem Auftrag die Arbeit vervollständigt oder anpasst. Das hält die Lieferzeiten dann auch recht kurz.»

Der feine Unterschied

Ein Kenner bemerkt dann wohl sofort, ob es sich um einen maßgeschneiderten Anzug handelt oder nicht. Worin die Hauptmerkmale liegen, verrät uns Andreas Fischer: «Nehmen wir die Uniform als Beispiel: Bei den unterschiedlichen Körpergrößen eines jeden Trägers ist eines der Merkmale für eine richtige Arbeit des Schneiders, dass der Gürtel immer auf einer bestimmten Position an der Jacke verläuft. Ein weiteres Merkmal ist die Positionierung der Taschen in der Höhe, diese muss individuell auf den Kunden abgestimmt sein – der Kenner merkt das gleich, wenn er beispielsweise einen Mann sieht, der 1,72 Meter groß ist, und einen von zwei Metern Größe und sich die Taschen sowohl beim einen wie auch beim anderen auf Höhe der Brust, also auf der richtigen Höhe, befinden.»

Wodurch sich Uniformen grundsätzlich von Anzügen unterscheiden und woher die jeweiligen Stoffe stammen, wollen wir vom Fachmann wissen. «Die Dauer der Nachlieferbarkeit und die Strapazierfähigkeit der Stoffe sind hier ausschlaggebend, denn man kann nicht für jeden Uniform-Einsatz denselben Stoff und dieselben Modelle verwenden. Beim Maßanzug werden sehr viele modische Aspekte, die auch saisonal wichtig sind, berücksichtigt, während bei der Uniform großer Wert auf eine längere Lieferbarkeitskonstanz gelegt wird, mit in der Optik die Berücksichtigung auf Anpassung der modischen Kriterien. Beispiel: die Beinweiten der Hosen, ohne dass dadurch die Gesamtoptik der Uniformen verloren geht und man den Träger eindeutig identifizieren kann.

Modellvielfalt

Die Stoffe beziehen wir dort, wo die Betriebe ansässig sind, die die Maßanfertigungen herstellen. 80 Prozent der Uniformstoffe kommen aus Deutschland und der Rest aus Belgien und Portugal.» Wählen kann man unter vielen Modellvarianten und sogar Kinderuniformen sind nach wie vor gefragt. «Unter unzähligen kann man wählen, wir arbeiten beispielsweise auch Uniformen nach. Wenn jemand eine exklusive Uniform hat, die nachproduziert werden soll, sei es eine historische oder sonst eine, dann werden Muster übernommen; es gibt eigentlich keine Einschränkungen in der Modellvielfalt. Kindermodelle werden vor allem im Bereich der Musikuniformen einschließlich der legereren Kleidung für die Musikvereine angefragt. Im normalen Sortiment führen wir allerdings keine Kinderkleidung», so Andreas Fischer.

Viele Musikvereine geben sich mittlerweile gelassener und treten oft gerne etwas sportlicher in Jeans und T-Shirts auf. Werden deshalb weniger Uniformen als früher bestellt? «Nein, es wird oft ergänzt. Die legereren Outfits werden vor allem für die Sommerfeste genommen und die traditionellen Uniformen werden hauptsächlich für offizielle Anlässen und Paraden benötigt. Viele unserer Vereinskunden fahren zweigleisig: also das Beibehalten der klassischen Uniform sowie die Ergänzung des legeren Outfits», behauptet Fischer.

Accessoires

Wappen, Extraknöpfe und Accessoires sind Bestandteile der Uniform. Dazu gehört natürlich auch die passende Kopfbedeckung. «Ja, richtig, auch die Kopfbedeckung liefern wir zur Uniform. Da liegt uns von fast jedem Kunden ein Muster vor, ob Mütze, Kaskette oder Käppi, die werden wir mit derselben Qualität des Stoffes wie die Uniform bei einer Fachfirma anfertigen lassen. Für alle Behörden haben wir auch spezielle Abzeichen, die wir direkt aus Luxemburg von der Firma Artec aus Merscheid beziehen, die Medaillen, Knöpfe, Kragenabzeichen, Gürtelschnallen usw. auf jeden individuellen Wunsch der Kunden herstellt», versichert Andreas Fischer.

Zu guter Letzt hat das Ganze natürlich auch einen Preis. «Eine maßangefertigte Uniform, bestehend aus Sakko und Hose, kostet je nach Auswahl der Stoffe zwischen 400 und 600 Euro mit der Kopfbedeckung. Die Maßkonfektion ist heute nicht wesentlich teurer, als sie es früher war: Einen normalen angefertigten Herren-Maßanzug gibt es bereits ab 300 Euro», so der Fachmann abschließend.

Mehr Infos zum Modehaus Fischer gibt es hier.

Jang
24. Mai 2018 - 13.34

Hier ist der Kunde noch König,
Freundlichkeit,Qualität usw.alles ist vorhanden.