Blind vor Liebe schauen die Tiere weder nach rechts noch nach links: Autofahrer müssen in den kommenden Wochen deutlich häufiger mit Rehen auf der Fahrbahn rechnen. Die Paarungszeit erreicht zwischen Ende Juli und Anfang August ihren Höhpunkt. «Da achtet das Wild nicht auf die Gefahren, wie es das normalerweise tut», sagte der Geschäftsführer des Landesjagdverbandes Rheinland-Pfalz, Erhard Bäder, der Deutschen Presse-Agentur. Die Gefahr eines Wildunfalls steige in dieser Zeit um 20 bis 25 Prozent.
Liebestolle Rehböcke durchstreifen in nächster Zeit ihr Revier auf der Suche nach paarungswilligen Ricken und unliebsamen Nebenbuhlern. Die Weibchen senden Duftstoffe aus, die die Böcke anlocken. Zudem machen sie Geräusche. «Weibliche Rehe fiepen und signalisieren so, dass sie begattungswillig sind», erklärte Bäder. «Die Böcke sind dabei regelrecht blind vor Liebe.» Normalerweise sind die Tiere sehr scheu und meiden den Kontakt zu Menschen – in der Paarungszeit sei dieses Verhalten hormonell bedingt außer Kraft gesetzt.
Liebestolle Böcke
Autofahrer sollten deshalb aufpassen. Besonders an Waldrändern und Feldern springen die liebestollen Tiere über Straßen. Taucht ein Reh am Straßenrand auf, dürfte schon bald sein Verfolger kommen. Gerade an heißen Tagen liefern sich die Tiere besonders wilde Verfolgungsjagden. Zu normalen Zeiten sei besonders zur Futtersuche in der Morgen- und Abenddämmerung mit Wildwechsel zu rechnen, sagte Bäder. Nun könnten die tierischen Liebespärchen jederzeit vors Auto springen.
Im vergangenen Jahr kam es in Rheinland-Pfalz nach Angaben des Jagdverbands zu rund 22.900 Wildunfällen, fast 3.000 mehr als 2014. Mehr als 9.000 Rehe starben im Jagdjahr 2014/2015 bei Unfällen im Straßenverkehr – keine andere Wildart kommt häufiger unter die Räder.
Jäger nennen die Paarungszeit auch Blattzeit. Mithilfe von Buchenblättern können sie die Fieplaute der Ricken nachahmen und so die Böcke vor die Flinte locken. «Während der Paarungszeit wird mehr männliches Rehwild geschossen», bestätigte Bäder. Besonders die älteren Böcke, die interessante Trophäen abgeben, ließen sich zu anderen Jahreszeiten kaum blicken. Mit den Jagdgenossenschaften sei aber genau festgelegt, wie viele männliche und weibliche Rehe pro Jahr geschossen werden dürfen.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können