Es waren die sogenannten Promenaden-Konzerte oder Popular Concerts, kurz Pops genannt. Meistens waren es die großen amerikanischen Städte, die ihren Einwohnern im Sommer diese Open-Air- und Grats-Konzerte ermöglichten. Erstaunlicherweise dauerte es bis 1993, bis sich beispielsweise New York dazu entschloss, ebenfalls ein Orchester in diesem Sinne, nämlich das New York Pops Orchestra, zu gründen.
Pops-Konzerte definieren sich also durch eine populäre Mischung aus Klassik-Highlights, traditionellen Songs oder Musik aus dem Musical-Bereich. Meistens wurden und werden für die Solopartien namhafte Solisten engagiert, die dann auch als Zugpferd für das Publikum dienen sollen. In England hat sich eine ähnliche Strömung entwickelt, dies mit den sogenannten Proms, also auch Promenadenkonzerte, die es in London seit 1895 gibt, die heute allerdings als BBC Proms in der Royal Albert Hall aufgeführt werden.
Es ist Musik fürs Volk, meist gratis und völlig ungezwungen. Man kann sich hinsetzen, wo man will, essen, trinken, fotografieren, nahezu alles ist erlaubt. Es hat dann aber Jahrzehnte gedauert, bis sich das Phänomen der sommerlichen Open-Air-Konzerte auch in Westeuropa durchgesetzt hat. Heute kennt man vor allem die Konzerte der Berliner Philharmoniker auf der Waldbühne oder der Wiener Philharmoniker vor Schloss Schönbrunn. Darüber hinaus bietet jetzt fast jede große Stadt sein eigenes Open-Air-Konzert.
Von Verdi über Puccini zu Gershwin und Bernstein
Auch in Luxemburg hat sich dieses Format bewährt. Vor drei Sommern konnte auf der „Kinnekswiss“ insbesondere der Bass-Bariton Sir Bryn Terfel die Massen begeistern, am vergangenen Samstag standen mit Thomas Hampson, Bariton und Kristine Opolais, Sopran zwei weitere Weltstars der Oper auf der Bühne der „Kinnekswiss“. Zudem sang der Choeur de Chambre de Luxembourg (Einstudierung Antonio Grosu) und Chefdirigent Gustavo Gimeno dirigierte natürlich das Orchestre Philharmonique du Luxembourg. Die Stimmung war gut, die Menschen hatten Lust auf Musik und so konnte man sich auf einen durch und durch unterhaltsamen Abend freuen, der unter dem Thema Viva Verdi stand.
Gimeno startete dann auch sofort mit einer virtuos angelegten Sinfonie aus La Forza del destino, gefolgt von der Arie „Per me giunto è il supremo“ aus Don Carlos. Kristine Opolais brachte ihren leuchtenden Sopran in der Arie „Io son l’umile ancella“ aus Adriana Lecouvreur von Francesco Cileo regelrecht zum Strahlen. Und wenn Verdi auf dem Programm steht, dann darf der berühmte Gefangenenchor aus Nabucco ebenso wenig fehlen wie der Triumphmarsch aus Aida. Beide Male glänzte der Choeur de Luxembourg mit einer souveränen Leistung.
Nach dem Duett „Nedda !, Silvio a quest ora“ aus Leoncavallos Oper Pagliacci, wunderschön gesungen von Hampson und Opolais, dann (für mich) der Höhepunkt des Abends, nämlich „Te Deum“ des Scarpia aus der Oper Tosca von Puccini, das Hampson meisterlich und mit immer noblem Ton zu gestalten wusste, ganz im Gegensatz zu der hasserfüllten Interpretation, die wir von Bryn Terfel her kennen. Exzellent auch hier der Chor. Es folgten noch Ausschnitte aus La forza del destino („Pace, pace mio dio“) und Jules Massenets Hérodiade („Vision fugitive“), ehe man sich dann dem amerikanischen Repertoire zuwandte. Opolais sang Gershwins „Summertime“ und Hampson „Lonely Town“ aus On the Town von Lenny Bernstein. Zum Schluss fanden sich beide noch einmal zum Bernstein-Duett Tonight aus der West Side Story zusammen.
Der Riesenapplaus und die Standing ovations blieben nicht ungehört und auch die Solisten und Musiker hatten noch Lust auf mehr. Es folgten noch drei hervorragend interpretierete Stücke als Zugaben, nämlich „Das Lied an den Mond“ aus Dvoraks Oper Rusalka (Opolais), den Song Night and Day von Cole Porter (Hampson) und ganz am Ende das wunderschöne Duett „Lippen schweigen“ aus Franz Lehars Meisteroperette Die lustige Witwe.
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