Also: Was ist das für ein Sicherheitsapparat, der seine Häftlinge nicht in Gefangenschaft halten kann? Der zwar die Fliehenden immer wieder einfängt, um sie dann aber wieder und wieder hinter Gitter zu sperren, welche scheinbar mühelos ebenso wiederholt überwunden werden können? Das Tretmühlenartige dieser Momente ist ein wichtiger Impuls sowohl für die Berühmtheit von Paleokostas, als auch für seine nun vorliegenden Lebenserinnerungen. Der Titel des Buches, „Ein normales Leben“, verweist auf die moralische Anlage des Textes: Ein Outlaw ist auch nur ein Mensch wie du und ich, mit all seinen Nöten und seinem Streben nach Glück und Wohlstand. Allein die Kapitelüberschriften, in denen sich Begriffe wie „Verfolgungsjagt“, „Ausbruch“, „Überfall“ und „Straßensperre“ beständig abwechseln, verweisen dagegen auf ein alles andere als normales Leben.
Vielmehr geht es hier um eine Existenz im permanenten Ausnahmezustand. Beeindruckend deshalb, wie die Hektik, das Atemlose, in Paleokostas‘ Prosa zum Ausdruck kommt, wobei die Masse an oft auch metaphorisch verstandener Naturbeschreibungen beim Lesen sogar eine gewisse Rhythmik erzeugt. Dass sich Paleokostas als Rebell inszeniert, dürfte allein schon in der Natur der Unternehmung begründet liegen. Dass ihm der Ruf, eine Art griechischer Robin Hood zu sein, bis heute anhängt, hat tatsächlich auch damit etwas zu tun, dass er einen Teil seiner Beute Leuten gab, sie sich in Notlagen befanden und das Geld gebrauchen konnten. Ansonsten war er mit und ohne seinen älteren Bruder Nikos bei der Wahl der Opfer ihrer Raubzüge bzw. Überfälle nicht gerade zimperlich: Juweliere zuerst, dann Banken, schließlich Entführungen wie die des Industriellen Giorgos Mylonas, die 2008 auch international Schlagzeilen machte.
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