Golden GlobesÜberraschende Sieger und ein bissiger Gervais

Golden Globes / Überraschende Sieger und ein bissiger Gervais
Ricky Gervais hilft beim Ausrollen des Roten Teppichs für die Stars am Vorabend der Verleihung der Golden Globes. Der britische Komiker gibt zum fünften Mal als Gastgeber den Ton an. Foto: Chris Pizzello/Invision/dpa

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Die vom Verband der Auslandspresse in Hollywood vergebenen Golden Globes gelten als wichtiger Hinweis darauf, welche Filme und Darsteller bei den später verliehenen Oscars gute Chancen haben. Im vergangenen Jahr gewannen nahezu sämtliche Golden-Globe-Preisträger später auch einen Oscar. Aber auch den internationalen Fernsehserien wird bei dieser Preisverleihung gedacht.

Komiker Ricky Gervais (58) hat bei seiner fünften Moderation der Golden Globes am Sonntag in Los Angeles erneut mit vielen kontroversen Sprüchen durch den Abend geführt. „Es war ein großes Jahr für Pädophilie-Filme. „Surviving R. Kelly“, „Leaving Neverland“, „The Two Popes“, sagte Gervais zu Beginn der Verleihung zu Filmen über R. Kelly, Michael Jackson und die Katholische Kirche. Als einige der Anwesenden darüber das Gesicht verzogen, sagte der Brite: „Haltet den Mund! Ist mir egal.“

Gervais ist für seine bissigen Moderationen der von Hollywoods ausländischen Filmjournalisten ausgerichteten Gala berühmt. Er leitete am Sonntag den Abend ein mit: „Zum Glück kann die Hollywood Foreign Press Association kaum Englisch und sie haben keine Ahnung, was Twitter ist.“

Der Kriegsfilm „1917“ des britischen Regisseurs Sam Mendes ist mit dem Golden Globe als bestes Drama ausgezeichnet worden. Der Preis für die beste Komödie ging am Sonntagabend bei der Gala im kalifornischen Beverly Hills an „Once Upon a Time … in Hollywood“ von US-Kultregisseur Quentin Tarantino. Die Auszeichnungen für die besten Hauptdarsteller bekamen Joaquin Phoenix für „Joker“, Renée Zellweger („Judy“), Taron Egerton („Rocketman“) und Awkwafina („The Farewell“).

Mendes› Film über den Ersten Weltkrieg setzte sich – für viele Branchenexperten überraschend – gegen so starke Konkurrenz wie die dunkle Komödie „Joker“, die herzerweichende Scheidungsgeschichte „Marriage Story“, den Mafiafilm „The Irishman“ und das Werk „Die zwei Päpste“ über Benedikt und seinen Nachfolger Franziskus durch.

Tarantinos mit vielen Stars besetzte Hommage an das Hollywood der sechziger Jahre gewann in der Komödiensparte gegen den Krimi „Knives Out – Mord ist Familiensache“, die Nazi-Satire „Jojo Rabbit“, die Elton-John-Biografie „Rocketman“ und den ebenfalls biografischen Film „Dolemite Is My Name“ über den Sänger und Komödianten Rudy Ray Moore.

Nicht-US-Serien triumphieren in den Fernssehkategorien

In den Fernsehkategorien gibt es ungewöhnlich viele Preisträger, die nicht aus den USA stammen. Zwei Preise gingen in der Nacht zu Montag in Los Angeles an das opulente Familiendrama „Succession“ über einen alternden TV-Mogul. Die Reihe gewann in der Königskategorie als beste Dramaserie und der in Schottland geborene Brite Brian Cox wurde zum besten Hauptdarsteller einer Dramaserie erkoren.

 Mehrere Trophäen gingen an britische Werke: Beste Schauspielerin in einem Drama wurde die Britin Olivia Colman als Queen Elizabeth II. in der Netflix-Serie „The Crown“. In der Comedy-Kategorie gewann BBCs „Fleabag“ als beste Serie. Deren Autorin Phoebe Waller-Bridge spielt darin eine einsame Großstädterin. Die Londonerin gewann auch den Preis als beste Hauptdarstellerin in einer Comedy-Serie. Bester Komödien-Hauptdarsteller wurde Ramy Youssef für seine autobiografische Serie „Ramy“ über einen US-amerikanischen Mittzwanziger mit ägyptischen Wurzeln.

 Zur Serie „Morning Show“, die beim Streamingdienst Apple+ läuft, bemerkte der Moderator Gervais: „Ein fantastisches Drama darüber, wie wichtig es ist, Würde zu bewahren und das Richtige zu tun – gemacht von einer Firma, die in China Sweatshops betreibt.“ Apple-Vorstandschef Tim Cook war ebenfalls im Saal und wahrte ein ruhiges Gesicht. Gervais ergänzte: „Die Unternehmen, für die ihr arbeitet: Apple, Amazon, Disney… Wenn ISIS einen eigenen Streamingdienst starten würde, würdet ihr euren Agenten anrufen.“
Der britische Komiker legte nach: „Ihr seid nicht in einer Position, in der ihr die Öffentlichkeit über irgendetwas belehren könntet. Ihr wisst nichts über die wahre Welt – die meisten von euch haben weniger Zeit in der Schule verbracht als Greta Thunberg.“