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Land und Leute

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Die heutige Postkarte ist eine Feststellung. Unter kleinen Ländern ist man von Kontinent zu Kontinent gar nicht einmal so verschieden. Genau wie wir hat Costa Rica eine vielschichtige Immigration. Entgegen der gängungen Klischees kommen die knapp fünf Millionen Costaricaner gar nicht alle aus der gleichen Form.

Die Entdeckung beginnt schon damit, dass die meisten Costaricaner hellhäutig sind. 95 Prozent stammen von europäischen Einwanderern ab, allen voran den Spaniern. Costa Rica war schon sehr früh ein Einwanderungsland. In der Gefolgschaft der Eroberer kamen die Spanier, im 19. Jahrhundert wanderten Chinesen, Italiener und Jamaikaner ein, etwas später kamen die Deutschen, die in die Kaffeearistokratie einstiegen. In den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts kamen die amerikanischen Quäker, in den 60er und 70er Jahren flohen die Chilenen, Nicaraguaner, Kolumbianer und El Salvadorianer vor den Diktaturen und Bürgerkriegen in ihren Ländern. Heute kaufen amerikanische Rentner an der Pazifikküste kleine Häuser, um dort einen Teil ihres Lebensabends unter der Sonne zu verbringen. Weniger als zwei Stunden dauert ein Direktflug von Miami nach Liberia, Hin- und Rückflug kosten knapp 300 Dollar. Allerdings wird Costa Rica dadurch zum «Ballermann», in dem Einheimische nur noch als Maurer, Gärtner, Hotelangestellter oder als Prostituerte arbeiten. Oder die Campesinos vrrkaufen ihr Land an Baufirmen, verprassen das Geld und landen in San Jose in der Misere.

Die Afro-Costaricaner und Chinesen, heute knapp drei Prozent der Bevölkerung, kamen im 16. Jahrhundert aus Nicaragua. Mitte des 19. Jahrhunderts kamen Jamaikaner und Chinesen, um die Eisenbahnlinie von San Jose bis an die Karibikküste zu bauen, später arbeiteten sie auf den Plantagen der United Fruit Company. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts war es ihnen verboten, sich im Valle Central, dem fruchtbaren Mittelland, niederzulassen. Erst mit der Verfassung von 1949 erhielten sie die Staatsbürgerschaft.
Acht Indianerstämme leben heute noch in Costa Rica. Die rund 40.000 Indigene leben in 22 Reserven, hauptsächlich von Landwirtschaft und Jagd und zählen zu den ärmsten Bevölkerungsschichten. Ihr Land gehört dem Staat und wird kaum geschützt oder verbessert. Erst in den letzten 30 Jahren haben sich die Stämme gewehrt, 1992 erhielten sie die Staatsbürgerschaft, zwei Jahre später das Wahlrecht.

Die Grenze zwischen Costa Rica und Nicaragua ist geschlossen, wer einreisen will, muss ein Visum kaufen. Das macht den Nicaraguanern, die bei dem reicheren Nachbarn nach Arbeit suchen, keine Angst. Offiziell sind sie 300.000, die in Costa Ricas Landwirtschaft arbeiten, inoffiziell wird ihre Zahl auf mehr als eine Million geschätzt. Sie arbeiten vor allem als Pflücker auf den Obst- und Kaffeeplantagen, eine Arbeit, für die sich die Costaricaner heute zu schade sind.

Am Sonntag gehen die Costa Ricaner wählen, sie entscheiden über das Amt des Staatspräsidenten und die Abgeordnetenversammlung. Deshalb wird die morgige Postkaurte eine politische sein, allerdings keine Vorabschätzungen enthalten. Dafür ist die Lage – mit acht Kandidaten – zu unübersichtlich und mein spanisch zu rudimentär.